Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

137 Im Jahre 1299 wurde bei Steyr von Bauern ein großer Schatz alter römischer Münzen gefunden, welche das Gepräge der Fanstina, Gemahlin ct. Marc Aurels, zeigten. Die herumwohnenden Großen eigneten sich dieselben größtentheils an, trotz des Befehles K. Albrechts, dieselben ihm, dem Landesfürsten, auszuliefern. Die aufblühende Stadt traf im Jahre 1302 ein harter Schlag, indem eine in Ennsdorf bei einem Hafner ausgebrochene Feuersbrunst den größten Theil derselben und die Burg mit der Burgkapelle einäscherte. Damals war die Herrschaft Steyr im Besitze der Gemahlin Albrechts I., Elisabeth, Gräfin von Tirol und Görz, die sich oft in Steyr aufhielt; ihr Pfleger, der Edle Peter der Panhalm, war zugleich Stadtrichter. Sie stiftete nach dem Brande im Jahre 1302 das Spital an der Steyrbrücke auf's Neue, gab demselben die Äcker unterhalb Steyr, die früher Wernhard dem Böhaimb gehört hatten, erbaute über dem großen Gewölbe und Keller, in welchem man später den Spitalwein ausschenkte, die Spitalkirche und ließ dieselbe sonne die neue Burgkapelle im Jahre 1305 von Bischof Ruger einweihen. Hiebei stellten Heinrich der Preuhafen mit der Gemeinde der Ritter zu Steyr und Peter der Panhalm, Richter zu Steyr, einen Revers aus, dass sie den Abt von Garsten nach wie vor als den rechten Pfarrer über die Stadt Steyr, über die Kapelle in der Burg und über das Spital anerkennen und alle gottesdienstlichen Handlungen von ihm oder seinem Pfleger (Vicar) empfangen wollen. Auch gelobten sie, am neuen Friedhofe beim Spital nur jene zu beerdigen, die in demselben versterben würden. Das an der Urkunde hängende große Siegel der Stadt in gelbem Wachse zeigt ein geöffnetes spitzbogiges Thor mit einem Zinnenkranz und einem Giebelbach. Zur Seite befinden sich zwei Thürme mit Zinnen und Zwickeldach und außer­ halb ein Schild mit dem rechts aufstehenden Panther. Unter dem Thore fließt ein Strom. Jetzt bildet das Wappen der Stadt nur der Schild mit dem weißen feuerspeienden Panther mit kurzen Hörnern im grünen Felde. In betn angezogenen Reverse wird die Stadt­ pfarrkirche noch nicht erivähnt. Nach Pritz (Garsten- Gleink p. 108) kommt sie jedoch schon im Jahre 1287 in einem Ablassbriefe des Papstes Honorius IV. Altes Wappen tum Stc„r. als Kirche des hl. Ägyd (Gilg) und Coloman vor. $on s Sanoer Als ersten Pfarrer finden ivir Liepker urkundlich im Jahre 1300 genannt. Steyr gehörte im 10. Jahrhundert zur Pfarre Sierning und nach der Gründung des Klosters Garsten zum Pfarrgebiet von Garsten und wurde von dort aus pastoriert. Auch wurden am Friedhofe in Garsten die Todten begraben. Die Errichtung einer eigenen Pfarre in Steyr zu Beginn, des 14. Jahrhunderts dürfte auf die Überhand- yahme der Waldenser in der Stadt und der Umgegend zurückzuführen sein, und weil Garsten befürchtete, durch die Spitalskirche eine Einbuße an feinen pfarrlichen Rechten zu erleiden. Das Spital und die Spitalkirche wurden reichlich mit Stiftungen bedacht. Otto der Milchdophe, ein reicher Bürger, schenkte dem Spitale im Jahre 1306 einen Weingarten. Am 2. Februar 1313 stiftete Königin Elisabeth in der Spital­ kirche einen einigen Jahrtag für ihre Vorfahren und namentlich für ihren 1308 ermordeten Gemahl und bestimmte für das Spital jährlich 30 Fuder Salz aus ihrem Sudhause in Hallstatt, was Herzog Friedrich der Schöne 1314 bestätigte. Ritter Otto der Scheck stiftete mit der zweirädrigen Mühle unterhalb des Spitales, welche jährlich 2 Pfd. Pfg. diente, in der Spitalkirche drei wöchentliche Messen, die ein Conventuale des Stiftes Garsten lesen sollte. Der Müller war gehalten, dem

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