Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

175 Studien machte, 1841 gieng er als Professor des Maschinenbaues an das Poly­ technikum in Karlsruhe, wurde 1857 Director des Polytechnikums und starb am 16. April 1863. Seine Arbeiten waren von bahnbrechender Bedeutung für die Maschinenlehre, in deren Dienst er die Blathematik stellte. Die Gedenktafel an seinem Geburtshause wurde 1879 errichtet und die Straße vom Bürgerschulgebäude bis zum Schlösschen Engelseck nach ihm benannt. Damals sammelten die Herren Victor Stigler, Georg Pointner, Alois Fürth, Dr. Alois Spängler und Josef Berger einen Fond zur Gründung eines Stipendiums für einen Techniker. Das Capital der Redtenbacher Stiftung betrügt dermalen 3000 fl. Das letzte Gebäude aus der linken Seite des Stadtplatzes ist die Domini­ canerkirche; das Haus nebenan, das erste am Grünmarkt, ist das ehemalige Domi- nicanerkloster. — Die Dominicaner siedelten sich in Steyr von Krems aus im Jahre 1472 mit Erlaubnis Kaiser Friedrichs IV. an und begannen an Stelle eines ihnen von Georg von Losenstein und seinem Vetter Wilhelm im Jahre 1477 verkauften Hauses in der „Vüsselgassen" (jetzt Eisengasse) ein Kloster zu bauen, das trotz der Verwah­ rungen der Äbte von Garsten, welche durch das neue Kloster eine Beeinträchtigung ihrer pfarrlichen Rechte in Steyr fürchteten, im Jahre 1478 vollendet wurde. 1487 kauften sie bereits eine Besitzung, den Rabhos in St. Ulrich (jetzt Rahofer), an. Im Jahre 1522 zer­ störte der große Brand das Kloster größtentheils, und die Mönche wanderten 1543 aus. Das ver­ lassene Gebäude tvurde vom Stadt­ rathe 1559 zu einem Gymnasium bestimmt und erlitt durch die große Überschwemmung vom Jahre 1572 bedeutenden Schaden; 1624 hörte das Gymnasium auf, und 1626 zogen wieder die Dominicaner in das Kloster ein; diese errichteten auf Verlangen des Stadtrathes auch eine lateinische Schule, die aber schon 1629 wieder eingieng. Von 1642—1647 wurde die Kirche durch sromme Beiträge der Der Ttcingrabc» in (5'iiiisvors. Bo» s ftulftnmt. Bürger in ihrer jetzigen Gestalt erbaut. Im Jahre 1785 wurde das Kloster aufgehoben, das Gebäude, welches in Privat­ hände übergieng, zu einer Fabrik gemacht und ist jetzt int Besitze des Weingroßhändlers Anton Dorn; die Kirche wurde in den Kriegsjahren 1800, 1805 und 1809 als Heu- magazin verwendet. In den fünfziger Jahren wurde sie renoviert und 1865 den Jesuiten übergeben, die hier an derselben ein Missionshaus besitzen und den Gottes­ dienst besorgen. Rückwärts an der Kirche sind verschiedene Wasserhöhen seit 1522 bemerkt. Eine Zierde des Stadtplatzes ist der Leopoldibrunnen. Der Granitkorb wurde von der Stadt deut aufgelassenen Kloster Windhag int Mühlkreise abgekauft. Die Statue des hl. Leopold, sowie die Engel sind ans Marmor sehr hübsch gemeißelt und wurden in Linz hergestellt. Der Brunnen wurde int Jahre 1683 aufgestellt und kostete 2012 fl. 2 Sch. 4 Pfg. Vom Ende des Stadtplatzes aus zeigt sich ein reizendes Vollbild desselben, welches durch das Feitertvächterhaus auf dem Tabor einen malerischen Abschluss gewinnt. — An Wochenmarktstagen (Donnerstag) ist der Stadtplatz außerordentlich belebt; noch mehr war dies früher zur Zeit der zwei Jahrmärkte int Frühling und Herbst der Fall, wo hier zahlreiche hölzerne Marktbuden aufgeschlagen wurden. Herzog

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2