Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

Heimatkunde von Steyr. Historisch-topographische Schilderung der politischen Bezirke Steyr Stadt und Land. Unter Mitwirkung der Lehrerschaft beider Bezirke verfasst und herausgegeben von Prof. Anton Rolleder, k k. Bezirksschulinspector. Commissionsverlag von Karl Lintls Buchhandlung in Steyr. Buchdruckern und Lithographie von E. Haas & Cie.

Jorworl. Wer seine tzeimat kennt, der liebt Ke nutz. Die Vermittlung einer genauen Kenntnis der Heimat und der Weckung und Kräftigung der Liebe zu derselben und zu unserem schönen Österreich, ist der Zweck des vorliegenden Buches. Ursprünglich leitete uns bei der Abfassung desselben die Idee, zu Handen des Lehrers ein Hilfsbuch zu schaffen, in welchem derselbe den Stoff, den er für den Unterricht in der Heimatkunde benöthigt, gesammelt vorfindet. Davon wurde jedoch abgegangen und sehr vieles aufgenommen, ivas über den Rahmen des heimatkundlichen Unterrichtes hinausgeht, gleichwohl aber eine Menge des Wissenswerten und Interessanten für jene bietet, denen die Heimat lieb und wert ist, und dem Buche eine Anordnung und Fülle gegeben, die dasselbe zu einem Hausbuche stempelt, und demselben einen größeren Kreis von Lesern sichert. Es soll das Buch somit nicht lediglich in den Lehrerbibliotheken seinen Standort haben, sondern auch außerhalb der Schule von der derselben entivachsenen Bevölkerung gelesen iverden und derselben einen sicheren Leitfaden bieten, um sich in den lvichtigeren geschichtlichen Momenten der Heimat zurechtzufinden. Deni Lehrer soll das vorliegende Werk zugleich ein verlässlicher Führer sein, damit er ans dem gebotenen und gelvissenhaft gesichteten Stoffe sich das Material zu seiner diesbezüglichen Lehrthätigkeit zusammenlege. Die iveise Auswahl und methodische Anordnung des Stoffes innerhalb der durch die Lehrpläne vorgeschriebenen Grenzen wird dann selbstverständlich für jeden Schulort eine andere sein müssen. Aber nicht bloß für jene Lehrer, welche die Heimatkunde aus den unteren und mittleren Stufen zu vermitteln haben, sondern für alle Lehrer, welche — getreu einer wahrhaft rationellen Riethode — bei Ertheilung des späteren geographischen und geschichtlichen Unterrichtes Anknüpfungspunkte an den Bezirk, die engere Heimat suchen, wird das vorliegende Werk ein Rathgeber sein.

IV Die Heimatkunde von Steyr zerfällt in drei Theile, Im ersten Theile erfolgt, nachdem dem geschichtlichen Überblicke einige Aufmerksamkeit gewidmet wurde, die Orientierung im Bezirke und werden dem Leser neben dem starren Elemente des Heimatlandes das flüssige Element, Wasser und Luft, daun die ethnographischen Verhältnisse vor Augen geführt, worauf im statistischen Theile, für welchen die Daten durchwegs nach authentischen, dankenstverten Mittheilungen der betreffenden Behörden zusammengestellt ivurden, die Bevölkerungs- Verhältnisse nach Dichte, Geburt, Sterbefällen, Religion, socialem Leben, geistiger und materieller Cultur geschildert werden. Der zweite Theil behandelt im besonderen die Geschichte der Burg und der Stadt Steyr, Die Stadt Steyr hat im Verlaufe der Zeiten einen großen Wechsel der Schicksale erlitten und sehr bedeutende Veränderungen in religiöser, politischer und mercantiler Hinsicht erfahren, daher eine eingehendere Behandlung derselben, ivie auch der Burg Steyr, welcher die Stadt ihr Entstehen verdankt, gewiss gerechtfertigt erscheint. Im dritten Theile, ivelcher den Landbezirk Steyr behandelt, finden sich die historisch-topographischen Beschreibungen der einzelnen Orte desselben nach den vier Gerichtsbezirken Kremsmünster, Neuhofen, Steyr und Weyer geordnet. Eine besondere Aufmerksamkeit wurde den Ortschroniken geschenkt, welche in möglichster Vollständigkeit in Bezug auf Kirche, Schule und Gemeinde abgefasst ivurden, ivobei die kuappeste Darstellungsweise gewählt wurde. Dieselben wurden gleich den sonstigen geschichtlichen Nachrichten theils nach verlässlichen Quellenwerken zusammengestellt, theils wurden die allerdings spärlich vorhandenen archivalischen Quellen im Originale eingesehen und für die Darstellung nach Zulass verwertet. Hiebei ivurde namentlich das vom Berivaltungs-Ausschusse des Museums Francisco Carolinum herausgegebene „Urkundenbuch des Landes ob der Enns", welches jedoch leider erst bis zum Jahre 1375 reicht, in ausgiebiger Weise ausgenützt. Die Adelsgeschichte hat in den Aussätzen über Burgen, Schlösser und Tclige Sitze int Bezirke gebürende Berücksichtigung gefunden. Die Werke und Schriften, aus denen geschöpft wurde, sind bei den einzelnen Aufsätzen und zusammengefasst am Schlüsse des Werkes angeführt. Unsere Heimatkunde kann und will auch nicht den Anspruch aus absolute Vollständigkeit bezüglich aller, das Bezirksgebiet betreffenden Nachrichten, ivelche in den verschiedensten, mitunter schwer benützbaren Quellen zerstreut sind, erheben; sie will, wie schon erwähnt ivurde, nur ein Hausbuch sein, darin der Leser das wichtigste, auf die Bezirke Steyr Stadt und Land bezügliche Wissen in übersichtlicher Weise dargestellt findet. Das Buch ist nur zu Nutz und Frommen der Bezirksbewohner geschrieben, dessenungeachtet wird aber auch der Historiker manches willkommene Körnlein in demselben finden, indem bisher iveder der Bezirk als solcher, noch die einzelnen Orte und die adeligen Sitze eine entsprechende historisch-topographische Behandlung erfahren haben, und soll die Heimatkunde von Steyr die Lust und Liebe zum iveiteren Forschen anregen. Bei der Abfassung des vorliegenden Werkes standen dem Verfasser die Lehrer beider Bezirke in gewobnter Treue, wenn es gilt, Gutes zu fördern, zur Seite,

