Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

3 höheren Culturstufe stehende Volk sesshaft macht und häuslich einrichtet; Kelten-Colonien werden gegründet. Der „alte Mann", unter welcher Bezeichnung im Munde der Bergleute der keltische Urbewohner heute noch vielfach fortlebt, hat in vielen Orten unseres Landes die Spuren seines Daseins, seiner fleißigen Arbeit und seines ziemlich reich entwickelten Culturlebens hinterlassen, bevor er sich auf dem Todten- bette von Hallstatt zur einigen Ruhe hinlegte. Erst nach zivei Jahrtausenden hat die Nachwelt diese gestört, die forschende Wissenschaft im Jahre 1S4(> die welt­ berühmten Hallstütterfunde in unserem Lande aufgedeckt. In etiva 1000 Grabstätten lagen zur Hälfte verbrannte, die andere Hälfte unverbrannte Skelette aus Kelten­ zeiten, die Grabgeschenke neben ihnen. Waffen aus Eisen und Schmuck aus Gold, Bronze und Elfenbein, Bernstein in zierlichster, oft eleganter Arbeit, Kessel und Vasen und Hausgeräthe sind die stummen Zeugen von Keltenbrauch und Tauriskersitte. Keine Schriftwerke, keine Münzen ivurden aufgefunden. Vieles mochten die Kelten selbst erzeugt, vieles von ferner wohnenden Völkern gegen die Producte des Feldes, Waldes und der Alpen, namentlich gegen Salz eingetauscht haben, auf dessen Gewinnung sie sich vortrefflich verstanden. Doch auch die Tage dieses interessanten Culturvolkes waren gezählt. Während die fleißigen Kelten in die Tiefen der Berge stiegen, dort nach Salz und Eisen gruben, zogen über ihren Köpfen ländergierige Feinde der Donaugegend zu." 2. Die Römer.*) Während der letzten zwei Jahrhunderte v. Chr. traf die Kelten dasselbe Los, welches sie den früheren Bewohnern ihrer Gebiete bereitet hatten. Germanische Völker bedrohten sie von Norden, ivährend das mächtige Volk der Römer sein Reich von Süden her eriveiterte und im Jahre 15 v. Chr. die Donau als nördliche Reichsgrenze bestimmte. Jetzt sehen ivir das Gebiet von der Donau bis zum Kamme der nördlichen Kalkalpen von den Römern erobert und im Jahre 50 n. Chr. als Ufernoricum einen Theil des Römerreiches bilden. Die keltischen Einwohner verlieren ihren Namen und heißen nun Noricer; ein Procurator des Kaisers besorgt die Verwaltung und die Ausnützung der Provinz für den Kronschatz, er ist mit den Abzeichen der consularischen Würde aus­ gezeichnet, seine Toga ist mit Purpur ver­ brämt, sechs Steteren umgeben ihn. Die Eroberer bringen römische Cultur, Sitten und Unsitten ins Land; Belen, der Sonnen­ gott der Kelten, verschivindet im geheimnis­ vollen Dunkel der Haine, und au seinerstatt werden dem blitzestrahlenden Jupiter Denk­ mäler errichtet. Römische Krieger vermischen sich mit den keltischen Einwohnern und tragen einen Strahl des Christenthums in die Pro­ vinz; das Handwerk blüht auf, es zeigt sich eine entwickelte Acker- und Gartenwirt- schaft, so dass der ertragfähige Boden (Acker, Weide, Wald) nach dem Grade der IHümcrftchi in Stimmten. Bo» F. Stulftrunf *) Widmannt „Das Land Österreich ob der Enns unter der Herrschaft der Römer." Historische Skizzen, (li. Jahresbericht der Staatsrealschulc in Steyr.) — Zöhrer: „Städtebilder." (Nr. 105.) — Uvf Buch von Oberösterreich. 1*

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