Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

107 zum Jahre 1842, brachte es aber nie zu einem eigenen Hause, sondern mar immer in gemieteten Localen untergebracht. Auch für die Schule in Aichet war bis zum Jahre 1782 nicht besser gesorgt. Dieselbe hatte ebenfalls nur ein gemietetes Zimmer int Hanse Nr. 87 der Sierningerstraße (C.-Nr. 499). Im genannten Jahre erkaufte die Stadt vom Freiherrn von Riesenfels, dem Besitzer des Schlösschens.Aichet, einen Wiesengrund zur Erbauung eines Schulhauses. Das im folgenden Jahre zur Voll­ endung gebrachte Schulhaus in der Sierningerstraße 9ir. 69 (C.-Nr. 373) war schon für zwei Classen eingerichtet. Im Jahre 1784 erfolgte die Auflösung des Klosters der Cölestineriunen. Die Schule derselben wurde dann weltlichen Lehrern unter der Leitung eines Oberlehrers übergeben und den Mädchen zugleich Unterricht im Nähen und Stricken ertheilt. Ein besonderes Augenmerk widmete auch Kaiser Josef II dein Volksunterrichte, für dessen Verbreitung er rastlos thätig war. Am 24. März 1781 erließ er in dieser Hinsicht ein Gesetz zur Einführung und Errichtung von Landschulen, demnach in jeder Pfarre wenigstens eine Volksschule errichtet werden musste. Nicht weniger als 24 Schulen des Landbezirkes stammen aus den Zeiten Kaiser Josefs H. Es wurden errichtet: 1781 die Schulen in Kleinreifling, Unterlaussa, Neustift und Ternberg; 1782 die in Garsten; 1783 die in Neukematen; 1784 die in Harhagen, Sierning- hofen, Kleinraming, Dambach; 1785 die in Gaslenz, Thanstetten, Weichstetten, Rohr und Allhaming; 1786 entstanden die Schulen in Egendorf, Kriihub, Mühlbach, Maria Laah, Reichraming, Losenstein, und 1787 die Schulen in Christkindl, Dietach und St. Ulrich. Von den noch übrigen Schulen des Bezirkes entstand die zu Lausa 1834, die zu Brunnbach 1887, und im Jahre 1892 wurde von der k. k. Landesschulbehörde die Errichtung von Schulen im Pechgraben und in Mitteregg ausgesprochen. Aus dem Gebiete des Volksschulwesens blieb der unter Maria Theresia ein­ geführte Lehrplan in seinen lvesentlichsten Grundzügen in Wirksamkeit und erhielt durch die von Kaiser Franz I. im Jahre 1805 erlassene politische Schnlver­ sass ung nur einige unbedeutende Abänderungen. Die Oberaufsicht über das katholische Schulwesen in Oberösterreich führte ein Domherr, die Schuldistrictsaufsicht oblag den Dechanten. Damals bestand in Steyr eine Kreishauptschule, in Krems­ münster eine Hauptschule. Die Volksschulen aus dem Flachlande hießen Trivial­ schulen. weil in ihnen außer der Religion nur die drei Elemente der Volksbildung, Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt lvurden. Unter Kaiser Franz Joses I begann für die österreichische Volksschule eine neue Epoche. Aus dem Reichsgesetze vom 25. Mai 1868 und aus dem Reichs- Volksschulgesetze vom 14. Mai 1869 beruht die gegenwärtige Einrichtung der Volks­ schule. Es erfolgte die Trennung der Schule von der Kirche, welcher die Leitung des Religionsunterrichtes und der religiösen Übungen zugewiesen mürbe. Die Ober­ aufsicht über das gesaminte Erziehnngs- und Unterrichtswesen übernahm der Staat. Die achtjährige Schulpflicht wurde eingeführt und die Volksschulen erhielten neue Lehrpläne. Eine neue Schöpfung waren die erweiterten Volksschulen oder Bürger­ schulen für Knaben und Mädchen. Die auf Grundlage der neuen Schulgesetze geschaffenen Schulbehörden: der k. k. Landesschulrath, der k. k. Bezirksschulrath und die Ortsschulräthe, die dem k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht unterstehen, an dessen Spitze gegenwärtig Se. Excellenz Dr. Paul Gautsch Freiherr von Franken- thurn sich befindet, traten im Jahre 1870 in Wirksamkeit. Der Vorsitzende des k. k. Landesschulrathes ist der k. k. Statthalter, gegenwärtig Se. Excellenz Victor Freiherr von Puthon. Der Vorsitzende des k. k. Bezirksschulrathes Steyr (Land) ist der k. k. Bezirkshauptmann Hugo Ritter von Hebenstreit, der des k. k. Stadt- schulrathes der Bürgermeister der 1. s. Stadt Steyr, Johann Berger. Die Ober­ aufsicht über das Schulwesen int Lande haben die k. k. Landesschulinspectoren. Die Mittelschulen unserer Bezirke unterstehen gegenwärtig dem k. k. Landesschulinspector Eduard Schwammel, die Volksschulen dem k. k. Landesschulinspector Dr. Franz Josef Kretschmeyer.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2