V Gleichwie dieselben dem an sie im Jahre 1890 bei der Bezirkslehrerconferenz gerichteten Aufrufe, sich die Beschaffung der für den heimatkundlichen Unterricht erforderlichen Behelfe angelegen sein zu lassen, bereitwilligst nachkamen und tut Jahre 1891 mit großem Fleiße und bedeutender Opferwilligkeit die Wandpläne der Schulzimmer, Schulhäuser und Schulorte und die Wandkarten der Gemeindegebiete anfertigten, wie dann im folgenden Jahre durch einen Einzelnen mit großer Mühe und Sorgfalt eine den Unterrichtszlvecken entsprechende Wandkarte des Schulbezirkes geschaffen wurde, der eine im verkleinerten Maße ausgeführte Schülerhandkarte folgte, ebenso freudig begrüßten dieselben den im Jahre 1891 bei der Bezirkslehrerconferenz von dem Gefertigten erörterten Plan, eine Heimatkunde von Steyr herauszugeben, und erklärten sich bereit, dieses Unternehmen durch Sammlung von Daten zu fördern. Bis Jänner 1892 lieferten dann Beiträge die Herren: 21. Lackner und H. Ranner- Steyr, F. Leistner-Bad Hall, 21. Schober - Eberstallzell, F. Stein - Harhagen, Professor Dr. P. Philibert Landerl, 2l. Proschko, H. Prix, Th. Schiniedt und 21. Helfert - Kremsmünster, D. Wieser - Krühub, I. Macho-Ried, I. Weiß-Rohr, F. Haasbauer-Sipbachzell, B. Laus-Wartberg, I. Lughofer-Allhamiug, M. Kronawitter-Egendorf, F. Dornstauder - Neuhofen, I. Ecker-Neukematen, G. Greifeneder- Weichstetten, F. Feyrer-Pucking, H. Ramuek-Aschach, F. Moser-Christkindl, K. Sheitl- Dambach, F. Ebmer-Dietach, I. Gauglbauer - Garsten, R. Jenne-Gleink, 21. Männer- Kleinraming, W. Barth-Maria Laah, F. Pribitzer-Mühlbach, F. Streer-Sierning, F. Bruckmühler-Sierninghofen-Neuzeug, F. Mach-Ternberg, F. Ahorner-Thanstetten, 21. Pratter-Trattenbach, M. Reichard-St. Ulrich, Bk. Hubinger - Wolfern, R. Dechant- Brunnbach, H. Redl-Gaflenz, 21. Lengenfelder - Großraming, F. Schießlingstraßer- Kleinreifling, 21. Matulik - Lausa, F. Laug - Losenstein, F. Reiter - Renstift, I. Jaksch- Reichraming, 21. Kaiser-Unterlaussa, F. Proschko-Weyer und die Damen: 2t. Pehers- dorfer-Steyr, M. Barzal-Kirchberg, O. Hausleutner-Pfarrkirchen, 21. Lamberg-Kematen, S. Kulstrunk-St. 'Bkarien und 21. Scherak-Weißkirchen, wofür ihnen hiemit der gebürende lvärmste Dank ausgesprochen würd. Das eingelaufene Material wurde hieraus geordnet, gesichtet, durch Benützung der angeführten Quellenwerke vervollständigt und in eine einheitliche Form gebracht. 2ln der letzten Correctur des Werkes betheiligte sich in dankenswerter Weise Frl. I. Pichler-Steyr. Weiter haben die Herren: Hugo Ritter von Hebenstreit, k. k. Bezirkshauptmann in-Steyr, Franz Kulstrnnk, Fachlehrer an der Knabenbürgerschule in Steyr, I. Dümler, akad. Maler und ent. Zeichenlehrer in Kremsmünster, Karl Langer, Elektrotechniker in Steyr, F. Hölzlhuber, Bibliothekar der k. k. Staatsbahnen in Wien, und A. Schachner, k. k. Steuereinnehmer i. P. in Kremsmünster, mit der größten Bereitwilligkeit ihre Mappen geöffnet, ivodurch es möglich war, dem Werke 188 Illustrationen freizugeben. Allen den genannten Herren ivird für ihr freundliches Entgegenkommen der geziemende beste Dank ausgedrückt, sowie auch allen jenen, ivelche das Unternehmen in irgend einer Weise thatkräftig unterstützt haben. Die Clichös für die Illustrationen lvurden von der renommierten Wiener Firma Angerer & Gösch! hergestellt. Nebst den 188 Illustrationen sind dem Werke freigegeben: ein Plan der Stadt Steyr, eine Karte des Bezirkes Steyr und die Stammtafeln der Gnndakare von Steyr, der Losensteiner und der Bolkersdorfer. Die Orientierung im Werke werden die freigegebenen Orts- und 'Namensregister

VI erleichtern. Schließlich sei noch erwähnt, dass keine Opfer gescheut wurden, um die Ausstattung des Werkes zu einer gefälligen und würdigen zu gestalten, und hat sich Hiebei die Buchdruckerei von Emil Haas & Cie. in Steyr besondere Verdienste erworben. Schließlich sei noch angefügt, dass das Reinerträgnis zur Gründung einer Stipendiumstiftung für arme und in bedrängter Lage befindliche Lehrpersouen der Bezirke Steyr verwendet wird. Inwieweit es gelungen ist, sich dein Eingangs ausgesprocheneil Ziele zu nähern, das mag die vorurtheilslose Kritik erwägen. Jedenfalls aber bedarf die sich innerhalb bestimmter Grenzen haltende Arbeit des besonderen Wohlwollens und der nachsichtigsten Beurtheilung. Möge nun das Werk hinauswandern und das Gute bringen, das bei der Abfassung desselben beabsichtigt war: die Liebe zur engeren Heimat und zu unserem schönen Österreich! Steyr, im Mai 1894. Anton Rolleder.

