Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

173 Liederfürst Franz Schubert, der in den Jahren 1825—1827 öfters in Steyr weilte. Zur Erinnerung daran errichtete der Mannergesangverein „Steyrer Liedertafel" im Jahre 1890 anlässlich seines 40jährigen Gründungsfestes eine Gedenktafel mit dem Reliefbilde des Tondichters, gemeißelt von Victor Tilgner; Nr. 20, das neue Gebäude der Sparcaffe Steyr, welches sich an der Stelle des ehemaligen Oberfactorie-Gebäudes der Jnnerbergerischen Hauptgewerkschaft erhebt; Nr. 22 des I. Reicht mit gothischen Resten; Nr. 30, das dem k. k. Aerar gehörige Gebäude des k. k. Hauptsteueramtes Steyr, und nebenan, Nr. 32, das baulich interessanteste Gebäude, das Gasthaus „Zum goldenen Löwen" des K. Mayr. Mit seinem hohen Giebel und seiner reichen Ornamentik hat es den Charakter eines reichen Bürgerhauses des späteren Mittel­ alters noch wohlerhalten in unsere moderne Zeit herübergebracht. Auch der Hofraum ist sehenswert. Über die Geschichte dieses Baues — die Bolkssage lässt es ein protestantisches Bethaus sein — ist nichts bekannt. Neben demselben vermittelt eine steile Stiege — die Mayrstiege — den Verkehr mit der Berggasse. Weiter ist zu erwähnen das Haus des I. Jllenberger, Nr. 42, welches um 1000 dem Maler- Franz Xaver Gürtler gehörte, dessen Frau Katharina ebenfalls eine sehr geschätzte Malerin war. Im Hause 9ir. 40 des I. Klinglmayr ist das k. k. Post-, Telegraphen- und Telephon-Amt untergebracht. Partie nuti EniiSdors. Von g, Kulstrimk. Links am Stadtplatze ist zuerst Nr. 13, das Gebäude des k. k. Kreisgerichtes, äu erwähnen, das sich au der Stelle der abgebrochenen alten Stadtkaserne, von seinen ehemaligen Besitzern aus der Familie Hirsch einst das HirscheuhauS genannt, erhebt. — Im 15. Jahrhunderte gehörte es der Familie Grünthaler. Andreas Grünthaler baute von 1404 bis 1405 in demselben zu Ehren des heiligen Nikolaus eine Kapelle, in welcher am Festtage des Heiligen feierlicher Gottesdienst und Predigt gehalten wurde. Er stiftete dazu das sogenannte Grünthalerische Beneficium, stattete dasselbe mit Gülten und Gütern aus und verschaffte dem Beneficiaten ein eigenes Haus in der Berggasse. — Später diente das Hirschenhaus mehrmals hohen Gefangenen zur Wohnung, so dem Herzog Johann Friedrich dem Mittleren von Sachsen-Gotha, der zuerst in Wiener-Neustadt, dann int Hirschenhaus und später im Schlosse untergebracht war, wo er nach 20jähriger Gefangenschaft im Jahre 1595 starb. Zu seinem Ge­ dächtnis ließen die Bürger von Steyr eine silberne Denkmünze schlagen. Auch der gefangene Woiwode der Moldau, Alexander, hatte anfangs hier, dann int Schlosse seine Wohnung, wo er 1001 starb. Im Jahre 1633 lag im Hirschenhaus ein Neffe des großen Friedlünders, Graf Max von Waldstein, Oberst eines hier garnisonieren- den kaiserlichen Regimentes, im Quartier. 1050 kaufte der Magistrat das Haus, welches dann seit 1723 zur Kaserne und zu Wohnungen verwendet wurde. 1775 wurde das sehr baufällige Haus an Herrn Voith verkauft und 1784 die Nikolai- kapelle auf Allerhöchsten Befehl gesperrt. Im Jahre 1782 diente es als Erziehungs-

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