Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

163 Das waren Zeichen des Fortschrittes und Beweise, dass Steyrs Bevölkerung trotz mehrfach erlittenen Unheils den Muth nicht verloren hatte. Im Jahre 1826 wurde eine Vermessung der Stadt und des Bezirkes vorgenommen und eine Aus­ stellung von Stahl- und Eisenwaren veranstaltet, welche auch von der Kaiserin Alaria Louise und ihrem Sohne, dem Herzog von Reichstadt, bei deren Durchreise besichtigt wurde. Im Jahre 1827 wurde in Steyr die erste Buchhandlung eröffnet, 1829 nach einem Hochwasser das alte, schon baufällige Steyrthor abgebrochen und die Straße erweitert; auch das Jahr 1830 brachte Unglücksfälle; ein Blitzstrahl tödtete den Sohn des Thurmwächters am Tabor, in der Nähe Steyrs bei Raming­ dorf ertranken in der Enns 13 Personen, welche nach Maria Winkling überfahren wollten, und im November brannte das Jägerhaus auf dem Damberge ab, welches alljährlich in den letzten Tagen des Monats Juli, anlässlich eines Heilfestes von den Steyrern zahlreich besucht war. In der Zeit von 1830 bis 1840 verzeichnet die Geschichte Steyrs die nm- fassendsten Vorkehrungen gegen die Einschleppung der Cholera, den Verlust des Stapelrechtes auf der Enns, solvie die Besei­ tigung der Flusssperre daselbst, einen großen Brand, eine Überschwemmung, den Bau ziveier steinerner Brückenpfeiler in der Steyr, die Pflasterung der Vorstadt Ennsdorf, die Re­ staurierung des Ennsthores und die Aufstellung eines steinernen Brunnens univeit der Brücke. 1835 betrauerteSteyr denHingangSr. Majestät des Kaisers Franz I., 1837 wurde die schön uniformierte Artillerie' des Bürgercorps ge­ bildet, bestehend aus 40 Mann, 5 Officieren, 6 Kanonen und 1 Pulverwagen. Das neue Jahrzehnt brachte unserer Stadt das Glück, Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin feierlich empfangen zu dürfen. Am 3. September um halb zwei Uhr nach­ mittags kamen Allerhöchst Dieselben mit zahl­ reicher Suite in 22 Hofwägen unter Glocken­ geläute und Kanonendonner hier an und stiegen im Gasthofe zur Krone ab. Das trefflich equipierte Bürgercorps bezog die Ehrenwache. Nach der Mittagstafel geruhte der Kaiser, die im Rathhause aufgestellten Eisen- und Stahlerzeugnisse, die Stadtpfarr­ kirche und das fürstliche Schloss zu besichtigen, während die Kaiserin das Kloster Gleink mit einem Besuche beehrte. Abends bei allgemeiner Beleuchtung der Stadt, der Anhöhen und aller sichtbaren Bergspitzen fuhren die Majestäten unter betäu­ benden! Jubel dichtgedrängter Volksmassen im offenen Wagen langsamen Schrittes und ohne Bewachung durch die Straßen der Stadt und Steyrdorfs bis zur Vor­ stadt Aichet. Um 10 Uhr vormittags am andern Tage erfolgte die Abreise nach Kremsmünster, und am 1. December traf Seine kaiserliche Hoheit Erzherzog Johann in Steyr ein zu dem schönen Feste, welches das hiesige Mandatariat des inner­ österreichischen Gewerbevereines als erstes in Oberösterreich feierte und damit eine Ausstellung heimischer Jndustrieerzeugnisse verband. Im Jahre 1842 am 3. Mai büßten bei einem furchtbaren Brande 5 Menschen ihr Leben ein; ganz Steyrdorf ward ein Raub der Flammen und der behördlich erhobene und rectificierte Schaden belief sich auf 551.491 fl. 40 kr. C M. So schrecklich das Unglück und so trostlos die Lage der größtentheils dem Eisengeschäfte angehörigen Abbrändler war, ebenso schnell, großartig und wahrhaft rührend zeigte sich die Hilfe, welche ihnen vom Allerhöchsten Kaiserhause, den Behörden, allen Ständen und aus fast allen Orten der österreichischen Monarchie, ja selbst aus dem li* Das MesSnerhaus. Bon F. Kulstrunk.

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