Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

Das Xiebeit der damaligen Landleute haben mir uns fast so vorzustellen, wie es hente ist. Aber auch Roms Herrschaft in unsern Gegenden gieng zit Ende; ungefähr um 482 n. Chr. dringen germanische Völkerschaften mit wildem Ungestüm ein; bei ihrem Ansturm sinken Colonien, Castelle und Standorte in Trümmer. Der Roma- nisinus muss dem Germanismus weichen; an Stelle römischer Cultur tritt die derbe Sitte eines neuen kraftvollen Geschlechtes; bis in unsere Heimat dringt der Puls­ schlag neuen Völkerlebens; die Bajuvaren ziehen ein (553). 6 3. Die Bajiivarcil.*) Dieses Volk tritt mit schlverer Sohle den Boden unseres Bezirkes; kräftige, blauäugige, flachshaarige Recken, mit Wurfspieß oder Lanze und Schild bewaffnet, in groben Wollstoff gehüllt, ohne Zier und Prunk, verdrängen die Römer; mit NrcmSiniiilstcr. Wuth und Geivalt zerstören sie deren Werke, suchen sich Ansiedlungen aus, in denen dann rüstige Frauen in pnrpurbesäumtem Linnenkleide unter Beihilfe gesunder Kinder häuslich todten. Der Besitz erweitert sich; Unkraut lvird ausgerodet und an Stelle überreifen Waldes entstehen fleißig bearbeitete Fluren, aus welchen die Sippen in patriarchalischer Weise einem Erwählten sich unterordnen. Das Rechts­ gefühl schafft bereits ein auf die alte Denkweise gegründetes Rechtsleben; es entstehen Verbände, Gaue und später der Traungau. Hier stehen die Bajuvaren unter Herzogen ans dem edlen Geschlechte der Agilolfinger, welche das Land vor Feinden kräftigst zu schützen verstanden. Orte und Städte werden gegründet, ein frisches Leben beginnt auf Bergen und im Thale, die Bewohnerschaft tvächst zusehends und ver­ mehrt sich durch Zuzug von Slaven, besonders an der Traun, Enns und Steyr, >vo mir Ortsnamen finden, welche slavischen Ursprunges sind. Die Enns lvird *) Zöhr er: „Städtebilder." (Nr. 105.) - Bauernfeind: „Geschichte des Stiftes Krenisini'mster von 777—993." ( 21 . Jahresber. d. Staatsrealschnle in Steyr.)

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