Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

134 2. Geschichte der Stadt Steyr. I. Zeitraum. *) Von bcr ältesten Zeit bis zur Regierung Herzog Albrechts I. Die Ursprungssage, einst bildlich dargestellt auf dem alten Ennsthore, erzählt von einem Kampfe zweier Brüder, von denen der eine die Stadt auf dem Tabor, der andere am Ennsufer bauen wollte und letzterer, im Zweikampfe Sieger, seinen Willen durchsetzte, — eine poetische Einkleidung für die Thatsache, dass das Wachsthum und Wohl der Bürgerschaft an die beiden Flüsse geknüpft ist, von denen der eine als Wafferstraße, der andere als Wasserkraft Handel und Gewerbe hervor­ rief und förderte. Rach späteren Geschichtsschreibern soll um das Jahr 408 „Winulphus, ein Gegend an die Enns gekommen und hernach anno 412 die Stadt Steyr erbaut haben." Der älteste Theil der Stadt ist die Burg, die den Traungauern gehörte und um 985 urkundlich genannt wird. An den Bau der Burg schloss sich naturgemäß der Bau der Stadt an. Die Traungauer, die sich ver- schiedenenorts größerer Besitzungen rühmen konnten, waren stets von einer Anzahl adeligerDienstmannen umgeben; solche siedelten sich in der Nähe der Burg an, und es entstand die Hofgasse, jetzt Berg­ gasse. An der Steyr ließen sich Eisenarbeiter, an der Enns Fischer nieder, und so wuchs die Ortschaft rasch zur Stadt heran. Die eigentliche Stadt zwischen dem Schlossberge und der Enns ent­ stand etwas später, und zwar zunächst die Enge, dann die „obere Zeil" am Fuße des Schlossberges, lang hernach erst die „untere Zeil" zunächst dem Flussufer, allmählich endlich die industriellen Vorstädte an der Steyr. Ursprünglich kommen Burg und Ortschaft zusammen als Castrum Stire oder Stiraburg vor; als aber die Ortschaft bedeutender geworden war, führte sie den Namen Steyr selbständig. Dieser wurde durch Abstoßen der Silbe Burg gebildet; Styr ist ein keltisches Wort und bedeutet „Fluss", daher Stiraburg gleichbedeutend mit Flussburg >var. Urkundlich wird die Stadt Steyr, die unter den Otakaren einen bedeutenden Aufschwung nahm, zum erstenmale im Jahre 1082 genannt, als Markgraf Otakar II. von Bischof Altmann von Passau für die Pfarre Behamberg die Pfarre Garsten eintauschte. Hiebei wird auch die Mühle jenseits der Steyr (Spitalmühle) und ein Hof am Einflüsse des Klein-Ramingbaches in die Enns erwähnt. Aus dem Güter­ deutscher Anführer unter König Alerich, in die Wappen uo» Ltcpr. Bon K. Langer. *) Preven Huber: „Annales Styronscs.“ — Pritz: Geschichte von Steyr. — Urknndenbuch von Ober- österreich 1 122 . 472. II 116 . 117. 433. 437. 573. 583. 618. III 73. 184. 457. 473." Stadtarchiv Von Steyr.

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