MerM ites luliattes VII Seite I Borwort......................................................... Ili ! Übersicht de« Inhaltes...............................VII Verzeichnis der Illustrationen .... IX I. Theil. I. Geschichtlicher Überblick ... 1 : 1. Die Kellen................................... 1 2. Die Römer................................... 3 3. Die Bajuvaren.............................. 6 4. Der Traungau.............................. 7 5. Die Olakarc................................... 9 6. Die Babenberger............................... 11 7. DaS Zwischenreich.....................12 8. Die Habsburger......................... 14 9. Reformation u. Gegenreformation 17 10. Türkennoth................................... 20 11. Die Habsburg-Lothringer ... 23 12. Unser Kaiser................................... 26 II. Räumliche Ausdehnung . . . 30 Übersicht der politischen Eintheilung 31 Gemeinden, »ach ihrem Flächeninhalt geordnet.......31 Grenzen deS Bezirkes........................... 32 III. Bodengestalt..33 A. Nördliches Hügelland .... 33 1. DaS Gebiet zwischen der Traun und der Krem«.33 2. DaS Gebiet zwischen der KremS, der Steyr und der Enns . . 34 B. Südliches Bergland.35 1. Das Gebiet am linken Ufer der EnnS............36 a) Das Gebiet zwischen der Laussa li. der Reich-Raming 36 b) DaS Gebiet zwischen der Reich-Raming und derSteyr 38 2. Da« Gebiet am rechten User der Enn»..39 a) DaS Gebiet zwischen der Frenz und der Gaflenz . 39 b) DaS Gebiet zwischen der Gaflenz und der Groß- Raming.39 c) DaS Gebiet zwischen der Groß-Raming u. der Klein- Raming ..................................... 40 C. Ebenen............40 IV. Gewässer............41 1. Die Traun.......41 2. Die Jps............42 3. Der Kristeinerbach. 42 4. Die EnnS...... 43 a) Zuflüsse der EnnS am rechten Ufer............43 b) Zuflüsse der EnnS am linken ^ Seen, Teiche und Mineralwässer 48 Scite V. Klimatische Verhältnisse . 48 VI. N aturge s ch i ch t I i ch c r Überblick ............................................... 49 A. DaS Thierreich................................49 1. Säugethiere.......................50 2. Vögel.................................50 3. Fische.................................50 4. Reptilien und Amphibien . 51 5. Wcichlhierc............................ 51 6. Jnsecten............................ 51 B. DaS Pflanzenreich........................... 53 C. DaS Mineralreich........................... 56 VII. Bevölkerung..................................... 61 A. Statistik................................................61 1. Absolute und relative Bevölkerung ...........................................61 2. Verthcilung der Bevölkerung nach Wohnorten, Häusern und Wohnparteien....................... 61 Reihenfolge der Gemeinden nach ihrer Einwohnerzahl 62 3. Vertheilung der Bewohner nach dem Geschlechte .... 63 4. Die Bevölkerung nach dem Alter...................................... 64 5. Die Bevölkerung nach ihrer Beschäftigung....................... 65 6. Körperliche Beschaffenheit . . 66 7. Bewegung der Bevölkerung . 67 B. Sitten und Gebräuche .... 69 VIII. Cultur............................................... 79 I. Materielle Cultur........................... 79 1. Landwirtschaft........................... 79 2. Forstwirtschaft........................... 81 3. Viehzucht..................................... 83 a) Rinderzucht........................... 83 b) Pferdezucht...........................84 c) Ziegenzucht........................... 84 d) Schafzucht................................ 84 e) Schweinezucht .... 84 f) Geflügelzucht........................... 84 g) Bienenzucht........................... 84 4. Jagd.......................................... 84 5. Fischerei..................................... 85 6. Industrie und Gewerbe . . 86 7. Handel und Verkehr ... 89 8. Cirkulation der Güter . . 90 A. Verkehrswesen .... 90 1. Eisenbahnen .... 90 2. Schiffahrt...........................91 3. Straßen...........................91 4. Märkte................................ 92 B. Post-, Telegraphen- und Telephonwesen .... 92 II. Geistige Cultur................................ 93 1. Kirchenwesen................................ 93 2. Schulwesen.............................. 102

VIII II. Theil. Stadtbezirk Steyr . . 1. Burg Steyr......................................... 2. Geschichte der Stadt Steyr . . . I. Zeitraum. Von der ältesten Zeit bis zur Regierung Herzog Albrechts I......................................... II. Zeitraum. Von Albrecht I. bis Maximilian I........................... ..... III. Zeitraum. Von Maximilian I. bis Leopold I....................................... IV. Zeitraum. Von Leopold I. bis zur Gegenwart.......................... 3. Topographie und Culturbild von Steyr............................... ..... . . . III. Theil. Landbezirk Steyr . . A. Gerichtsbezirk KremSmünster 1. Bad Hall.................................... 2. Eberslallzell.................................... 3. Schloss Aiterbach.................... 4. Kremsmünster............................... 5. Kirchberg.................................... 6. Schloss Krcmsegg..................... 