Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

142 Befestigung der Stadt zu veranlassen. Unter Anleitung des t. Baumeisters Martin Felser wurde dann 1480 die Stadt, das Steyrdorf und das Ennsdorf mit Gräben, Mauern und Thürmen umfangen; an der Ennsbrücke wurde ein starkes Thor und auf dem Tabor ein befestigtes Wachthaus erbaut. Die Besatzung, welche wegen der Ungarneinfälle hier erhalten wurde, verursachte der Stadt viele Auslagen; und 1482 musste sie innerhalb acht Tagen 3000 fl. zahlen. Im Jahre 1483 ließ der Kaiser durch seine Commissäre die Befestigungswerke besichtigen. Den Einspruch der Radmeister in Jnnerberg gegen das Privilegium der Steyrer vom Jahre 1384 entschied er folgenderweise: „Das Privilegium der Steyrer bleibt unverletzt, so lange diese das Eisen in Jnnerberg bezahlen und fortbringen können; wenn das nicht der Fall wäre, so haben die Rad- und Hammermeister die Freiheit, ihr Eisen jedermann zu verkaufen und dasselbe ungehindert an Steyr vorbeizuführen. Diese Erlaubnis dauere aber nur ivährend dieses Krieges, dann trete das Privilegium der Steyrer wieder in volle Kraft." Als der König von Ungarn 1484 den Krieg erneuert hatte, sollten die Bürger von Steyr zwei Schiffe voll Getreide und Mehl nach Wien führen, weil daselbst eine entsetzliche Hungersnoth ausgebrochen war. Die Bürger schilderten dem Kaiser, dass die Stadt durch die Befestigungsbauten, die ungeheuren Steuern und Kriegslasten ganz verarmt, die Schuldenlast sehr groß und der Handel ganz gehemmt sei; 150 Messerer und andere Handwerker hätten um die Erlaubnis angesucht, auswandern zu dürfen, da sie arbeitslos seien und die großen Auflagen nicht erschwingen könnten. Dazu käme noch die Gefahr, dass die Ungarn, welche schon den Borstädten nahe seien, die neu angefangenen Gebäude zu verbrennen trachten. Der Kaiser befahl daher, statt der Schiffe 1300 fl. zu zahlen und Tag und Nacht gute Wache zu halten. Zu Ende November 1485 kamen die Scharen der Ungarn bis Ernsthofen heran und errichteten dort Befestigungen, nach ihrem Anführer „Tettauerschanze" ge­ nannt, aber in die Stadt gelangten sie nicht, denn der Schlosscommandant, Andreas Crabat von Lapitz, wehrte sie entschieden ab. Die Tettauerschanze wurde 1490 fünf Wochen lang belagert, dann bezwungen und zerstört und dadurch unsere Stadt vor den räuberischen Ungarn bewahrt. Friedrich erhob Österreich zu einem Erzherzogthume und führte den Titel „Erz­ herzog" für alle Glieder des Habsburgischen Stammes bleibend ein. Gern schrieb er die fünf Buchstaben A E I 0 V und ließ dieselben wiederholt an seinen Bauten anbringen, deren sinnreichste Dentung wohl die ist: „Aller Ehren ist Österreich voll." Friedrich starb in Linz am 19. August 1493. III. Bon Maximilian I. bis Leopold I. (1493 —1657.) Friedrichs Sohn Maximilian I. vereinigte wieder alle österreichischen Länder, welche 130 Jahre getrennt waren, unter seiner Herrschaft. In ihm erblicken wir den zweiten Gründer der Macht und Größe des Hauses Habsburg. Er ivar unter allen Habsburgern sowohl an Gestalt, als auch an Geistesgaben dem Ahnherrn Rudolf am ähnlichsten. Die Ereignisse seines vielbewegten Lebens dictierte er seinem Geheim­ schreiber in die Feder, und so entstand das berühmte Buch „Weißkunig." Biel hat ihm Österreich zu danken. Er führte ein neues Morgenroth über unser schönes Vaterland herauf und bahnte demselben den Weg zu der Stellung, welche es unter den Staaten Europas einnimmt. Steyr erfreute sich seiner besonderen Huld und Gewogenheit. Er gab 1499 die Erlaubnis, dass der Magistrat jährlich aus seiner Mitte den Bürgermeister wähle, *) Pritz: „Geschichte von Steyr 174— 251.11 — Möhler: „Symbolik 407." — Schubert: „österreichische Geschichte,96." — Franz Karl: „Aus Österreich und seiner Geschichte."--Amon: „Hauptmomcnte aus der Geschichte der Stadt Steyr."—Kn rz:„Beiträge."— Banernfeind: „Kurze Geschichte der Stadt Steyr."— Stadtarchiv von Steyr.

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