Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

182 Lilienhofe, der einst der Familie des Steyrer Chronisten gehörte und Prevenhuberhof genannt wurde. In der Ortschaft Pyrach liegt der Ketzerfreithoff, so genannt, weil hier die im Kraxenthal verbrannten ketzerischen Waldenser begraben wurden. Kehren wir zurück und überschreiten vom Ausgangspunkte unseres Rundganges in Zwischenbrücken die En ns brücke, so gelangen wir in die Vorstadt Ennsdorf. Das erste stattliche Haus gegenüber der Brücke gehört dem Kaufmann Scholz. Rechts von der Brücke steht das Haus des Lederermeisters John mit eingemauerten Kanonenkugeln vom Jahre 1805. Als im Jahre 1572 das Hochwasser alle Brücken iveggerissen hatte, erbaute die Stadt den Brückenkopf an der Ennsbrücke in Ennsdorf mt§ gehauenen Steinen und Quaderstücken und der Weißgürber Eckinger mit Erlaubnis des Magistrates an seiner Seite das Eckhaus mit seiner festen Grundlage, das jetzige Johnhaus. Die hier beginnende Bahnhofstraße zeigt rechts vier zu Ende der acht­ ziger Jahre erbaute Gemeindezinshäuser und führt zum Bahnhöfe der k. k. Staats­ bahnen, früher Kronprinz Rudolfbahn. Vor demselben steht das der Frau Baronin Jmhof gehörige ehemalige Directionsgebäude der Kronprinz Rudolf-Bahn, welches später die Controle der k. k. Direction für Staatseisenbahnbetrieb und hierauf bis 1893 die Wagendirigierungsabtheilung beherbergte. Run ist es ein Zinshaus Von der Bahnhofstraße zweigt ab die Kollergasse und endet in einem schmalen Thore, dem Kollerthore, einem Reste der ehemaligen Stadtbefestigung. An sie schließt sich längs der Enns bis zur Neubrücke die Duckartstraße an, von der die Kompassgasse zum Bahnhof führt, so benannt nach dem am 14. Juli 1865 verstorbenen Bürgermeister von Steyr, Dr. Jakob Kompass, dem ersten Anreger der Kronprinz Rudolf-Bahn. Die Duckartstraße führt ihren Namen zur Erinnerung an eine große Wohlthäterin der Stadt, Elise Duckart. Diese errichtete im Jahre 1868 eine Stiftung für Blinde, eine für Dienstboten, eine für Waisenmädchen, eine für Bürgerspitalpfrüudner, zusamiuen mit 5300 fl. und widmete 20000 fl. zum Ausbau des Bürgerspitales. An die Duckartstraße schließt sich die uralte Eisen st raße an. Das Kreuz an dieser Straße in N'euschöuau am Bahnkörper ließ Hieronymus Zuvernumb, Stadtrichter und mehrmals Bürgermeister in Steyr, der im Jahre 1547 starb, zur Erinnerung au einen glücklich abgelaufenen Fall errichten. Die Eisenstraße führt unterhalb St. Ulrich in der Freising am ehemaligen Hochgerichtsplatze der Burg Steyr'schen Unterthanen vorüber. Links von der Ennsbrücke ist die Lange Gasse mit dem Gebäudecomplex der int Jahre 1892 errichteten Steyrer Actien-Bräuerei. Das Haus 9Zr. 14 gehörte einst dem Färbermeister Jakob Zettl, der die Ereignisse in der Stadt Steyr vom Jahre 1612 bis 1635 in schlichter Sprache, von streng katholischem Standpunkte aus darstellte. Von der Langen Gasse zweigt die Johannesgasse ab, in welcher sich von der alten Stadtbefestigung das Johannesthor erhalten hat. Das Haus 9Zr. 7 dieser Gasse ist durch eine Gedenktafel als Geburtshaus von Franz Xaver Pritz bezeichnet. — Franz Xaver Pritz ivurde am 4. November 1791 geboren, begann und vollendete zu Linz seine Gymnasial- und philosophischen Studien und trat im October 1809 in das Augustiner - Chorherrnstift zu St. Florian. Die theologischen Studien betrieb er zu Linz und zu Wien, wo er dem Studium der orientalischen Dialecte besondere Sorgfalt zuivandte. Im Jahre 1815 zum Priester geweiht, gieng er zunächst als Hilfspriester nach Mauthausen, übernahm aber schon 1817 am Linzer Lyceum die Lehrkanzel des alten Bundes und der orientalischen Sprachen, der er durch 38 Jahre mit segensreichem Erfolge vorstand. Nachdem er das Lehramt niedergelegt, wurde er Pfarrvicar in Wallern und 1862 in Ansfelden bei Ebelsberg, wo er am 22. Mürz 1872 starb. Seine Hauptwerke sind: Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr. Linz, 1837. — Geschichte der Benedictinerklöster Garsten und Gleink. Linz 1841. — Geschichte des Landes ob der Enns. II Bände. Linz, 1846 und 1847. Die Geschichten mehrerer oberösterreichischen Klöster rc. rc.

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