Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

103 Die Zeit von Herzog Albrecht I. bis Herzog Albrecht II. war sehr kriegerisch, was den Wissenschaften und der höheren Bildung nicht günstig war. Der Stand derselben >var auch, mit wenigen Ausnahmen, ziemlich niedrig und von Volks­ bildung kaum eine Rede, selbst von den Adeligen konnten nur einige lesen und schreiben, dieses war gewöhnlich das Geschäft der Priester und Mönche. Die Äbte derselben thaten vieles, um die Bildung zu befördern, und manche derselben waren ihrer Zeit wegen ihrer Gelehrsamkeit berühmt. Besser ward es in Österreich um die Wissenschaft, als Herzog Rudolf IV. die Universität in Wien im Jahre 1365 stiftete. In Kremsmünster widmete Abt Udalrich IV. Schoppenzaun (1454—1459) der Klosterschule eine große Aufmerksamkeit. Er berief zur Leitung derselben einen ausgezeichneten jungen Btann, Johannes Schreiner aus Zlabings in Btähren, der Philosophie und Theologie lehrte, die Musik pflegte und später Stistsabt wurde. Abt Gregor Lechner errichtete 1549 das noch jetzt blühende Gymnasium. Abt Alexander Fixlmüller errichtete 1747 in Kremsmünster ein philosophisches Studium; ferner befand sich daselbst von 1744—1786 eine adelige Ritter-Akademie, von 1803—1814 eine vollständige theologische Lehranstalt für die Cleriker des Stiftes; 1804 entstand das Convict daselbst, welches jetzt noch besteht. Abt des Stiftes Kremsmünster ist gegenwärtig Sr. Gn. Leonard Achleuthner, Landeshauptmann von Oberösterreich, der dem Gymnasium im Jahre 1890 ein neues prächtiges Heim erbaute. Am Gymnasium wirken gegenwärtig der Director P. Paul Proschko iiitö 16 Professoren. Das im Kloster Garsten bestandene Seminar, in welchem 6—10 Zöglinge in der lateinischen Grammatik und in der Musik unterrichtet und unentgeltlich ver­ sorgt wurden, wofür sie jedoch beim Altare, am Chore u. s. w. einige Dienste leisten mussten, hörte mit der Auflösung des Stiftes im Jahre 1787 auf. In der Stadt Steyr wurde vor der Mitte des 16. Jahrhunderts eine lateinische Schule gegründet. Der erste Rector derselben, Andreas Kuttner, welcher der prote­ stantischen Lehre zugethan war und die Schule mehrere Jahre geleitet hatte, starb im Jahre 1558. Ihm folgte Thomas Pagäus oder Prunner, gebürtig von Landshut, ein Schüler des berühmten Melanchton zu Wittenberg. Wo damals das Schulhaus stand, ist nicht bekannt. Seit 1559 diente das ehemalige Dominicanerkloster zu Schul- zwecken, und die Dominicanerkirche hieß Schulkirche. Thomas Pagäus starb 1571 und an seine Stelle trat im folgenden Jahre Georg Mauritius, außerordentlicher Professor an der Universität Wittenberg. In demselben Jahre wurden das Schulhaus und die Kirche durch die Hochflut der Enns in den Grundfesten untergraben und stürzten ein, nachdem sich die Schüler, 60 an der Zahl, kurz vorher in ein anderes Gebäude geflüchtet hatten. Kirche und Schule wurden 1575 wieder vollendet und der Rector Mauritius samint der zahl­ reichen studierenden Jugend unter großen Feierlichkeiten wieder eingeführt. Aus jener Zeit stammen auch mehrere, heute noch bestehende Studenten- Stiftungen. Georg Fenzl, ein reicher Handelsmann und Bürger von Steyr, Herr der adeligen Sitze Wolfstein und Weyer bei Kematen, stiftete zwei Stipendien mit jährlich 84 bezw. 100 fl. Der Arzt der Stadt Steyr, Dr. Maternus Hammer, legierte im Jahre 1591 2000 fl., damit von deren jährlichem Erträgnis aus der Universität zu Leipzig zwei Steyrer und zwei Leipziger Stipendiaten unterhalten werden sollten. Wolf Psefferl stiftete 1596 zwei Stipendien zu jährt. 100 fl. und sein Bruder Hans Adam Pfeffert, Herr zu Piberbach, stiftete 1599 ebenfalls ein Stipendium jührl. 100 fl., welches an Studierende der evangelischen Theologie verliehen wird. Die Schülerzahl am Gymnasium ivuchs stetig und die Anstalt wurde sehr berühmt. Im Jahre 1599 wurde das Gymnasium aufgelöst und die Lehrer ent­ lassen. Damals war Georg Mauritius Rector, Wilhelm Klausner Cantor, Martin Fischer, Veit Warmund und Christoph Hartl Präceptoren. Im Jänner des Jahres 1599 wanderte Georg Mauritius nach Nürnberg aus. Im Jahre 1608 wurde abermals der protestantische Gottesdienst eingeführt und

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