Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

178 großer Theil der Kirche fertiggestellt war. Martin Kronschach leitete hernach den Bau, wurde aber, der Untreue beschuldigt, 1482 entlassen. Auf ihn folgte der Steinmetz Wolfgang Denk, den 1515 der Tod ereilte. Sein aus Marmor gefertigter Grabstein, ein Kunstwerk der Bildhauerei, befindet sich im Innern der Kirche, rechts vom Haupteingange. Unter Haus Schwedchorer endlich gieng der Bau im Jahre 1522 seiner Vollendung entgegen; da brach in der Stadt eine Feuersbrunst aus, vernichtete 55 Häuser, ergriff auch die Kirche und beschädigte dieses Bauwerk sehr bebcutenb. Die innere Ausschmückung, die Glocken u. s. w. gieugen zu Grunde, und die Säulen hatten so gelitten, dass sie nach der Meinung der Baumeister ein neues Gewölbe nicht mehr zu tragen im Stande waren. Obwohl nun die opferwilligen Bewohner den Thurm, das Pfarrhaus u. s. w. wieder aufbauten und neue Glocken beschafften, unterblieb doch die Einwölbung der Kirche. Erst im Jahre 1628 begann der Garstner Abt Anton II. mit der Vollendung der Kirche. Die Epitaphien der Protestanten wurden hinausgeschafft, ein neues Pflaster hergestellt und 1630 das Gewölbe gebaut, mit ihm also die Kirche 187 Jahre nach der Grundsteinlegung vollendet. — Die Stadt­ pfarrkirche war früher ein Wallfahrtsort, und verehrte man hier den „Steyrer Herrgott." (Erg. z. Diöcesanbl. in, p. 82.) In der Nacht vom 8. auf den ll. Jänner des Jahres 1876 brannte der obere Theil des Thurmes nieder. Neun Jahre später wurde unter dem Pfarrer und Consistorialrathe Johann Aichinger der Thurmbau nach den Plänen des Dombau­ meisters Schmid in Wien begonnen und mit einem Kostenauftvande von über 100000 Gulden nach vier Jahren fertiggestellt. Jetzt erhebt sich der Thurm in neuer Pracht stolz und majestätisch, und sein goldener Knauf kündet auf weite Entfernungen hin das Dasein Steyrs an. Neben der Stadtpfarrkirche, zwischen dieser und dem Pfarrhofe erhebt sich die Marg^retenkapelle. Sie hat einen kleinen gothischen Thurm, der sehr großen Kunstwert besitzt, und nach dessen Muster der Thurm der Stadtpfarrkirche gebaut wurde. Durch eine Quermauer ist die Kapelle in zwei Hälften getheilt, in eine vordere und eine hintere. Erstere enthält einen Altar, der 1724 vollständig renoviert wurde und das von Röselfeld gemalte Altarbild erhielt. Zum Andenken an den Thurmbrand ist hier auch das schwere Kreuz des Stadtpfarrthurmes, das beim Brande im Jahre 1876 herabstürzte und im Gewölbe des Kirchenschiffes stecken blieb, aufbetvahrt. Dieser Raum dient in der Charwoche als Grabkapelle, sonst ist er geschlossen. Im anderen Theile werden Kirchengeräthe aufbewahrt. Dieses Kirchlein ist ein altes Bauwerk, es ist die Kapelle an der Sabinicha (Sarmingbach, später Teufelsbach, der durch den Hundsgraben ehemals in die Enns sich ergoss), ivelche mit anderen Gütern vom Markgrafen Otakar II. int Jahre 1110 dem Kloster Garsten übergeben wurde. An die Margaretenkapelle ist der Pfarrhof angebaut. Ein Pfarrhof zu Steyr wird schon 1360 urkundlich erwähnt. Im Jahre 1522 brannte derselbe mit der Kirche nieder uub der Pfarrer wohnte nun bis zum Jahre 1630 in dem Schwinden­ hammerischen Hause vor dem Gilgenthore. Erst 1630 fieng man an, auf den Ruinen des alten Pfarrhofes einen neuen zu bauen; der Baumeister war ein Italiener, namens Marx; aber der Bau gerieth aus Mangel an Geld bald ins Stocken, weshalb der damalige Stadtpfarrer Achatius Schrott im Jahre 1638 den Schtvarzhof (jetzt Mayerhofgutstöckl, (Karstenstraße Nr. 6) kaufte, der dann bis zum Jahre 1687, in welchem das Pfarrhofgebäitde vom Magistrate vollendet tvurde, die Wohnung der Geistlichen blieb. Knapp am Pfarrhof steht noch ein von der alten Stadtbefestigung herrührender Thurm. Daran schloss sich einst das Pfarrthor und das feste Gilgen- » >or, durch welches der Weg aus der Pfarrgasse nach Garsten führte. Ersteres wurde 1846, letzteres mit dem Thurm schon 1844 abgebrochen. In der Pfarrgasse steht (Nr. 11) das alte, baulich interessante Messnerhaus, welches jedoch den Verkehr in der engen Gasse sehr beeinträchtigt. Die Berggasse, die an der Nordscite der Kirche beginnt, ist der älteste Theil

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