Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

124 Khilchinger blieb, in der Pfarrkirche beim Gilgenthor festsetzte. Am folgenden Tage kam Georg von Stein, der in Agsbach gelegen war, vor Steyr an, lagerte am Tabor und drang endlich nach siebenmaligem Sturme in Steyrdorf ein, so dass man ihn mit 200 Mann über die Steyrbrücke in das Schloss lassen musste. Dann zog er gegen das Gilgenthor, worauf Georg von Volkersdorf, zur Vertheidigung desselben und der Stadt zu schwach, mit Accord abziehen musste. Hieraus verheerte Georg von Stein mit Wilhelm von Puchheim die Güter seiner Widersacher Reinprecht von Wallsee, Georg von Volkersdors. und die Besitzungen der Klöster Garsten, Kremsmünster und St. Florian. Im Herbste schickte der Kaiser seinen Feldhaupt- mann Ulrich von Grafeneck hieher, welcher die Stadt einnahm ttnb sich an die Be­ lagerung des Schlosses machte. Als die Noth darin am höchsten war, ließ Stein die Schanzen und Belagerungswerke in Brand setzen und entkam in der darob ent­ stellenden Verwirrung. Ulrich von Graseneck dielt dann Schloss und Herrschaft Steyr pfandweise bis zum Jahre 1409. Während seiner öfteren Abwesenheit vertrat ihn sein Sohn Wolsgang von Grafeneck. Im genannten Jahre erhielt dann der Dbristhanptmann Gras Hugo von Werdende r g zum Heiligenstein vom Kaiser pflegweise Schloss und Herrschaft Steyr. Der Kaiser gebot ihm, die Steyrer an seinerstatt in Eid und Pflicht zu nehmen, und befahl diesen, die Güter von Schiffartseck herauszugeben. Er hatte Steyr bis zum Jahre 1474, worauf es in gleicher Weise bis zum Jahre 1470 der Landeshauptmann Reinprecht von Wallsee besaß. Im Jahre 1470 entfloh der Erzbischof von Gran, Johann Beckenschläger, unter Mitnahme von 300000 Goldgulden und mehrerer goldener und silberner Gesäße der Domkirche aus Ungarn und begab sich an den Hos Kaiser Friedrichs, dein er zur Vermählung seines Sohnes Maximilian mit Alaria, der Tochter des Herzogs Karl von Burgund, looooo Goldgnlden lieh, wofür ihm Schloss und Stadt Steyr als Pfand ans Lebenszeit übergeben lvurden. Johann Beckenschläger, der in Steyr oft längere Zeit veriveilte, ließ das Schloss, welches in den letzten Kriegen arg gelitten hatte, lvieder herstellen unb stärker befestigen. Den wüsten Anger vor dem Schloss ließ er einfrieden und legte dort einen Hosgarten an, den jetzigen Schlosspark, der sich nun durch seinen Reichthum an schönen Bäumen, prächtigen Grasplätzen, einen stimmungsvollen Weiher mit Springbrunnen, bedeutende Gewächs- und Palmenbäuser auszeichnet. Sein Burggraf in Steyr lvar Andreas Crabat von Lapitz, der mit Hilfe der Bürger und böhmischer Söldner, die in Steyr lagen und hier manchen Unfug verübten, Stadt und Schloss vor den ans der Tettanersckianze bei Ernsthosen heranstreifenden Ungarn tapfer beschützte und diesen den Weg in das Gebirge hinein verivehrte. Im Jahre 1490 hörte Johann Beckenschläger auf, Psandinhaber der Herrschaft Steyr zu sein, da er Erzbischof von Salzburg wurde, und sein Pfleger Andreas Crabat zog ab. An seine Stelle trat als Burggraf Caspar von Rogen­ dorf (1490—1493), der Kaiser Friedrichs Rath, Kämmerer, Küchenmeister, Kriegs­ oberster gegen Kaiser Matthias von Ungarn und Pfleger zu istbbs war. Bon 1493 bis 1498 war dann Burggraf Martin von Polheim, kaiserlicher Rath, Kämmerer und Ritter des goldenen Vließes, der dieses Amt zumeist von seinem Bruder Andreas verwalten ließ. Mit der Stadt Steyr wusste er stets das beste Einvernehmen herzuhalten, was ihm Kaiser Maximilian hoch anrechnete. Hierauf war Hans Pülchinger (1499, 1500), dann Wolfgang Leroch (1500) und von 1500—1503 Caspar von Volkersdors auf Weißenberg, Landmarschall von Rieder­ österreich, Burggraf zu Steyr, welches Amt sodann bis zum Jahre 1532 die Rogendorfer inne hatten. Caspar von Rogendors bekleidete dieses Amt zum zweitenmal von 1503 bis 1507, worauf ihm sein Sohn Wolfgang folgte. Dieser hatte in seiner Jugend dem König Philipp von Castilien gedient, lvar dann Kaiser Karls V. Statthalter in Friesland und lvnrde 1529 Landmarschall unter der Enns. Das Burggrafenamt

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