Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

104 das Gymnasium eröffnet, welches wieder zu großer Blüte gelangte. Egidius Weixlberger von Regensburg wurde als Rector berufen, Jakob Tydeus war Conrector und neben diesen wirkten mehrere Lehrer. Jul Jahre 1024 im October erschienen jedoch Cvmmissäre in Steyr, in deren Gegenwart die Decrete verlesen wurden, denen zufolge die Lehrer und Prediger das Land zu verlassen hatten. Wer inner­ halb sechs Wochen noch im Lande angetroffen würde, sollte Strafe an Leib und und Leben erleiden. Das Kloster und die Kirche wurde dann im November wieder den Dominicanern übergeben. Im Jahre 1632 am 4. November eröffneten die Jesuiten ein Gymnasium, in welchem anfangs nur zwei Bürgerssöhne aus Steyr erschienen. Aber nach einigen Monaten war die Zahl schon über 40 gestiegen und nahm immer mehr zu. Der Magistrat übergab den Jesuiten ein Haus zu einem Seminare mit der Be­ dingung, einen Bürgerssohn von Steyr unentgeltlich in der Musik und in den Wissenschaften zu unterrichten und ihm den nöthigen Unterhalt zu verschaffen. Später waren 5 solche Stiftsplätze im Seminare. Da das alte Gebäude für die zahlreiche studierende Jugend, die sich über 200 belief, zu klein geworden >var, schlossen die Jesuiten mit dem Magistrate wegen Erbauung eines neuen Gymnasialgebäudes einen Vertrag. Sie kauften zwei dem Collegium gegenüberliegende Häuser und begannen den Bau eines schönen, geräumigen Schulhauses, welches nach drei Jahren vollendet lvnrde. Zur Herstellung des Baues hatte Christoph Abele, Präsident der kaiserlichen Kammer, 4150 fl. beigetragen. Das Jesuitengymnasium bestand bis zur Aushebung des Ordens im Jahre 1773. Seit jener Zeit hat Steyr kein Gymnasium mehr. Im Jahre 1849 erfolgte dann die Errichtung einer unselbständigen Unter- Realschule, die im Jahre 1862 in eine selbständige umgewandelt und im Jahre 187 2 zu einer k. k. Staatsoberrealschule erweitert wurde. An derselben wirken nun der k. k. Director Edmund Aelschker, 11 Professoren und 5 Nebenlehrer. Ferner hat Steyr noch eine im Jahre 1873 errichtete k. k. Fachschule und Versuchsanstalt für Eisen- und Stahlindustrie, an welcher gegenlvärtig der k. k. Director Gustav Ritzinger und 4 Lehrkräfte, 1 Custos, 1 Rechnungsführer und 6 Werkmeister beschäftigt sind. Was den eigentlichen Volksschulunterricht oder die niederen Schulen betrifft, so waren dergleichen fast nur in größeren Städten zu finden, doch waren sie nicht allgemein und nur wenige nahmen theil daran. In Steyr bestand eine solche deutsche Schule schon zu Ansang des 14. Jahrhunderts. In einer Urkunde des Peter Ponhalm vom Jahre 1344 wird dieselbe erwähnt. Der erste urkundlich genannte Lehrer ist „Franciscus der Schulmaister ze Steyr." Ihm und seiner „housvrowen Dorothen" verkauften im Jahre 1370 seine Schwäger, die Söhne Chunrat des Gmächleichs von Steyr, einen Weingarten am Schweinsberg zu Klosterneuburg. Als im Jahre 1437 Herzog Albrecht den Streit zwischen der Stadt Steyr und dem Abte von Garsten wegen verschiedener pfarrlicher Rechte entschied, be­ stimmte er auch, dass der Schulmeister, welcher zugleich in der Kirche Dienste zu leisten hatte, vom Abte oder Pfarrer nach gütlicher Übereinkunft mit dem Rathe erwählt werden und in allen Amtssachen bciu Pfarrer gehorsam sein sollte. Gegen die Wahl eines Untauglichen konnten die Bürger Einsprache erheben. Vollführte der Schulmeister seine Amtspflichten nicht ordentlich, so konnte ihn der Pfarrer strafen und mit Zustimmung des Magistrates ganz seines Dienstes entsetzen. Die älteste Schule irn Landbezirke hat Bad Hall. Caspar Mühlwanger zu Mühlgrub erbaute dieselbe im Jahre 1493 und schenkte „das Schulhaus zur Margaretenkapelle unter den sieben Linden im Markte Hall" sammt den dazu gehörigen Gründen der Gemeinde mit der Bestimmung, dass -dieses Haus als Schul- und Messnerhaus zu verbleiben habe und zu keinem anderen Zwecken verwendet werden dürfe.

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