Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

US Überall wurden Schanzen und Verhaue angelegt, Soldaten und Kanonen aufgestellt. Am 30. September waren schon 6000 Türken in Amstetten, verbrannten dann die Kirche zu Biberbach bei Seitenstetten, drangen nach Dbbsitz und Waidhofen vor, mürben aber von dort zurückgeschlagen. Sie zogen nun an die Enns, suchten über­ zusetzen, wurden aber zurückgeworfen; sie verheerten die Gegend um Steyr, mordeten, plünderten, führten Gefangene weg und begiengen unmenschliche Grausamkeiten. Sie ivandten sich dann von der Stadt, in die sie nicht hineinkonnten, gegen die Steier­ mark; es ivurden aber viele von dem ergrimmten Landvolke erschlagen; auch von Wien musste Soliinan schimpflich abziehen. Die Stände Oberösterreichs versammelten sich 1530 in Linz und bestimmten Vorkehrungen zu fernerer Vertheidigung, sie warben eigentliches Militär aus fünf Monate, der fünfte und zehnte Staun wurde zum Schutze Oberösterreichs aufgeboten, ein Landobedster und vier Viertelhauptleute denselben vorgesetzt, die Versammlungs­ plätze und Zeichen bestimmt, Sturmgeläute und Bergseuer als Zeichen des Heran­ nahens des Feindes angeordnet, Verhaue ui.v Schanzen ivurden angelegt, Zufluchtsorte für Weiber und Kinder namhaft gemacht. 1531 mussten die Kleinodien und Gelder der Kirchen und Bruderschaften nach Linz gebracht werden, man ivollte daraus Slittel zur Befestigung Wiens gewinnen, da man ivieder eine Belagerung fürchtete. Und wirklich brach 1532 abermals der Krieg mit den Türken aus. In Österreich ob der Enns war alles zur Vertheidigung des Vaterlandes bereit und die vorher be- stimmten Punkte wurden besetzt. Die Bürger von Steyr mussten von jedem Hause einen Sturm stellen. Bald nahte der gefürchtete Kasim Pascha wieder mit 15000 Stattn auf bekannten Wegen heran, überall plündernd, mordend und die Gefangenen an Stricken fortschleppend. Am 8. September erblickte man von der Stadt aus jenseits des Ramingbaches zahlreiche in Flammen stehende Häuser und Bauernhöfe. Die Bürgerschaft wurde aufgeboten, der Pfleger des Schlosses stellte sich mit einigen Unterthanen an ihre Seite, und sie zogen, unterstützt von ivenigen Soldaten, hinaus, die Furt an der Enns zu vertheidigen. Stehrere Bürger wagten sich mit vierzig Reitern, die aus Kärnten gekommen ivaren, über den Ramingbach hinüber den Türken entgegen, allein sie stießen aus ein Heer von 10000 Statut und mussten in schneller Flucht ihr Heil suchen. Am 9. September morgens, bei dichtem Nebel und geringem Wasserstande setzten die Türken bei Ernsthofen über die Enns und durchstreiften mordend und sengend die Gegend um Stadlkirchen, Dietach, Gleink, Wolsern und Losensteinleiten. Hans Freiherr von Ungnad, der mit 1000 geharnischten Reitern aus Steiermark angekommen war und in Steyr Rast hielt, wurde von den Bürgern um Beistand gebeten, doch er gab vor, rasch nach Linz vorrücken zu müssen. Als er nun mit seinen Reitern über den Heuberg und gegen Stadlkirchen kam, traf er auf das Lager der Türken, welche, obivohl an 5000 Stattn stark, die Flucht ergriffen. Als dann Karl V. mit einem auserlesenen Heere gegen Wien zog, änderte der Sultan seinen Kriegsplan, rückte in Steiermark ein, und Kasim Pascha verließ unsere Gegend, ivendete sich nach Seitenstetten und Waidhofen, später drang er bis Weyer vor, und als er noch iveiter ins Gebirge vorrückte, wurde er zurückgeworfen. Der Sultan, welcher die Steiermark verheert hatte, zog mit 30000 gefangenen Ehristen über Eroatien in sein Seiet; zurück. Der seit 1488 währende Streit, ob die Stadt Steyr in bürgerlichen Ange­ legenbeiten dem Landeshauptmanne unterworfen sei oder nicht, mürbe von König Ferdinand im Jahre 1532 dahin entschieden, dass Klagen gegen Bürger vor den Stagistrat, Klagen gegen den Bürgermeister, den Rath oder den Stadtrichter vor den Landeshauptmann, und Klagen gegen die Stadt vor die niederösterreichische Regierung gehören. Der Geist der Unruhe wurde in dieser Zeit genährt durch Predigten, welche in Losensteinleiten und dann auch in der hiesigen Pfarrkirche gehalten wurden. Der Burggraf, Hans Hofmann, forderte die Räthe der Stadt auf zu wachen, dass die Bürger solche Predigten nicht anhören, Steyr könnte sonst bei Sr. Majestät in

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