Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

1(17 Regulierung des Spitalberges und die Planierung des Kirchenplatzes in Steyrdorf in Angriff genommen. Am 22. August 1858 langte mittelst Estaffete die Nachricht ein, dass Sr. Ma­ jestät ein Thronerbe geboren sei; beim ersten Pöllerschuss unter Trompeten- und Paukenschall wurde die Freudenkunde dem zahlreich versammelten Publicum vor­ gelesen; dann wurden 101 Pöllerschüsse abgefeuert und die Feierlichkeiten dauerten bis zum folgenden Tage fort. Steyr konnte sich auch fürderhin bedeutender Ereignisse freuen; 1859 wurde die Telegraphenstation hier eröffnet, und die erste Depesche übermittelte den Dank der Gemeindevorstehung an das hohe k. k. Ministerium, sowie ein Hoch auf Se. Majestät für Einbeziehung der Stadt in den allgemeinen Telegraphenverkehr. Im Jahre 1860 wurde das von der Familie Werndl neben dem Kranken­ bause gegründete Waisenhaus durch die aufgenommenen Kinder und deren Lehrerinnen bezogen; 18(12 fand unter Theilnahme vieler fremder Bürgercorps die Fahnenweihe des Bürgercorps in Steyr statt, wurde ein neuer Plan für die Aufstellung der Markthütten auf dem Stadtplatze entworfen, vor der Stadtpfarrkirche ein Brunnen mit gusseisernem Gitter ausgestellt und die Verschönerung des Pfarrplatzes damit angebahnt. Ebenfalls wichtige Ereignisse brachte das Jahr 1863, indem am 18. Juni die von dem Fabriksbesitzer Josef Werndl neuerbaute und zweckmäßig eingerichtete Schwimmschule eröffnet, int September die erste landwirtschaftliche Ausstellung ver­ anstaltet, mit 3. October die feierliche Eröffnung der k. k. selbständigen dreiclassigen Realschule vollzogen und am 21. December dem genialen Dichter Alois Blumatter an dessen Geburtshaus in der Enge eine Gedenktafel gesetzt wurde. Im folgenden Jahre musste das Ennsthor demoliert werden, nachdem es 375 Jahre gestanden, aber der Vornahme eines Neubaues der Ennsbrücke und der steinernen gewölbten Vorbrücke hinderlich gewesen war; bald darauf erhielt Steyr die Gasbeleuchtung. Im Kriegsjahre 1866 zeigte sicb der Opfermuth und Biedersinn der Bewohner Steyrs wiederholt in schönstem Lichte; die zahlreich durchmarschierenden Krieger, die Kranken und Verwundeten fanden hier liebevolle Aufnahme und belebende

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