Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

102 4. Im Landerl'schen Kinderasyl in Sierning mit 1 Schwester seit dem Jahre 1887. 5. Zur Privatkrankenpflege in Steyr, berufen vom katholischen Frauenvereine im Jahre 1803 und von Johann Werndl im Jahre 1804, mit l Vorsteherin, 11 Schwestern und 1 Candidatur 0. In der Schutzanstalt für Knaben und Mädchen in Steyr, berufen vom katholischen Frauenverein im Jahre 1803, mit 1 Vorsteherin, 3 Schwestern und I Kandidatin. 7. In der Kinderbewahranstalt in Steyr seit dem Jahre 1875 mit 1 Vor­ steherin und 3 Schwestern. Die Katholiken bilden die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung beider Bezirke, und zwar sind im Landbezirke 00173 Katholiken, 043 Lutheraner (A. C.), 14 Re­ formierte (H. C.), 5 Israeliten, 5 Angehörige anderer Konfessionen und 1 Konfes­ sionsloser. Im Stadtbezirke befinden sich 21053 Katholiken, 210 Lutheraner (A. C.), 24 Reformierte (H. C), 174 Israeliten, 37 Angehörige anderer Konfessionen und 1 Konfessionsloser. 2. Schulwesen.*) Über die Bildung des Volkes in den ältesten Zeiten lässt sich fast gar nichts sagen. Bei den Kelten waren es die Druiden, welche in stiller Einsamkeit der Jugend, die sich ihrem Stande widmete. Unterricht ertheilten; derselbe ivährte sehr lange, war mündlich, in kurzen Sätzen, in einer nur den Eingeweihten verständlichen, mystischen Sprache. In gleicher Weise vermittelten die Priester der alten Deutschen ihre Kenntnisse ihren Nachfolgern. Als das Christenthum emporblühte, entstand auch ein besserer Unterricht des Volkes, besonders in der Religion. Die Bischöfe und Priester konnten damals fast nur allein lesen und schreiben. Theologie bildete das Hauptstudium; die Summe der Kenntnisse war im allgemeinen sehr beschränkt, die Laien gaben sich damit gar nicht ab und war es eine Seltenheit, dass Herzog Thassilo II., der Stifter von Kremsmiinster, sich rühmen durste, lesen und seinen Namen schreiben ;u können. Karl der Große sah die Nothwendigkeit der Jugendbildung ein und erließ deshalb im Jahre 789 ein Reichsgesetz, welches bestimmte: „An allen Klöstern und bischöflichen Kirchen sollen für die Knaben Schulen errichtet werden, in denen sie die Psalmen, die Noten, den Gesang, den Kirchenkalender und die Grammatik er­ lernen." Der Herrscher machte seinen Unterthanen zur strengen Pflicht, ihre Kinder in die Klosterschulen zu schicken, damit diese daselbst wenigstens das katholische Glaubensbekenntnis ltitb das Gebet des Herrn erlernten und zu Hause darin andere unterrichten könnten. Solche Klosterschulen gab es in unserem Bezirke in Krems­ münster, Garsten und Gleink. Die Klosterschule in Kremsmünster zerfiel in der Folge in zwei Abtheilungen, in die innere und äußere Schule. Die innere oder Conventschule war für jene Knaben bestimmt, ivelche oft schon im Kindesalter von ihren Eltern dein Kloster­ leben gewidmet und im Kloster erzogen wurden. Die äußere Schule wurde von den Laien und von solchen besucht, die keine Lust zum Klosterleben hatten, aber theils für den Stand der Laien, theils für den der Weltgeistlichen erzogen, eine höhere Bildung anstrebten. Die Lehrgegenstände, welche bis zum Schluffe des 13. Jahrhunderts in diesen Klosterschulen gelehrt wurden, umfassten das Trivium und das Quadrivium. Unter dem ersteren versteht man die Grammatik, Rhetorik und Dialectik, unter dem letzteren die Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Diese Unterrichtszweige nannte man auch die 7 freien Künste. Als höchste Wissen­ schaft galt die theologische, das Studium der heiligen Schrift. *) Edlbacher: „Landeskunde." - Pritz: „Geschichte von Obcrvsterreich." „Geschichte von Garsten und Gleink." - Hagn: „Das Wirken der Bencdictinerabtci Kremsmünster." — Schnlchroniken. — Amtliche Quellen. — Urkunden- buch von Oberösterrcich. — Stadtarchiv von Steyr.

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