7. Krühub......................................... 8. Pfarrkirchen bei Hall . . . . 9. Schloss Feyregg.......................... 10. Schloss Mühlgrub..................... 11. Schloss Hehenberg.................... 12. Ried.............................................. 13. Harhagen.................................... 14. Schloss Rechberg.......................... 15. Rohr.............................................. 16. Burg Rohr.................................... 17. Sipbachzell.................................... 18. Schloss Leombach.................... 19. Schloss Weyer bei Leombach 20. Wartberg.................................... B. Gerichtsbezirk Neuhofen . . 1. Allhaming ........ 2. Egendorf.................................... 3. Schloss Egendorf..................... 4. Schloss Hueb............................... 5. Schloss Weitersdorf..................... 6. Kematen......................................... 7. Schloss Achleiten.......................... 8. Schloss Weyer bei Kematen . . 9. St. Marien.................................... 10. Weichstetten.................................... 11. Schloss Stein bei St. Morien . 12. Neuhofen a. d. Krems.... 307 13. Schloss Weißenberg................. 316 14. Schloss Gschwendt................. 322 15; Piberbach.................................330 16. Schloss Piberbach..................331 17. Schloss Wolsstein..................333 18. Neukematen.................................336 19. Pucking...................................... 338 20. Weißkirchen an der Traun . . 342 C. Gerichtsbezirk Steyr .... 348 1. Aschach an der Steyr.... 348 2. Garsten...................................... 353 3. Christkindl................................. 361 4. Schloss Rosenegg................. 365 5. Dambach .........................................367 6. Mühlbach.................................370 7. ©leint......................................372 8. Dietach......................................388 9. Schloss Stein bei Steyr . . . 393 10. Schloss Stadelkirchen.... 395 11. Schloss Taun........................... 400 12. Loiensteinleiteu ...... 401 13. Schloss Losensteinleiten . . . 402 14. Wolfern......................................408 15. Maria Laah ....... 411 16. Schloss Hauzeubach ..... 413 17. Sierning ........................................ 414 18. Sierninghofen—Neuzeug . . . 425 19. Ternberg.................................436 20. Trattenbach ................................... 440 21. Schloss Steg........................... 444 22. Thansietten . .............................. 446 23. St. Ulrich................................ 449 24. Kleinraming...........................453 v. Gerichtsbezirk Weyer . . . 462 1. Gaflenz......................................462 2. Heiligenstein . .............................. 467 3. Großraming ................................... 469 4. Brunnbach................................ 477 5. Lausa ............................................. 478 6. Losenstein.................................481 7. Burg Losenstein...................... 490 8. Neustift......................................505 9. Reichraming........................... 508 10. Weyer..................................... 513 11. Kleinreifling........................... 529 12. Unterlaussa . ................................... 535 Quellen, aus denen geschöpft wurde . . 547 Berichtigungen, Ergänzungen und Veränderungen während des Druckes . . 548 Ortsverzeichnis............................... ..... . 551 Personenverzeichnis ...............................573 Seite 112 112 134 134 136 142 155 169 204 204 ‘204 216 219 220 235 238 240 243 248 250 253 255 258 260 260 263 266 269 274 275 280 280 282 284 286 288 289 294 297 298 302 305

IX Verzeichnis ller Illustrationen. Seite 1. Randleiste; von Karl Langer . ................................... l 2. Keltische Waffen und Geräthe; von demselben . .. ............................................ 2 3. Römerstein in Keniaten; von Franz Kulstrunk.............................................................. 3 4. Römerstein in Neuhofen; von demselben ........................................................................ 4 5. Römerstein in Weißenberg; von demselben ................................................................... 5 6. Kremsmünster; nach einer Photographie von I.Merzeder........................................... 6 7. Burg Steyr; von Franz Kulstrunk.................................................................................. 8 8. Garsten; nach einer Photographie von I. Bichler........................................................ 10 9. Herzog Leopold V. der Tapfere; von F. Kulstrunk ............................................. . 12 10. Burgruine Losenstein; von demselben.............................. . 13 11. Herzog Albrecht I.; von demselben .................................................................................. 15 12. Bauerntreffen bei Gschweudt 1626; von demselben................................................... 19 13. Die Türken vor Losensteinleiten; von demselben ........................................................ 