Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

Rudolf II. war nach streng katholischen Grundsätzen erzogen worden und Willens, die protestantische Religion in seinen Ländern zu beseitigen; doch die Anhänger der lutherischen Religion waren zahlreich und mächtig, und der Zwist zwischen ihm und seinem Bruder Matthias hinderte jedes energische Einschreiteir Als der Kaiser am 30. Juni 1578 in Enns feierlich empfangen ivurde, stellte Steyr 360 stattlich ausgerüstete Mann, in zivei Fahnen getheilt, ivährend die übrigen 6 landesfürstlichen Städte viel iveniger stellen konnten; der Rathsherr von Steyr, Daniel Straßer, ivurde zum Obersten gewählt; Steyr war nach Wien noch immer die erste Stadt Österreichs. Im Jahre 1583 wurde eine Eisengesellschaft unter Garantie der Stadt ge­ gründet, der gregorianische Kalender eingeführt und durch k. Commissäre ein Vertrag zwischen der Stadt und dem Kloster Garsten geschlossen, iveil letzteres das Zehent­ recht auf dem Gebiete besaß, ans welchem die Vorstadt Wieserfeld erbaut worden war. Zwei Jahre später wüthete in Steyr die Pest und raffte wöchentlich 20 bis 30 Personen hinweg; es wurden jetzt auch mehrere Reformationsversuche gemacht, aber die Protestanten widersetzten sich den bezüglichen Decreten. Die Schmiede, Schleifer, Köhler und Holzarbeiter in der Umgebung Steyrs und in Sierning ver­ banden sich 1588 gegen die beginnende Reformation; der Abt von Garsten ließ einige Theilhaber an dieser Erhebung, einsperren, worauf eine Zusammenrottung vor dem Kloster erfolgte und der Abt gezivungeir.ivurde, die Gefangenen freizulassen. Von 1592 an durften die Wählen in Steyr nur mehr im Beisein landesfürst­ licher Commissäre vorgenommen werden, und so blieb es trotz Protestes der Bürger bis 1609. Die Türkengefahr int Jahre 1594 gieng wohl vorüber, aber die wegen der­ selben erfolgte allgemeine Bewaffnung begünstigte den Aufstand der Bauern, deren rebellischer Sinn gegen die Geistlichkeit und die weltlichen Herren gerichtet wär. Im Jahre 1594 und 1595 waren im Mühl- und im Hausruckkreise die Bauern im Auf­ stande; die Städte sollten 700 Mann gegen die Bauern aufbieten; Steyr rüstete 78 Mann aus, und ein Bürger von Steyr ward Commandant über alle städtischen Truppen. Bei Neumarkt int Hausruckkreise wurden die Battern geschlagen und ver­ jagt; man suchte die Sache gütlich auszugleichen, aber 1596 entstand ein neuer Aufruhr int Traunkreise, weil der Burggraf von Steyr bei der Musterung der Unter­ thanen für die Türkenkriege zwei Widerspenstige ohne gerichtliches. Verfahren hatte enthaupten lassen. Als solches bekannt worden war, sammelten sich mehrere tausend Bauern um Sierning, Wartberg, Kirchdorf, Pettenbach und Spital und drohten sich zu rächen. Bald rückten sie unter Anführung des Wirtes Tasch in Pettenbach gegen unsere Stadt heran, lagerten auf dem Dachsberge und auf dem Tabor, während gleichzeitig 5000 Bauern aus Niederösterreich erschienen, auf dem Wachtberge sich festsetzten und allen Verkehr, sowie jede Zufuhr hemmten; sie verlangten freien Ein­ marsch in die Stadt, aber der Rath erlaubte ihnen nur, in Enns- und in Steyr­ dorf auf friedliche Weise Verpflegung zu holen. Wegen eintretender großer Kälte und Aussichtslosigkeit auf einen Erfolg zogen sie am fünften Tage ab, und die wackern Steyrer wurden vom Landeshauptmanne und den k. Commissären wegen bewiesener Treue belobt. Die Aufständischen wurden bald besiegt, entwaffnet und die An­ führer gefangen genommen; mehrere derselben wurden sofort hingerichtet, andere vor das Untersuchungsgericht gestellt. In Steyr sollte nun die Pfarre wieder von katholischen Priestern versehen werden; die Bürger hielten sich jedoch dagegen auf, weshalb der Abt von Garsten beim Landeshauptmanne Klage führte. Am lo. Jänner 1598 musste sich der Rath von Steyr infolge strengen Befehles in Linz einfinden, wo ihm eröffnet wurde, dass die Kirchen zu sperren, die protestantischen Prediger ans dem Lande zu schaffen und der Pfarrer Lampl in sicheren Gewahrsam ztt setzen sei, widrigenfalls man sich die höchste Ungnade und eine Strafe von 5000 Ducaten zuziehen würde. Die Steyrer wendeten sich zweimal mit Gegenvorstellungen an den Landeshauptmann, der dieselben

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