Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

177 Mittelschiff der Kirche, in das man durch den Haupteingang gelangt. Auf dein etwas erhöhten Boden des Presbyteriums, welches ein Speisegitter von dem Mittel- schisfe scheidet, erhebt sich der Hauptaltar. Er wurde von den Bürgern Steyrs im Jahre 1853 gestiftet, um (Pott für die Rettung unseres Kaisers aus Mörderhand zu danken. Von Fidelis Schönlanb in München im Jahre 1857 erbaut, ist er seither die schönste Zierde des Gotteshauses. Einfach, aber doch mit kunstvollen Schnitzereien geziert, lädt er stimmungsvoll zur Andacht ein, wozu auch das durch bemalte Glas­ fenster einströmende Licht beiträgt. Links vom Hauptaltar, halb aus der Mauer hervortretend, befindet sich das Sacramenthäuschen. Es wurde als solches benützt, weil der frühere Flügelaltar keinen Tabernakel enthielt, und ist ein Kunstwerk seltener Art Es hat die Form einer kleinen, mit Nischen verzierten Kapelle, über ivelcher die zierlichsten Spitzbogengiebel in zablreicher Verjüngung ragen. Die Öffnung ist mit einem ans Schmiedeeisen kunstvoll gearbeiteten Thürchen verschlossen. Zu beiden Seiten des Mittelschiffes be­ finden sich Seitenschiffe, welche je einen Eingang und mehrere Rebenaltäre bergen. Das linke Seitenschiff ent­ hält außer der Sacristei noch eine Kapelle, in welcher sich der Taufstein befindet. Im Jahre 150!) wurde er aus Glockenspeise gegossen und mit Figuren, Schnitzereien u. dgl. verziert. — Über dem Hanpteiugang liegt das Ehor. Die Drgcl enthält 28 Register. Sie wurde von Ehrismann 1772 in Laibach erbaut und kostete, >vie Pritz berichtet, ohne Kasten 25»» fl. Der Pflege der Kirchenmusik >vird große Sorgfalt zuge­ wendet.Eine Zierde der Kirche bilden die hübschen Glas­ malereien, die zumeist neue­ ren Datums sind. Ein Fenster ist dem Andenken des Grafen Lamberg gelvidmet, ivelcher 184!) zu Pest fiel, ein anderes erinnert an Josef Werndl und seine Gattin, ein drittes an Joh. Mütter v. Aichinger. Die Bürger Steyrs endlich stiften derzeit ebenfalls ein Fenster. Innen, sowie außen an der Kirche, in die Wände eingemauert, befinden sich sehensiverte Grabsteine, die gut erhalten sind. Ehemals umgab die Kirche, >vie früher üblich, ein Friedhof, der aber mit der Zunahme der Bewohnerzahl der Stadt zu klein und daher int 10. Jahrhundert aufgelassen wurde. Die Stadtpfarrkirche ist beit Heilige» Aegidius und Eolomauus geiveiht. Wann der ursprüngliche Bau derselben bewerkstelligt wurde, ist nicht ermittelt. Im Jahre 1287 soll sie in einem Ablassbriefe des Papstes Honorius IV. zuerst genannt worden sein. Im Anfange eine Filial- Kirche des Klosters Garsten, wurde sie 1437 zur selbstän­ digen Pfarrkirche erhoben. Schon 1443 ließen die Bürger die alte Pfarrkirche niederreißen und begannen den Bau einer neuen, größeren Kirche. Der er|tc Bau­ meister hieß Hans Puxbaum, bei dessen im Jahre 1454 erfolgten Tode bereits ein 12

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