Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

15o ivurbe das lange Geld sogar noch auf die Hälfte des Lüertes gesetzt, die bairische Landmünze und das Kupfergeld ganz verboten, so dass große Noth entstand. Wer nicht Reichsthaler hatte, erhielt kein Fleisch; die Fleischhauer kamen nicht in die Stadt herein, man musste zu ihnen hinaus nach Sierning, Ternberg, Kleinraming; es wurde kein Wochenmarkt abgehalten, kein Bauer brachte Getreide in die Stadt und die Bürger schleppten Silbergeschmeide, Zinngefäße, Bettzeug und andere Sachen auf das Land hinaus, um dafür Getreide einzutauschen. Auch im folgenden Jahre dauerte es lange, bis das schlechte Geld eingewechselt und bessere Münze geprägt wurde. Während dieser Zeit ivar Joachim Hündl Bürgermeister und Wolfgang Madlseder Stadtrichter. Ferdinand II. nahm 1(524 die katholische Reformation in seinen Ländern kräftig in die Hand; am 9. October kam die kaiser­ liche ReformationS-Com- mission zum erstenmal und in den zwei' folgenden Jahren sehr oft nach Steyr; die protestantischen Prediger und Lehrer wurden abgeschafft, der katholische Gottesdienst wieder eingeführt, der Blagistrat zur Verant­ wortung gezogen und mit Katholiken besetzt und allen Protestanten eine Frist zur Glaubensänderung oder Auswanderung bestimmt. Am 14. Februar 1625 traf von Linz der strenge Befehl an die Viertel­ meister von Steyr ein, den Bürgern aufzutragen, an Sonn- und Feiertagen dem katholischen Gottes­ dienste in der Pfarrkirche beizuwohnen, zu keinem protestantischen Prediger zu gehen, das lutherische Singen und Lesen in den Häusern zu unterlassen und keine lutherischen Lehrer zu halten. Die 3lm ®riinn“n,t- 580,1 »• Sul'lnmt- Handwerker durften ohne Bewilligung des Bürgermeisters und ohne Beisein eines Commissärs keine Zusammen- künfte veranstalten. Später wurde die Erfüllung des Fastengebotes eingeschärft, den Zünften befohlen, Fahnen für das Frohnleichnamsfest anfertigen zu lassen, Kinder durfte man nicht mehr im Auslande studieren lassen; bis Ostern 1626 sollten alle Steyrer katholisch sein oder auswandern, zuvor aber die Nachsteuer und das Freigeld ent­ richten. Dazu kam noch die Pest, welche durch drei räuberische Soldaten aus der Umgebung in die Stadt verschleppt wurde; einen derselben hieng man auf dem Stadtplatze auf. Weil 1625 die unter Bürgschaft der Stadt Steyr gegründete Eisenhandlungs­ Gesellschaft (Innerberger) ausgelost ivurde, so sandte Kaiser Ferdinand II. eine

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