Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

119 Um sich ein Anrecht auf dieselben zu erwerben, heiratete Ottokar, der Sohn König Wenzels von Böhmen, am 8. April 1253 Margarete, die Schwester Friedrichs des Streitbaren, und ergriff von diesen Ländern Besitz. Die Stadt Steyr nahm er ein, und der gewaltthätige Dietmar von Steyr, der das Burglehen von Steyr besaß und die Stadt und die ganze Herrschaft Steyr sammt allen dazugehörigen Besitzungen nach dem Tode Friedrichs des Streitbaren in seine Gewalt gebracht hatte, sah sich genöthigt, im Jahre 1252 mit Ottokar in Linz einen Vergleich zu schließen; Ottokar beließ ihm das Burglehen von Steyr, versprach ihm, in die Burg keinen seiner Feinde zu legen, gab ihm 200 Pfund Geldes und die Herrschaft Losenstein, wogegen Dietmar von Steyr, der Ahnherr der Losen- steiner, auf die Stadt Steyr und alle anderen Besitzungen verzichten musste. Im Jahre 1255 stellten Magister Gottschalk, des Herzogs von Österreich Schreiber, und Witigo, der Schreiber von Enns, die hier Macht hatten, in Stadt Steyr dem Kloster Garsten eine Urkunde wegen der Kapelle in Haselbach aus. Ottokar erwarb 1260 die Steiermark und erhielt 8 Jahre später durch Testament Kärnten. Sein Procurator, Heinrich von Hag, waltete 1272 in unserer Gegend, Jrenfried hielt als Pfleger 1273 Gericht und sein Marschall Burkhard von Klingenberg bestätigte hier 1275 dem Kloster Gleink den Besitz von Haidershofen. Ottokars Glück gieng aber bald zu Ende. Am 29. September 1273 wurde Rudolf Graf von Habsburg, der Ahnherr unseres erlauchten Herrscherhauses, zum römischen König gewählt. Ottokar und der seit 1274 mit ihm verbündete Heinrich von Baiern wurden am Reichstage zu Nürnberg vorgeladen zu erscheinen und ihrer Lehenspflicht genüge zu leisten, aber sie thaten es nicht, daher sie 1275 in die Reichsacht erklärt wurden. Herzog Ludwig von Baiern hingegen hieng dem König treu an und es gelang ihm sogar, Herzog Heinrich von Ottokar abzuziehen, worauf der König mit ihm einen Bund schloss. Rudolf gab nämlich Heinrichs Sohne Otto seine Tochter Katharina zur Gemahlin, bestimmte ihr einen Brautschatz von 40000 Mark Silber und verpfändete ihm dafür die Städte und Herrschaften Steyr, Linz und Wels. König Rudolf zog im Kampfe gegen Ottokar im Herbste des Jahres 1276 durch Passau, Linz, Ebelsberg, wo er 120 Edle zu Rittern schlug, dann vor; Enns lag, welches eine ottokarische Besatzung unter beut Befehle Konrads von Sumeran hatte. Enns ergab sich. Die Garstner Annalen schreiben, dass das Kloster und die Gegenden an der Enns und Steyr viel unter den Plünderungen von Rudolfs Kriegsvölkern zu leiden hatten. Zweifelsohne lag auch in Steyr eine böhmische Besatzung, die damals von des Königs Truppen bezwungen wurde; hiebei ward auch Garsten geplündert. Bald darauf rückte Rudolf über die Enns und seine Truppen verließen das Land. Da jedoch noch manche Fehden unter den Edlen von Österreich und Steier­ mark obwalteten und diese die Bewobner beunruhigten, die Straßen unsicher waren und die Räubereien nicht enden wollten, so verkündigte er am 3. December 1276 einen Landfrieden auf 5 Jahre, den alle beschwören mussten. Seine treuen Anhänger belohnte er und ertheilte ihnen verschiedene Rechte und Privilegien. Heinrich, der Pfalz graf am Rhein und Herzog in Baiern, ordnete als Pfandinhaber von Oberösterreich manches an und hielt sich 1276 und 1277 meistens im Lande auf. Dem Kloster Gleink bestätigte er die Abtretung der Vogtei- und Patronatsrechte über die Pfarre Haidershofen seitens seines Vasallen Poppo von Grün­ burg. Am 31. December 1276 bestätigt er in Herzogenball (Bad Hall) dem Kloster Lambach die Privilegien. Am 6. Jänner 1277 that er dasselbe in Steyr bezüglich des Klosters Gleink. Am 12. Juli desselben Jahres weilte er abermals auf Burg Steyr und gab dem Kloster Garsten für die Wohnungen von sechs Förstern bei Gaflenz einen Hos in Pieselwang bei Steinbach a. d. Steyr. Herzog Heinrich, der im letzten Kampfe zwischen Ottokar und Rudolf sich abermals auf die Seite Ottokars gestellt hatte, söhnte sich wohl nach der unglücklichen Schlacht am Kruter- feld zwischen Jedenspeugen und Dürnkrut am 16. August 1278, wo Ottokar Krone

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