Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

166 Anhänglichkeit und Bruderliebe, besonders aber für die großmüthige Pflege und Unterstützung der in Steyr zurückgebliebenen Kranken den wärmsten Dank aussprach. Im Jahre 1850 wurde das für die Stadt Steyr ausgearbeitete und berathene Gemeindegesetz genehmigt, und es erschien eine Vorschrift des Ministers des Innern über die Durchführung der Gemeinderathswahlen; ebenso batte noch vor Ablauf der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts die hiesige Bezirkshauptmannschaft ihre Wirksamkeit angetreten und übernahmen die barmherzigen Schwestern im Kranken­ hause zu St. Anna den Spitaldienst. Am 7., 13. und 18. Jänner 1851 wurden die Wahlen in den Gemeinderath vorgenommen, am 25. Februar erfolgte die Constituierung der neuen Gemeinde- Repräsentanz, und am 25. März ward Anton Gaffl der erste freigewählte Bürger- meister; Se. Majestät der Kaiser bestätigte diese Wahl, und Se. Excellenz Freiherr v. Bach, k. k. Statthalter, kam nach Steyr zur feierlichen Eidesleistung des Bürger- meisters. Die Bewohnerschaft nahin lebhaften Antheil an dieser schönen Feier, weil sie sich der Wichtigkeit und tiefen Bedeutung dieses Tages wohl bewusst war. Leider musste Steyr in diesem Jahre eine unangenehme Üeberraschung erleben; laut höherer Anordnung waren alle Waffen der Nationalgarde abzugeben; jeder Versuch um Rückgängigmachung dieses Auftrages war vergebens; am 27. October wurden 272 Stutzen und Carabiner in 12 Kisten verpackt und nach Linz abgeliefert, wohin auch die von der Bürger-Artillerie bei feierlichen Anlässen verwendeten 9 Ka­ nonen im Gewichte von 6653 Pfund abgeführt worden waren. Aus Anlass der glücklichen Rettung Sr. k. k. apostolischen Majestät Franz Josef I. aus Mörderhand wurde am 21. Februar lts53 in der Stadt- und Vor­ stadtpfarrkirche zur Danksagung ein feierliches Hochamt mit Tedeum abgehalten. Der massenhafte Besuch dieses Gottesdienstes von Seite der Bevölkerung bezeugte das herrliche patriotische Gefühl und die größte Anhänglichkeit an das aller­ höchste Kaiserhaus. Dem Grafen Maximilian O'Donell, Adjutanten des Kaisers, sowie dem Ritter Joses v. Eltenreich, Bürger von Wien, lmtrbe über Antrag des Bürgermeisters Anton Gaffl für ihre thatkräftige Hilfeleistung das Ehrenbürgerrecht der Stadt Steyr verliehen. Rach dem Eintreffen der Nachricht von der ersten Ausfahrt des Kaisers fand wieder ein feierlicher Dankgottesdienst mit Tedeum statt; das Bürgercorps rückte aus, sämmtliche k. k. Militär- und Civilbehörden, der Gemeinderath, die Schuljugend und der Gesellenverein wohnten der Feier bei; abends war Festtheater und glänzende Beleuchtung der Stadt. Stürmischer Jubel und grenzenlose Begeisterung erfüllte die Stadt, als am 13. August der Adjutant des Kaisers, Graf Königseck, die Durchreise Seiner Majestät gemeldet hatte. Obwohl der Aufenthalt hier sehr kurz war, wurde doch alles auf­ geboten, dem geliebten Monarchen den festlichsten Empfang zu bereiten, und staunens­ wert war es, was Steyr innerhalb 24 Stunden zu schaffen im Stande war. In ebenso würdiger Weise wurde am 24. April 1854 auch das VermühlungS- fest Sr. Majestät mit der Herzogin Elisabeth von Baiern gefeiert; aber anstatt der beabsichtigten Stadtbeleuchtung wurde im Sinne des allerhöchsten Handschreibens Sr. Majestät eine Sammlung eingeleitet, deren Erträgnis den Armen und Noth- leidenden zugewendet wurde. Auch haben mehrere Bürger Steyrs bei diesem Anlasse verschiedene Wohlthätigkeitsacte geübt. Reges Streben bekundete sich allenthalben; das erste Schlittenrennen auf den Feldern neben der Garstnerallee wurde 1854 veranstaltet; am 1. November 1855 wurde das Localblatt „Der Alpenbote" das erstemal herausgegeben; 1856 wurde der altgothische Thurm der Margaretenkapelle restauriert, ein neuerbautes Schul­ haus in Ennsdorf eingelveiht, 1857 die Sparcasse eröffnet und dabei die ersten sechs Einlagen ä 5 fl. vom Herrn Bürgermeister zu Gunsten bedürftiger, braver Schulkinder gewidmet. Im Herbste lvurde der Bau einer neuen Steyrbrücke, die

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