Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

114 der Geschichte verstoßen, wenn geglaubt wird, dass die Burg wohl einige Jahre früher bestanden haben könne, ehe sie urkundlich genannt wird. Stolz, wenn auch nicht groß, mochte sie auf dem steil abfallenden Felsen­ vorsprunge am Zusammenflüsse der Enns und Steyr dagestanden sein, die Stiraburg, in einer reizvollen und günstigen Gegend mit herrlichem Ausblicke auf die gegen Süden sich erhebenden kahlen Älpenspitzen. Die mächtigen Grafen von Wels und Lambach hatten sich viele Güter des durch die Ungarn in Asche gelegten Klosters Kremsmünster angeeignet, welche dann von den Bischöfen von Passau, nachdem ihnen Kaiser Otto II. im Jahre 975 die Abtei Kremsmünster geschenkt hatte, zurückverlangt und zum Theil auch zurückgestellt wurden. So musste Gras Arnold l. von Wels und Lambach im Jahre 993 zufolge eines Vertrages zu Gunsten des Bischofes Christian von Passau auf die Güter bei Sipbachzell, Leombach, Jttensham bei Eberstallzell, bei Pettenbach rc., die er sich unrechtmäßigerweise angeeignet hatte, verzichten. Seinem Sohne, Grafen Arnold II., wurde im Jahre 1036 die Kärntnermark verliehen, als dieselbe nach der Absetzung des Eppensteiners Adalbero vom Herzog- thume abgetrennt wurde. Graf Arnold II. starb im Jahre 1055. Sein Sohn Gottfried, der bereits int Jahre 1041 im Besitze der Grafschastsrechte int Ennsthal und int Paltenthale war und im Jahre 1042 schon als Markgraf genannt wird, wurde int Jahre 1049 erschlagen. Da auch Arnolds zweiter Sohn, Arnold III., vor seinem Vater verstorben war und der dritte Sohn, Bischof Adalbero von Würzburg, den geistlichen Stand erwählt hatte, so trat um diese Zeit die Anf- theilung des Lambach'schen Besitzes ein. An den Grafen Eckbert I. von Formbach, der mit Gottfrieds Tochter Mathilde vermählt war, fielen die Allode in dein Gebiete von Pitten an der ungarischen Grenze und das Donauthal von der Rotensala bis Schönhering herab. Ein Theil des Lambach'schen Gutes kam durch Bischof Adalbero an das Hochstist Würzburg. Der ganze übrige Besitz der Lambacher diesseits und jenseits der Traun und in der Kärntnermark fiel an den chiemgauischen Grafen Otakar, dessen Gemahlin eine Tochter Arnolds II. war. Ihm wurde auch die Verwaltung der Kärntner­ mark übertragen. Markgraf Otakar L, dessen Nachkommen die steh rischen Otakare genannt werden und ihre Residenz in Burg Steyr hatten, gründete in Garsten ein Kloster, das er mit vielen Gütern ausstattete und Clerikern übergab, deren erster Vorsteher Eberhard hieß. Urkundlich erscheint Otakar das letztemal int Jahre 1059. Da er von 1059 an nicht nur aus der Kärntnermark, sondern auch aus allen Urkunden verschwindet, so drängt sich die Vermuthung auf, dass er int Kampfe gegen die Eppensteiner, die Nachkommen des abgesetzten Herzogs Adalbero von Kärnten, welche dort die factische Herrschaft wieder an sich gebracht hatten, den Besitz der Kärntner­ mark verloren habe und wenige Jahre darauf auch aus dem Leben geschieden sei. Seinem unmündigen Sohne Otakar II., der erst in Urkunden nach dem Jahre 1078 auftritt und sich später Markgraf von Steyr nennt, verblieben nur die vom Hochstifte Salzburg lehenbären Grafschaftsrechte im Ennsthale, die Allode aus der Lambacher Erbschaft nördlich vom Pyrn und die Besitzungen im Enns­ thale. Otakar II. stand int Jnvestiturstreite auf päpstlicher Seite, während sein Bruder Albcro ein Parteigänger des Kaisers war. Otakar, der int Jahre 1079 als Markgraf auftritt, scheint daher die Markgrafengewalt von dem Gegenkönig Rudolf erhalten zu haben und in der Mark den Eppensteinern entgegengesetzt worden zu sein, was zur Folge hatte, dass nach der Flucht des Erzbischofes Gebhart von der siegreichen kaiserlichen Partei in Salzburg die Grafschastsrechte im Ennsthale seinem Bruder Albero zuerkannt wurden. Albero, der von betn Erzbischof in den Bann gethan wurde, leistete nach der Rückkehr desselben aus Sachsen Ersatz und wurde 1088 von den Lehensleuten Otakars oder von seinem eigenen Gefolge

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