Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

161 Ennsbrücken, um den Übergang der Franzosen zu verhindern; dann lagerten sie jenseits von Steyr bis Dorf an der Enns hinunter. Abends um 7 Uhr erschien die Vorhut der Franzosen unter General Richepanse und rückte bis an die Steyr­ brücke, aber nicht über diese in die Stadt. Hier inarschierten die Franzosen erst um 11 Uhr nachts bei anbefohlener Beleuchtung ein; zahllose Wachfeuer brannten in der finstern, kalten Thomasnacht außerhalb Ennsdvrf, sowie außerhalb Aichet auf den Anhöhen gegen Sierning hin. Am folgenden Tage rückte General Lecourbe mit 36000 Mann hier ein; ihm folgten Grouchy, Montrichard, Decaen, der General- gnartiermacher Dessolles, und am 25. December kam der Obergeneral Moreau selbst an. Nun zogen die Franzosen über die mittlerweile Wiederhergestellteil Brücken den Österreichern entgegen, es fielen einige Reitergefechte vor, und dann wurden Unter­ handlungen gepflogen. Im Hause des Apothekers Göppl schlossen die Bevoll- niächtigten einen dreißigtägigen Waffenstillstand, welcher später noch verlängert wurde. Moreau erließ am 27. December aus seinem Hauptquartiere in Steyr eine ziemlich hochtrabende Pro- clamation an seine Soldaten, lvorin er denselben den ab­ geschlossenen Waffenstillstand kundmachte, die Hoffnung aus baldigen Frieden ausdrückte und sie zur Disciplin und Achtung des Eigenthums der Bewohner aufforderte; da­ raus reiste er ab, nachdem tags zuvor vier Knechte aus Steyrs Umgebung wegen Ermordung eines französischen Unterlieutenants im Mayrgarten erschossen worden waren. Steyr litt ungeheuer während der genannten Durch­ züge, und eine zahlreiche Garnison verblieb hier; die ver­ armten Bürger konnten den Einquartierten die verlangten Lebensmittel nicht verschaffen, daher wurden ihnen dieselben von den Bäckern, Fleischhauern und Wirten gegen magi- stratliche Anweisungen vorgestreckt, dafür musste die Stadt bedeutende Vorschüsse gewähren, wozu von ihr große An- lehen gemacht wurden. Die Requisitionen beliefen sich auf 50000 fl.; den Kaufleuten wurde das Tuch, den Lederern alles Leder abgenommen, die verschiedensten Handwerker innren Tag und Nacht mit Arbeiten für die feindliche Armee beschäftigt. Das französische Artillerie-Commando setzte sich sogleich in den Besitz aller ärarischen Hammer­ werke und Gewehrfabriken. Die Armatursarbeiter mussten unter Aufsicht und Anleitung den Franzosen ununter­ brochen Waffen erzeugen oder reparieren. Die Stadt musste alles bezahlen; diese Requisition kostete 12000 fl., zudem kam der Aufwand für die Verpflegung der Com­ mandierenden, täglich bei 500 fl., ungerechnet die Erhaltung von 14 Pferden. Nach dem Abzüge der Franzosen (19. März 1801) hatte man allerwärts noch schwer an den Folgen des kriegerischen Einfalles zu tragen, und nach Ablauf von kaum fünf Jahren hauste derselbe Feind zum zweitenmal rücksichtslos und uner­ sättlich in unserer Stadt. General Mack hatte sich mit 20. October 1805 in Ulm "Napoleon ergeben müssen, und dieser hatte dann die mit Österreich verbündeten Russen am Inn zurückgeworfen, worauf die Franzosen unaufhaltsam in Oberösterreich vorrückten, so dass General Meervelt am 3. November das zurückweichende österreichische Armeecorps durch Steyr und über die Ennsbrücke führte und letztere zerstörte, indem er zwei Joche derselben abbrennen ließ. Am Abende desselben Tages marschierte schon die Vorhut der Franzosen in die Stadt und forderte gleich 10000 Louisdor Brandschatzung. Als am anderen Morgen Marschall Davoust hier anlangte, die Ennsübergänge gesperrt und die Österreicher jenseits zur Gegen­ wehr bereitgestellt fand, ließ er auf dem Tabor und beim Kapuzinerkloster (oberer ii hffil y 11 f sijl T f — Der Pfnrrthuri» i. I. 1688. Bon F. Killstrimt.

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