Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

165 Plätzen wuchs zu äußerster Spannung, und als aus Italien die Nachricht eingelangt war, dass der Held Radetzky die Piemontesen bei Custozza und Nolla entscheidend geschlagen habe und als Sieger in Mailand eingezogen sei, beschlossen die Bürger von Steyr, dem tapfern Marschall ein schönes Schwert zu verehren. Die Klinge (ein Eisenhauer) und die Scheide wurden von dem berühmten Waffenschmied in Steyr Josef Mitter verfertigt. Erstere enthielt Namen und Sinnspruch eingraviert; letztere ward mit Orden und Wappen des Marschalls geziert. 'Zwei Freiwillige aus Steyr überbrachten die Ehrengabe; der Marschall nahm diese voll Freude entgegen und sendete das im Hauptquartier zu Mailand am 12. August verfasste, herzliche Dank­ schreiben, welches im großen Rathssaale in Steyr unter Glas und Rahmen verwahrt wird. Im December dieses Jahres fand die große pa­ triotische Festfeier in Steyr statt aus Anlass der erfolg­ ten Thronbesteigung Seiner Majestät unsers allergnädig­ sten Kaisers Franz Josef I. 1849 nahm das h. k. k. Ministerium wichtige Neue­ rungen und Organisierungen vor; Steyr wurde zum Sitze eines Landgerichtes mit dem Wirkungskreis als Appell­ und Schwurgericht, als Civil-, Collegial- und Han­ delsgericht bestimmt; in Steyr, Kirchdorf, Weyer, Kremsmünster, St. Florian, Neuhofen und Enns wurden die unterstellten Bezirksge­ richteerrichtet. BehufsDurch­ führung der Anklageprocesse in Strafsachen wurde eine Staatsanwaltschaft bestellt, diebisherigeRegierungwurde in eine Statthalterei umge­ wandelt und an Stelle der Kreisämter traten Bezirks­ hauptmannschaften ; davon auch eine für den Landbezirk in Steyr. Das Exjesuiten­ gebäude in Steyrdorf wurde mit einem Kystenaufwande von 10000 fl. zur Unter­ bringung der neu errichteten Ämter hergerichtet, und nach eingetretener Ruhe in Ungarn und Italien feierte Steyr Sieges- und Dankfeste. Seinen Edelmuth bezeugte Steyr zu verschiedenenmalen, besonders aber während der Durchmärsche heimkehrender Krieger; das erste Bataillon des Kaiserjäger- Regimentes wurde hier in so liebenswürdiger Weise aufgenommen, verpflegt und versorgt, dass der Commandant, Graf Wolkenstein aus Thannheim in Tirol, ein Schreiben an den hiesigen Btagistrat richtete und für die vielfältigen Beweise warmer Die Berggnssc. Bon F. Kulstrunk.

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