21 14. Kaiserin Maria Theresia; von demselben .................................................................. . 25 15. Kaiser Franz Josef I.; von Karl Langer.................................................................. . 29 16. Traunebene zwischen Weißkirchen und Pucking; von I. Haase..................................34 17. Holzkncchtkcusche an der Kampermauer; von Hugo Ritter von Hebenstreit ... 36 18. Mühle bei Kleinreifling; von demselben .............................................................................. 36 19. Brücke bei Kastenreith; von F. Kulstrunk......................................................................37 20. Ennsdurchbruch bei Großraming; von H. R. v. Hebenstreit....................................... 37 21. Partie aus dem Ennsthale bei Großraming; von F. Kulstrunk.............................38 22. Fclsenstall bei Großraming; von H. R. v. Hebenstreit ..................................................... 39 23. Im Pechgraben; von demselben .............................................................................................. 40 24. Stiedelsbach bei Losenstein; von demselben.................................................................41 25. Zwei Partien aus dem Wendbache; nach Aquarellen von H. R. v. Hebenstreit gezeichnet von F. Kulstrunk ...................................................................................................42 26.. Der Schoberstein von Steyr aus gesehen; von F. Kulstrunk................................. 43 27. Der Damberg; von F. Kulstrunk. Die Lorenzikapclle; von H. R.v. Hebenstreit . 44 28. Die Dambergwarte; von F. Kulstrunk...........................................................................46 29. Der Tenfelsbachfall in Steyr; von demselben .....................................................................47 30. Die Schacherteiche bei Kremsmünster; von demselben................................................. 48 31. Buchdenkmal; von G. Reitler.......................................................................................... 57 32. Skizze der Pechgrabner Kohlenmulde; nach Souvents Karte von F. Kulstrunk . . 60 33. Die große oder Mitterwändklausc; nach Zeichnungen von A. Gatterervon F. Kulstrunk 82 34. Wildsütterung bei Weyer; von Jda Seidl . ....................................................................85 35. Fischbehälter in Kremsmünster; nach einer Photographie von I. Merzeder ... 86 36. Messerschmiede in Trattenbach; von F. Kulstrunk...................................................... 87 37. Randleiste; von Karl Langer . ............................................................................................112 38. Schloss Steyr; von F. Kulstrunk ................................................................................. .115 39. Aufgang zum Schloss mit Blumauers Geburtshaus; von demselben..................118 40. Portal des Schlosses; von demselben.......................................................................... 121 41. Schlosshof mit dem Uhrthurm; von demselben ......................................................... . 123 42. Schloss Steyr im Jahre 1584; von demselben .............................................................. 126 43. Der große Thurm in den Jahren 1688 und 1786; von demselben..........................129 44. Schloss Steyr im Jahre 1713; von demselben................................................... ..... . 132 45. Wappen von Steyr; von Karl Langer.......................................................................... 134 46. Alles Wappen von Steyr; von demselben..................................................................... 137 47. Am Zusammenflüsse der Enns und Steyr; nach einer Photographie von I. Haller 139 48. Hosraum eines Patricierhanses (Stadtplatz Nr. 14); von F. Kulstrunk .... 141 49. Gasthaus zum goldenen Löwen: von demselben................................................... ..... . 144 50. Die Mayrstiege; von demselben...................................................................................... .146 51. Nalhhaus von Steyr und Leopoldibrunncn; von demselben ......................................... 147 52. Das Redtenbacherhaus und die Dominicanerkirche; von demselben....................... 149 63. Gebäude der k. k. Bezirkshauptmannschaft, Pfarrgasse und k. k. Postgebäude; von demselben................................................................................................ 151 54. Am Grünmarkt; von demselben.................................................. 153 55. Neuthor und Neubrücke; von demselben......................................................................155 56. Stadlpfarrkirche, Pfarrhof und Margaretenkapelle; von demselben....................... 158 57. Thürmchen der Margaretenkapelle; von demselben...................................................... 160 58. Der Pfarrthurm im Jahre 1688; von demselben.................................... 161 59. Das Messnerhaus; von demselben........................................ 163 60. Das Theater; von demselben..........................................................................................164 61. Die Berggasse; von demselben . ............................................................................................ 165 62. Schloss Voglsang und die Prevenhubergasse; von demselben..................................167

