Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

154 Hofcommission nach Eisenerz. Nach langen Unterhandlungen wurde die Haupt­ gewerkschaft, bestehend aus den Radmeistern in Eisenerz, den Hammergewerken und der Stadt Steyr als Verlegerin, errichtet. Valentin Prevenhuber, der zwischen 1626 und 1630 seine Annalen der Stadt Steyr schrieb, wurde Secretär bei der Eisengewerkschast, musste jedoch bald darauf wegen des Reformationsvollzuges Kaiser Ferdinands II. nach Regensburg übersiedeln. In der protestantischen Zeit der Stadt hatte der meiste Verschleiß der Eisenwaren seinen Ausgang nach England, Frank­ reich, Holland und Polen gehabt, >vo jetzt auch Kriege tobten, daher die Geschäfte schlecht giengen. Im Jahre 1626 empörten sich wegen der rücksichtslosen Eingriffe der bairischen Soldaten die größtentheils protestantischen Bauern des Hausruck- und Mühlviertels, der furchtbare Bauernkrieg unter Anführung des Stephan Fadinger begann und verheerte das ganze Land. Am 31. Mai kam Fadinger, von dem gewesenen Stadt­ richter Wolfgang Madlseder heimlich aufgefordert, *mit 40000 Bauern und 20 Kanonen nach Steyr. . Madlseder riss die städtische Gelvalt an sich, Fadinger präsidierte am Rathstische, und Steyr diente den Bauern als wichtiger Ort für ihre Kriegs­ operationen. Rach den Siegen der kaiserlichen Truppen über die Aufständischen bei Neu­ hofen (17. August) und Ebelsberg wandte sich Oberst Löbl gegen Steyr, vertrieb die Bauern aus der Stadt und besetzte sie. Die Soldaten plünderten und ver- ivüsteten nun die Häuser der Protestanten, gerade so, ivie es früher die Bauern den Katholiken gegenüber gemacht hatten. Später spielte der Bauernkrieg nicht mehr in der Nähe Steyrs und er­ reichte überhaupt im December sein Ende. Am 26. März und am 23. April 1627 wurden in Linz viele Bauernanführer enthauptet und geviertheilt; unter diesen befanden sich aus Steyr Wolfgaug Madlseder, Lazarus Holzmüller, Hans Anger- holzer und Hans Himmelberger; die Köpfe der zwei Erstgenannten wurden auf einein Pranger vor dem Rathhause in Steyr aufgesteckt, >vo sie bis zum folgenden Jahre verblieben, denn erst, als ihre Hinterbliebenen Witiven katholisch geivorden waren, erhielten diese die Erlaubnis, die Köpfe ihrer Gatten ivegzunehmen mxb begraben zu lassen. Im Mai 1627 wanderten die vermöglicheren Bürger aus, iveil der ihnen zur Glaubensänderung gestellte Termin ablief, und am 10. September 1628 wurde wegen der ungeheuren Schuldenlast der Stadt eine Commission hierher gesendet; trotzdem verarmte Steyr immer mehr. 1637 zählte man 228 leere Häuser, und im Jahre 1652 war Steyr in der unglücklichsten Lage; von den 600 Häusern der bürgerlichen Einlage befanden sich nur 108 in brauchbarem Stande; die anderen 402 Häuser konnten keine Steuern zahlen; denn 70 waren ganz eingestürzt, 141 standen leer und hatten keine Eigen­ thümer, 17 standen leer, obwohl sie Eigenthümer hatten, und 174 hatten gänzlich verarmte Eigenthümer. In dieser Zeit wurde das Kapuzinerkloster 1615 bis 1617 erbaut, wurde die Pfarrkirche im Jahre 1630 vollendet, kam im August des gleichen Jahres der Befehl des Kaisers wegen Gründung eines Collegiums der Jesuiten, und 1632 wurden ein Gymnasium und ein Seminar eröffnet. Von 1662 bis 1670 führte man für die schon 1646 angekommenen Cölestinerinnen das Kloster auf, dem zwischen 1676 und 1681 der Bau der Kirche folgte. Auch die jetzige Dominicanerkirche war von 1642 bis 1647 neu aufgebaut worden. Im Jahre 1632 hatte es trotz aller Gegenanstalten in Steyr und Umgebung noch viele Protestanten gegeben; daher wurde am 28. Februar 1633 den Bürgern der letzte, später bis zum Jahre 1655 verlängerte Termin bestimmt, katholisch zu werden oder auszuwandern.

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