Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

130 renovieren, das Innere desselben durch die Maler Anton Galliardi und Karl von Reselfeld mit Freskomalereien schmücken und im Hosgarten ein prächtiges Gartenhaus erbauen. — Im Jahre 1693 kam sein Bruder Graf Philipp von Lamberg, Fürstbischof von Passau, nach Steyr und lveihte die neuerbaute Stiftskirche in Garsten und die Kirche der Cölestinerinnen in Steyr ein. Franz Joses war am 15. Februar 1686 wegen der Verdienste seiner Vor­ fahren und seiner eigenen zuni Landeshauptmann ob der Enns ernannt und am 6. Mai in der Ritterstube des Schlosses zu Linz in Gegenwart der Stände feierlich installiert worden, welche Würde er bis zu seinem Tode bekleidete. 1694 erhielt er von K. Leopold den Orden des goldenen Vließes, ward 1700 Grand von Spanien, 1704 Geheimrath, und erhielt 1709 von K. Josef I. die Bewilligung, dass immer nur der Älteste der Familie den Titel Obrist - Erblandkämmerer führen dürfe, die anderen hießen Erblandkümmerer. Sein ältester Sohn Leopold Matthias (geb. 1667) war der Liebling Kaiser Josef L, ward k. k. Kümmerer, Obrist- Erblandjägermeister ob der Enns und Ritter des goldenen Vließes und lvurde vom Kaiser mittelst Diplomes vom 1. November 1707 in den Reichsfürstenstand erhoben und ihm von dem, was die Herrschaft Steyr jährlich an Landesumlagen abzuliefern hatte, jährlich 12000 fl. angewiesen. K. Josef i. belehnte ihn am il. Juli 1709 mit der Landgrafschaft Leuchtenberg, daher ihm der fürstliche und landgräfliche Titel gebürte; beide Titel sollte aber in Zukunft nur der Besitzer von Steyr aus dieser Familie führen, während die übrigen Mitglieder nur den Titel eines Grafen haben sollten. Leopold Matthias genoss jedoch diese Würde nicht lange, denn er starb schon am 10. März 1711 zu Wien im 44. Jahre seines Alters, ohne einen männlichen Nachkommen von seiner Gattin Maria Claudia, geb. Gräfin von Künigl, zu hinterlassen. Sein Vater Franz Josef ward nun Fürst als der älteste der Familie und erhielt auch die Landgrafschaft Leuchtenberg, die jedoch 1714 durch den Friedensschluss von Rastatt an Baiern zurückfiel. Fürst Franz Josef, der am 12. November 1712 sein Leben beendete, hatte mehrere Tochter und folgende Sohne: 1. Leopold Matthias, von dem schon die stiebe war. — 2. Johann Adam, geb. 1677, Kammerherr und Landrath, f 1708. — 3. Franz Anton, geb. 1678, der seinem Vater als Fürst folgte. 4. Josef Dominik, geb. 1680; dieser widmete sich dem geistlichen Stande, ward 1705 Dom­ propst, 1712 Fürstbischof zu Seckau, 1723 Fürstbischof von Passau, 1737 Cardinal. Er stiftete mit 7000 fl. die Anstellung eines beständigen Katecheten aus der Gesellschaft Jesu zu Steyr und starb am 30. August 1761. — 5. Johann Philipp, geb. 1684, ward Oberst-Stallmeister des Fürstbischofes zu Passau. — 6. Johann Ferdinand, geb. 1689, leistete dem Staate große Dienste und wurde 1741 von K. Maria Theresia zum wirklichen Geheimrath ernannt. — 7. Franz Alois, geb. 1697, ward Domherr von Salzburg und Passau. Fürst Franz Anton erhielt nach dem Tode seines Vaters, da seine beiden älteren Brüder schon früher gestorben waren, die Herrschaft Steyr; er vermählte sich am 19. Februar 1713 mit Ludovica, geb. Fürstin von Hohenzollern-Hechingen. Er war schon zuvor k. k. Kammerherr und Oberstlieutenant bei einem Dragoner- Regintente. Im Jahre 1727 wüthete in der Stadt Steyr eine verheerende Feuersbrunst, der auch sein Schloss zilm Opfer fiel, welches dann vorzüglich durch die Freigebig­ keit seines Bruders, des Fürstbischofes von Passau, wieder erbaut wurde. Die Pläne zur Wiederherstellung des Schlosses rührten von Dominico d'Angeli, Architekten in Passau, her, die Ausführung des Baues hatte jedoch der Linzer Baumeister Johann Michael Prunner erhalten. Der kleinere Schlossthurm wurde im Jahre 1731 vollendet und hiebei in die den Thurm bekrönende, mit einem Lamberg'schen Wappenadler geschmückte Kugel eine Erinnernngsurkunde gelegt. Im Jahre 1729 wurde Franz Anton als Erbtruchsess des Erzbisthumes Salzburg investiert, welche Würde dann immer bei der Familie der Lamberge von Steyr verblieb;

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