X 63. Schloss Eiigelseck; von demselben .............................................................. 170 64. Partie aus Ennsdorf; von demselben................................................................... ..... . 173 65. Der Steingraben in Ennsdorf; von demselben....................................................................175 66. Der Engelshof; von demselben ............................................................................................. 177 67. Steyr von Ramingsteg aus; von demselben . ..............................................................179 68. Michaelcrkirche, Bürgerspital und Vorstadtpsarrhof; vondemselben................................. 181 69. Savlenkops und Säulenfuß aus dem Bürgerspital; vondemselben................................. 183 70. Daseinstige Örtlthor; von Franz Hölzlhuber............................................................... 184 71. Der Taborthurm; von F. Kulstrunk ................................................................................... 185 72. Hof eines Patricierhauses lKirchengasse Nr. 16) und Reste der Stadtbefestigung; von demselben ................................................................................................................. 187 73. Die Badgasse; von demselben .........................................................................................190 74. Das Schnallenthor; von demselben...................................................................................191 75. Das Friedhofthor; von demselben....................................................................................... 193 76. Das Aichetschlössel; von demselben.......................................................................................196 77. Kreuzstöckel beim Föhrenschacherl; von demselben............................................................. 198 78. Die Dtrectionsgassc; von demselben ..................................................................................200 79. Waffenfabriksobjecte am Gsangwasser; von demselben ...................................................201 80. Randleiste; von Karl Langer.................................................................................................204 81. Wappen von Hall; von demselben.......................................................................................205 82. Margaretenkapelle zu Hall; von F. Kulstrunk............................................................. 207 83. Reue Kirche in Hall: von demselben . .................................................................................. 209 84. Das Brunnenhaus bei der Thassiloquelle; von demselben..............................................211 85. Cursalon; von I. Diltsch...................................................................................................... 213 86. Theater; von F. Kulstrunk .................................................................................................215 87. Eberstallzell; nach einem Aquarell von H. R. von Hebenstreit........................................ 217 88. Sage von der Gründung des Klosters Kremsmünster; von F.Kulstrunk . . . 221 89. Guntherteich; von demselben.................................................................................................223 90. Thassilokelch; von K. Langer.......................................................... ... ...............................225 91. Wappen des Stiftes Kremsmünster; von demselben......................................... ..... . 227 92. Ansicht von Kremsmünster um 1630; nach einem allen Holzschnitte im Besitze von Prof. P. Seb, Mayr ......................................... ............................................................. 229 93. Stiftskirche; von F. Kulstrunk............................................................................ 231 94. Kremsmünster im Jahre 1893; von demselben..................................................................233 95. Kirchberg; von I. Dümler......................................................................................................237 96. Schloss KremSegg im Jahre 1674; nach G. Bischer von F. Kulstrunk..........................239 97. Schloss KremSegg im Jahre 1893; von F. Kulstrunk........................................................239 98. Altes und neues Schulhaus in Krühub; von D. Wiesel............................................... 241 99. Pfarrkirchen; von F. Kulstrunk......................................... ................................... ..... . 245 100. Schloss Feyregg im Jahre 1674; nach G. Bischer von F.Kulstrunk...........................249 101. Schloss Feyregg im Jahre 1893; von F. Kulstrunk........................................................250 102. Schloss Mühlgrnb im Jahre 1674; nach G. Bischer von F. Kulstrunk..........................251 103. Schloss Mühlgrub im Jahre 1893; von F. Kulstrunk................................................... 