Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

126 Im Mai des Jahres 1595 starb im Schlosse der Herzog Johann Friedrich von Sachsen. Er hatte dem von Maxmilian II. geächteten Wilhelm von Grumbach in der Feste Grimmenstein zu Gotha Schutz gewährt, weshalb er mit Krieg überzogen und 1567 gefangen wurde, worauf er anfänglich zu Wr. Neustadt, dann im Hirschen- haus in Steyr und schließlich im Schlosse in fürstlichem Gefängnis gehalten wurde. Als im Jahre 1596 der Burggraf Ludwig von Starhemberg über die Unter­ thanen der Herrschaft Steyr, die zum Türkenkriege bestimmt innren, im Schlosshofe Musterung hielt, wollten dieselben. nicht gehorchen, wenn nicht vorher ihren Beschwerden abgeholfen würde. Ermahnungen fruchteten nichts, ja zwei derselben schlugen sogar mit ihren Hackeln auf den Burggrafen ein, der die Widerspenstigen mit Hilfe der Bürger überwältigte, die zwei Verwegenen ohne gerichtliches Verfahren in der Stille hinrichten und im Saßwalde begraben ließ, was das Signal zum Aufstande der Bauern des Traunviertels war. Ludwig von Starhemberg geriet!; später auf einer Reise in Niederösterreich in die Hände der Bauern, die ihn an einen Wagen banden und eine geraume Zeit über Stock und Stein fortschleppten. Er rettete damals nur mit Mühe sein Leben und starb später (1620) in Znaim. In der Burggrafschaft von Steyr war ihm schon int Jahre 1600 Hans Friedrich Freiherr von Hofmann, Geheimrath und Hofkammerpräsident gefolgt. Im Jahre 1601 starb im Schlosse der Woiwode der Moldau, Alexander, der in den Kämpfen mit Stephan Bathory gefangen genommen worden war und anfangs im Hirschenhause, dann im Schlosse seine Wohnung hatte; er wurde im Kloster Garsten beigesetzt. Durch Vermittlung der Com- missäre Wilhelm Freiherr von See- man, niederösterreichischer Kam­ merpräsident, und Hans Gienger, Vicedom in Oberösterreich, wurde im Jahre 1606 zwischen der Herr­ schaft und der Stadt Steyr ein ordentlicher Vertrag über die streitigen Punkte wegen des Burgfriedens und der Jurisdiction abgeschlossen; trotzdem dauerte dieser nun schon über 200 Jahre währende Streit auch noch weiter fort. Von 1610 bis 1614 war Burggraf Georg von Stubenberg, Herr auf Kapfenberg, Mureck, Fraunberg, Schallaburg und Sichtenberg, Obrist-Erbschenk in Steyr, Sr. Majestät Rath und Kümmerer, worauf dann das Burggrafenamt an die Lamberge übergieng, die später die Herrschaft als Eigenthum erwarben und noch heute besitzen. Der erste Burggraf aus dieser Familie war Georg Siegmund Freiherr von Lamberg, Herr zu Ortenegg und Ottenstein, auf Stöckern und Amerang. Dieser war in erster Ehe mit Sophie von Alt, in zweiter Ehe mit Eva von Neideck und in dritter Ehe mit Johanna, der Witwe des Grafen Siegmund von Dietrichstein, vermählt. Seine dritte Gemahlin war die Tochter des Fürsten Johann Warmund aus dem berühmten Geschlechte der ©tätiger (della scala - von der Leiter) aus Verona. Sie war der letzte Sprosse dieses edlen Geschlechtes, und der Freiherr Georg Siegmund erhielt vom Kaiser die Erlaubnis, ihr Familienwappen, die weiße Leiter, an welcher Schloss Steyr im Jahre 1584. Von F. Sulflmni.

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