Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

131 er starb am 23. August 1759. Ihm folgte als Fürst sein Sohn Johann Nepomuk Friedrich, welcher der letzte Fürst aus der geraden maximilianischen Linie war. Seine Gemahlin Marianne, geb. Gräfin von Trautsohn, starb 1790, der einzige Sohn Josef Wilhelm war ihr schon 1786 im Tode vorangegangen; beider Grab­ stätte und Grabmal befinden sich am Friedhofe zu Steyr neben der Kapelle. Er selbst verließ dies Leben am 15. December 1797. Die Herrschaft Steyr kam nun an die zweite Linie, welche von Caspar, dem dritten Sohne Johann Maximilians abstammt, und zlvar an Caspars Urenkel Karl Eugen. Fürst Karl Eugen >var, da die Casparische Linie sich nach Baiern gezogen hatte, weshalb dieselbe auch die bairische Linie genannt wurde, am 1. April 1764 zu Landshut geboren und wurde Lieutenant in bairischen Diensten. Am 5. October 1801 suchte er um Aufnahme als Mitglied der obderennsischen Stände an; dies wurde ihm bewilligt und ihm aus besonderer Rücksicht für seine Person der erste Sitz aus der Herrenbank angewiesen, da ihm sonst, als dem Jüngsten, nach dem alten Her­ kommen und der Sessionsordnung der Sitz nach allen bereits eingeführten Mitgliedern des altrudolfinischen Herrenstandes gebürt hätte. — Er vermählte sich am 19. Sep­ tember 1802 mit Friederike, geb. Fürstin von Oettingen-Wallerstein, welche Palast­ dame ihrer Majestät der Kaiserin ward und den Sternkreuz-Orden erhielt. Fürst Karl Eugen war k. k. Kamnierherr, Ehrenritter des Johanniter-Ordens und wirklicher Stitter des bairischen St. Hubertus-Ordens. Er hatte manche große Unglücksfälle auszustehen, welche ungemeine Kosten verursachten, z. B. die feindlichen Einfälle der Franzosen in den Jahren 1800, 1805 und 1809. — In der Nacht vom 21. auf den 22. Juni des Jahres 1824 brach im Bräuhause in Ennsdorf Feuer aus, dem ein großer Theil von Ennsdorf, Ort, Steyrdorf und der Stadt zum Opfer siel. Gegen 12 Uhr nachts loderte die Flamme auch zum Schlosse hinan, das bald darauf in Flammen stand. Das Feuer wüthete bis zum Morgen fort und ergriff schließlich auch den hohen, alten Thurm. Neuen Schaden verursachte ein Ungewitter am 15. Juli, dessen mächtige Regengüsse die schönen Zimmer des Schlosses verdarben. Das Schloss, welches bisher zweistöckig gewesen war, wurde nur mehr einen Stock hoch hergestellt, und der große Thurm, der früher mit einem steilen Giebeldach versehen war, endet seit jener Zeit in einer zinneuum- gebenen Plattform. Karl Eugen vermehrte besonders die Bibliothek und die Kupferstichsammlung im Schlosse zu Steyr und starb zu Linz am 11. Mai 1834. Seine Leiche wurde in der Familiengruft zu Nezamislitz bei Schichowitz beigesetzt. Sehr bald folgte ihm seine Gemahlin nach, der 17. Juli 1831 war ihr Todestag. Sie hinterließen zwei Söhne: Gustav, geb. am 21. December 1812, und Emil, geb. am 26. März 1816; dieser ward k. k. Lieutenant im zweiten Uhlanenregimente, ivurde durch das Zer­ springen des Gewehres auf einer Jagd in Böhmen schwer verwundet und starb in Prag den 6. December 1836 am Wundstarrkrämpfe. Fürst Gustav von Lamb erg, Freiherr zu Ortenegg und Ottenstein, besaß die Herrschaft Steyr, die Herrschaft Götzendorf im Mühlkrcise, Alhartsberg und Planken in Niederösterreich, Kitzbühel, Löwenberg, Kapsberg und Münichau in Tirol, Schichowitz, Raby, wo der Hussitenführer Zi/cka sein zweites Auge verlor, Zihobetz und Budietitz in Böhmen. Nebst dem Titel seiner Herrschaften führte er auch jenen des Oberst-Erbland- kämmerers und Erbland-Jägermeisters im Lande ob der Enns, Erblandstallmeisters in Kärnten, Krain und der Windischen Mark, eines Granden von Spanien der ersten Classe und eines Magnaten von Ungarn. Bon seinem am 3. Februar 1862 erfolgten Tode bis zu der im Jahre 1877 erflossenen Entscheidung des obersten Gerichtshofes in der Successionsfrage verwaltete die Herrschaft Steyr als Curator der Linzer Advocat Dr. Franz Ladinser. Auf Grund der erwähnten Entscheidung, zufolge welcher auch die Fürsten­

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