252 104. Schloss Hehenberg im Jahre 1674; nach G. Bischer von F. Kulstrunk .... 253 105. Ried; von I. Schachner ........................................................................................................... 256 106. Unterrohr; von F. Kulstrunk.................................................................................................261 107. Kirche in Sipbachzell; von demselben................................................................................. 267 108. Schloss Leombach; nach G. Bischer von F. Kulstrunk................................................... 270 109. Die Überreste von Schloss Leombach; von F. Kulstrunk ................................................... 273 110. Wartberg; von I. Dümler......................................................................................................277 111. Allhaming; von I. Schachner................................................................................................. 281 112. Schloss Egendorf im Jahre 1674; nachG. Bischer von F.Kulstrunk............................284 113. Schloss Egendorf im Jahre 1893; von F. Kulstrunk..........................................................285 114. Schloss Hueb im Jahre 1674; nach G. Bischer von F. Kulstrunk.............................. 287 115. Die Überreste von Hueb; von F. Kulstrunk....................................................................... 287 116. Schloss Weitcrsdorf im Jahre 1674; nach G. Bischer von F.Kulstrunk .... 288 117. Überreste von Weitersdorf; von F. Kulstrunk "...................................................................289 118. Kematen; von demselben . .................................................. 292 119. Schloss Achleiten im Jahre 1674; nachG. Bischer von F.Kulstrunk............................. 295 120. Schloss Achleiten im Jahre 1893; von F. Kulstrunk......................................................... 296 121. Schloss Weyer bei Kematen im Jahre 1674; nach G. Bischervon F. Kulstrunk . 297 122. Schloss Weyer im Jahre 1893; von F. Kulstrunk ............................................................. 298 123. St. Marien; von demselben ....................................................................................... ..... . 299 124. St. Michael; von demselben......................... 301 125. Weichstetten; von demselben...................................................................................................... 303 126. Schloss Stein bei St. Marien im Jahre 1674; nach G. Bischer von F- Kulstrunk 306

XI Seite 127. Wappen von Neuhofen; von K. Langer............................................................................309 128. Neuhofen; von F. Kulstrunk .............................................. 313 129. Schloss Weißenbcrg im Jahre 1674; nach G. Bischer von F. Kulstrunk .... 317 130. Schloss Weißenberg im Jahre 1893; von F. Kulstrunk............................... 319 131. Schloss Gschwendt im Jahre 1674; nach G. Bischer von F. Kulstrunk .... 323 132. Schloss Gschwendt im Jahre 1893; von F. Kulstrunk.................................................... 327 133. Schloss Piberbach im Jahre 1674; nach G. Bischer von F. Kulstrunk.......................... 331 134. Die Überreste von Schloss Piberbach; von F. Kulstrunk...................................................332 135. Pestsäule in Piberbach; von demselben......................................... 333 136. Neukematen; von demselben......................................................................................................336 137. Pucking; von I. Schachner......................................................................................................339 138. St. Leonhard; von demselben................................................................................................ 341 139. Weißkirchen; von demselben......................... 344 140. Ausblick von der Saß bei Aschach a. d. Siehr und die Prielgruppe; von F. Kulstrunk 349 141. Aschach an der Steyr; von demselben................................................... 352 142. Garsten, von der Flussseite; nach einer Lithographie von I. Diltsch . ... 357 143. Christkindl mit Unterhimmel: von K. Langer...................................................................363 144. Schloss Rosenegg; von F. Hölzlhuber..................................................................................366 145. Kapelle in Dambach; von F. Kulstrunk.............................................................................307 146. Wallerkapelle in Mühlbach; nach einer Skizze von Dr. Krakowizer.............................. 371 147. Gleink; nach lithographischen Zeichnungen von I. Diltsch und I. Prietzl .... 375 148. Bischöfliche Hauskapelle in Gleink; nach einem Lichtbilde.............................................. 380 149. Dietach; von K. Langer........................................ 