Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

Geist, Einfachheit und Erhabenheit, dessen Lehren von Unsterblichkeit, Lohn und Strafe ihrem Glauben nicht widersprachen, sondern gleichsam nur reinigten und läuterten. Doch dauerte es lange, bis die Baiern bekehrt waren. Auf dem Gebiete der Mission haben in Baiern besonders die fränkischen Missionäre: der hl. Rupert, der hl. Corbinian und der hl. Emmeram gewirkt und zu Anfang des 8. Jahrhunderts der Apostel der Deutschen, der Angelsachse Winfried oder Bonifacius, in Thüringen und Baiern, in Friesland und Hessen. Im Jahre 723 in Rom zum Bischöfe geweiht, 732 zum Erzbischöfe ernannt, theilte er im Jahre 739 die bairische Kirche in die vier Bisthümer: Salzburg, Freisingen, Regensburg und Passau ein und grenzte diese bischöflichen Sprengel ab. Als erster Bischof von Passau wird Vivilo von 721 — 745 genannt. Unter seinem 5. Nachfolger Walderich wurde von Herzog Thassilo II. im Jahre 777 das Kloster Kremsmünster gegründet und mit reichem Besitze ausgestattet. Damals be­ stand schon in unserem Bezirke die Kirche ant Sulzbache (Pfarrkirchen), und dürfte bald darauf jene in Kremsmünster entstanden sein. Die Mönche von Kremsmünster enttvickelteu schon frühzeitig eine sehr rege Thätigkeit. Sie haben die Cultur im Gebiete zwischen der Steyr und Alm verbreitet, indem sie die Urwälder lichteten, den Ackerbau betrieben und Kirchen erbauten, welche bald die Mittelpunkte von Ansiedlungen wurden. Eine gefahrvolle Zeit, eine Sturm- und Drangperiode, wurde dann unseren Gegenden durch die verheerenden Einfälle der Ungarn bereitet. Kremsmünster wurde von ihnen in Asche gelegt und die Mönche zerstreuten sich. Erst unter dem im Nibelungenliede verherrlichten Bischöfe Pilgrim (971—991) wurde dasselbe wieder erneuert, erlangte aber die vollständige Herstellung erst unter König Heinrich II. Bischof Pilgrim weihte um 980 die von ihm erbaute Kirche in Dietach ein und wies auf der um 985 abgehaltenen Synode zu Mistelbach der Pfarrkirche in Sierning den Zehent von mehreren zwischen der Steyr und Enns liegenden Ortschaften, darunter Stiraburg, zu. Um 993 wird auch die Kirche in Ried erwähnt. Unter Bischof Altmann erfolgte im Jahre 1082 die Gründung des Klosters Garsten, welches die Cultur in das Ennsthal trug; er tveihte im folgenden Jahre die Kirche in Wartberg ein. Die durch Brand zerstörte Kirche in Dietach baute er neu auf, weihte dieselbe ein und übergab sie deut Markgrafen Otakar II. von Steyr. Unter seinem Nachfolger Ulrich (1092—1121), der die Kirche in Kirchberg consecrierte, wird 1110 die Margareten-Kapelle in Steyr und die Kirche in Tern- berg genannt. Dessen Nachfolger Reginmar bestätigte 1128 die Gründung des Klosters Gleink. Bischof Reginbert weihte im Jahre 1140 die Kirche in Gaflenz ein und bestimmte deren Pfarrsprengel. Unter ihm wird 1143 das erstemal die Kirche in Aschach erwähnt und unter seinem Nachfolger Konrad zutu Jahre 1150 die Kirche in Rohr genannt. Er soll auch 1162 die Kirche in Weigantsdorf einge­ weiht haben. In der Bulle, womit Papst Alexander III. im Jahre 1179 dem Kloster Krems­ münster seine Besitzungen bestätigte, werden zum erstenmal genannt die Kirchen in Kematen, Eberstallzell, Sipbachzell und Weißkirchen. Die Burgkapelle in Steyr wird 1192 urkundlich genannt. Die übrigen Kirchen des Bezirkes tauchen auf: Groß­ raming und Neustift 1200, Weyer 1259, Pfarrkirche in Steyr 1287 (?), Pucking 1289, Bad Hall 1300, Spitalkirche in Steyr 1305, Wolfern 1318, St. Marien 1337, Losenstein 1339, St. Ulrich 1411, Dominicanerkirche in Steyr 1472, Allhaming 1488, Maria Laah 1493, Weichstetten 1509, Egendorf 1580, Vorstadtpfarrkirche in Steyr 1631, Christkindl 1709, Thanstetten 1785 und Lausa 1839. Das Christenthum war seit dem heiligen Bonifacius in unseren Gegenden fest gegründet, die Kirche und ihr Ansehen nahm zu und trug zur Verbesserung des religiösen und sittlichen Zustandes vieles bei. Die katholische Religion herrschte allein, jedoch mancher Aberglaube aus den Zeiten des deutschen Heidenthumes erhielt sich noch immer trotz der strengen Verbote der Kirche. Die ersten Irrlehren kamen durch

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2