Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

99 Gottesdienst in ihren Pfarrkirchen zn besuchen und ihre Kinder in katholische Schulen zu schicken. Die katholische Religion tvurde nun tvieder die herrschende int Lande und im Bezirke. Zur Befestigung derselben geschah manches. Die Klöster Kremsmünster, Garsten und Gleink besetzten ihre Pfarren, die bisher zumeist an Weltgeistliche vergeben worden waren, mit Mitgliedern ihrer Convente. Im Jahre Kilo kamen die Kapuziner nach Steyr, 1(131 tvurde hier der Grundstein zu einem Jesuitcncollegium gelegt und 1040 entstand das Kloster der Cölestinerinnen. Weyer erhielt 1044 eine eigene Pfarre und Neuhofen 1058 einen ständigen Seelsorger. Große Beränderungeit tvurden von Kaiser Josef II. vorgenommen. Ant 13. Oc­ tober 1781 erschien das Toleranzpatent, welches Akatholiken (Anhängern der angsburgischen und helvetischen Confession und den nicht linierte» Griechen) die Privatübung ihres Glaubens, das Recht Bürger zu werden, Grundstücke zu erwerben und zu Staatsämtern zu gelangen, gestattete. Akatholischen Gemeinden von ivenigstens 100 Familien wurde erlaubt, ein eigenes Bethaus, jedoch ohne öffentlichen Eingang von der Straße, ohne Glockenthurm und ohne Geläute zu erbauen. Schulen für Kinder zu errichten, den Prediger und den Schullehrer zu erwählen. Sv entstand im Gebiete der Gemeinde Piberbach das Pastorat und die Schule augsburgischer Confession in Nenkematen. Bon großer Bedeutung war die Aufhebung zahlreicher Klöster, tvelche Joses II. vornahm. Nur jene, deren Bewohner zum Wvhle der Menschheit wirkten, sich mit der Seelsorge, der Erziehung und dem Unterrichte der männlichen und weiblichen Jugend und mit der Krankenpflege befassten, sollten fortbestehen; doch wurden auch solche aufgehoben. Dieses Los traf in unserem Bezirke dieBenedictiner- Abtei Gleink und das Kloster der Cölestinerinnen in Steyr 1 784, das Dominicaner- kloster 1785 und das Kloster der Kapuziner ebenda 1780 und im folgenden Jahre die Benedictiner - Abtei Garsten. Das Vermögen dieser Klöster tvurde zur Stiftung deS RcligionSfondes und dieser zur Errichtung neuer Pfarren, Erziehungs- und Wohlthütigkeitsanstalten bestimmt. Die bcstehenbleibenden Klöster tvurden großen Beschränkungen untertvorsen und mussten bedeutende Lasten tragen. So musste Kremsniünster aus seine Kosten neue Pfarren errichten, Pfarrhöse und Schulen erbauen, eine jährliche Steuer zum Religionsfonde zahlen u. dgl. Biele Kirchen und Kapellen, tvelche man für überflüssig erkannte, wurden gesperrt, verkauft oder niedergerissen. Dieses Schicksal traf die Pfarrkirche zum bl. Johann in Garsten, die Kirchen in Wolsgangstein, Martinsberg und St. Siegmund bei KremSmünster, die Kirche am Julianaberg bei Neuhofen, die Kirche in Zeitelham bei Pucking, die Kirche in Nestelbach bei St. Marien, die Kirche zu Stein bei Gleink und in Steyr: die Nicolaikirche in der Kaserne, die Dreisaltigkeitskirche zu Aichet, die Cölestinerkirche, die Margaretenkapelle, die Dreifaltigkeitskapelle nächst der Stadt- psarre und die Dominicanerkirche. Hingegen tvurden im Bezirke mehrere neue Psarrsprengel errichtet: Bad Hall, Egendorf, Rohr, Allbaming, Biaria Laah im Jahre 1782, Neuhosen, Thanstetten 1785, St. Ulrich und Christkindl 1787. Es sollten ferner neue Pfarren entstehen in Unterlaussa, Kleinreifling, Lumpelgraben, Reichraming und Wendbach, deren Errichtung jedoch in der Folge unterblieb. Andere Orte wieder hatten schon einige Jahre vorher ständige Seelsorger erhalten wie z. B. Ried 1775, Sipbachzell 1770 und Eberstallzell 1784. Bon den anderen noch im Bezirke bestehenden Pfarren wurde Weichstetten 1790 und Laus« im Jahre 1870 errichtet. Das wichtigste Ereignis war jedoch die Gründung deS BiSthumS Linz, welches auf im Jahre 1783 gestelltes Verlangen Kaiser Josefs II. durch Papst Pins VI. mit 28. Jänner 1785 errichtet wurde. Sein Sprengel, der vom Bisthume Passau abgetrennt wurde, umfasst unser ganzes Kronland. Die Besitzungen der ausgelösten Klöster Garsten und Gleink wurden zur Dotation des Bischofs geschlagen. Die Reihenfolge der Linzer Bischöfe ist: Ernest Reichsgraf von Herberstein (1785—1788), Josef Galt (1788—1807), Vacatur (1807—1814), Sigismund von Hohenwart 7*

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