Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

I 15 auf der Raming fischen »volle, seien sie verpflichtet, die Fischgaden und das Zeug beizustellen; auch müssten sie der Herrschaft Anleit und Abfahrt geben. Da ihre Gründe jedoch im Burgfrieden der Stadt lägen, müssten sie dieser Steuern und Robot leisten. Die Herrschaft stand jedoch nicht ab, wogegen die Stadt die Juris­ diction über die Enns und Steyr innerhalb ihres Burgfriedens beanspruchte und be­ hauptete. Die Rogendorfer hingegen machten der Stadt den ganzen Burgfrieden streitig, wollten derselben außerhalb der Ringmauern keine Gerichtsbarkeit zugestehen und ihr überhaupt das Hochgericht absprechen. Ilm das Schloss herum begehrten sie eine weite, bis in die Enge reichende Freiung, und namentlich das Gewölbe, durch »velches der Weg auf den Ölberg geht. Die Mund-, Bogt- und Schenkkuechte der Rogendorfer hatten sich, nachdem sie in der Stadt sich ungebürlich aufgenibrt und blutige Raus­ händel verübt hatten, in dieses Geivölbe zurückgezogen, lvurden jedoch von den Schwertkuaben (Gerichtsdiener) des Stadtrichters Eoloman Dorniugcr (1522 -1525) gefangen genommen und der gerechten Strafe zugeführt. Die Burggrafen verlangten wohl, dass ihre Leute, wenn sie in der Stadt etwas verbrochen hätten, zur Bestrafung auf das Schloss gestellt werden sollten, doch die Bürger verharrten bei ihrem Rechte. So ließen sie den Amtmann zu Hof, der in der Stadt eilten Gerichtsdiener beim Wein erschlagen hatte, gefangen nehmen, peinlich befragen und dann enthaupten (1520). Von 39 neuerbauten Häusern in Steyrdorf verlangten die Burggrafen wie von anderen Urbargütern die Robot, sie verhinderten den Besuch des WochenMarktes, verboten den Unterthanen, die Ennsbäume zu den Brücken zu führen und die Blaut zu zahlen, wollten auch, dass alle Herrschaftsangehörigen überhaupt mautfrei seien. Wenn einer mit dein Martinidienst im Rückstände blieb, so wollten sie selbst mit der Exeeution vorgehen, une denn auch ihr Pfleger Eberhard Marschall von Reichenau (1519—1529), ein streitsüchtiger und gewaltthätiger Mann, die Traindtische Mühle in Steyrdorf wegen eines versessenen Dienstes eigenhändig gesperrt hatte, und vieles andere mehr. Erst 1609 lvurden die meisten dieser Streitigkeiten durch einen Burgfriedensvertrag aufgehoben. Im Jahre 1517 begann die durch Luther hervorgerufene religiöse Bewegung, die nicht nur auf Deutschland beschränkt blieb, sondern sich über ganz Europa ailsdehnte; auch das Schicksal der Bürger Steyrs lvard durch sie beeinflusst. Die gerühmte religiöse Freiheit wurde mannigfaltigst gedeutet, es lvurden die unbcrecbtiglsten Forderungen erhoben, und der Bauernstand gerieth in hartnäckigen Aufruhr; solches lvar auch in Österreich der Fall. Am 4. April 1525 ergieng an Steyr der Befehl des Erzherzogs Ferdinand, Schriften zu unterdrücken, lvelche zum Aufruhr reizen könnten, und der Landeshauptmann ordnete an, dass die Steyrer gegen die Bauern sich rüsten, das Aufgebot in der Stadt erlassen und sich verproviantieren sollten. Bei Wels sammelten sich die Bauern, bei Kastenreith hielten sie die steiermärkischen Abgeordneten auf der Reise nach Steyr auf, int Juli gährte es in Steyr selbst, und der Stadtrichter Eoloman Dorninger soll 200 bewaffneten Bauern den Zug nach Garsten über die Neubrücke und über Reichenschlvall ermöglicht haben. Die Bauern wurden jedoch überall unterworfen, und lveil auch in Steyr llnruhen anszubrechen drohten, so theilte der Blagistrat zum erstenmal die Stadt und Borstädte in Piertel und bestellte Viertelmeister, und zwar für die Stadt vier, für Steyrdorf zehn und für Ennsdorf zwei; sie sollten über alles genaue Aufsicht führen, konnten die Bürger vorrufen und im Falle der Roth zur Wache bei den Thoren bei Tag und Rächt verwenden; sie mussten alle gefährlichen Bersammlungen oder Bewegungen der Bürger dem Magistrate anzeigen, und ihnen musste Gehorsam geleistet lverden. Zugleich lvurde die Bürgerschaft gemustert und bewaffnet, die Thore, Basteien imb andere Befestigungen in guten Stand gesetzt und eine neue Feuerordnung eingeführt. Der Aufstand war nun wohl unterdrückt, aber die Grundsätze, lvelche denselben hervor­ gebracht hatten, lebten noch in den Köpfen und Herzen der Bürger und Bauern fort. Die Protestanten schickten ihre Prediger aus, und manche Adelige hielten sich solche in ihren Schlössern; Michael Stiefel, ein abtrünniger Augustinermönch, lvurde io

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