391 150. Schloss Stadelkircheu im Jahre 1674 und Kirche in Stadelkirchen; von F. Kulstrunk 398 151. «schloss Losensteinleiten im Jahre 1674; nach G. Bischer von F. Kulstrunk . . . 403 152. Schloss Losensteinleiten im Jahre 1893 und das Mausoleum des Fürsten Carlos von Auersperg; von F. Kulstrunk................................................................................. 406 153. Wolfern; von demselben...........................................................................................................409 154. Maria Laah; von demselben.................................................................................................412 155. Oberer Kirchenplatz in Sierning; von H. R. v. Hebenstreit..............................................415 156. Unterer Kirchenplatz in Sierning; von demselben............................................................. 119 157. Sierning vom Huberberg; von F. Hölzlhuber...................................................................122 158. Sierninghosen; von F. Kulstrunk........................................................................................... 420 159. Neuzeug; von demselben.......................................................................................................... 430 160. Letten; von demselben............................................................................................................... 433 161. Ternberg; von demselben . .................................................................................................437 162. Trattenbach mit dem Schoberstein; von demselben............................................................. 441 163. Thanstetten; von demselben......................................................................................................447 164. St. Ulrich; von demselben............................................. 451 165. Die Linde in der Steinwend und das Schulhau« in Kleinraming; von demselben . 457 166. Gaflenz; von demselben ...........................................................................................................464 167. Heiligenstein; von demselben................................................................................................. 468 1S8. Großraming; von demselben................................................................................................471 169. Habichler Alm; van H. R. v. Hebenstreit.............................................................................474 170. Brunnbach; von F. Kulstrunk................................................................................................. 478 171. Lausa; nach einem Aquarell von 21. Pehersdorfcr . .............................. 480 172. Losenstein; von F. Kulstrunk .................................................................................. 485 173. Burgruine Losenstein; von demselben..................................................................................491 174. Die einstige Schlosstaverne in Losenstein; von H. R. v. Hebenstreit ..... 495 175. Grabmal Georgs III. von Losenstein-Gschwendt in der Losensteiner Kapelle zu Garsten; von F. Kulstrunk .................................... ...................................................499 176. Grabmal Georg Achaz I. von Losenstein-Losensteinleiten in der Losensteiner Kapelle zu Garsten; von demselben........................................................................................... 503 177. Neustift; von H. R. v. Hebenstreit.......................................................................................506 178. Reichraming; von F. Kulstrunk............................................................................................510 179. Wappen von Weyer; von K. Langer......................... 515 180. Pfarrkirche in Weyer; von H. R. v. Hebenstreit............................................................. 518 181. Marktbrunuen in Weyer; von F. Kulstrunk.............................. 521 182. Weyer vom Bahnhöfe aus; von demselben....................................................................... 524 183. Ausgelassene Eisenhämmer in Weyer; von demselben........................................................527 184. Bahnhof in Kleinreisting; von demselben ............................................................................. 531 185. Laussaninndnng im Kessel bei Altenmarkt; von demselben..............................................537 186. Der Teufelsgraben in Unterlaussa; von H. R. v. Hebenstreit........................................ 540 187. Försterhaus und Säge in Oberlaussa; von demselben .................................................. 543 188. Schlussvignette; von F. Kulstrunk........................................ 545

I. Weil. I. Geschichtlicher Überblick. 1. Die Kelten.*) Das erste Walten des Geschickes in den Gegenden, welche die Bezirke Steyr Stadt und Land umfassen, ist uns unerschlossen geblieben; kein Zeichen, kein Fund, keine Andeutung und keine Spur verräth uns jenen Menschen, welcher in ältester Zeit hier an den sausten Geländen, in den bescheidenen Thalausweitnngen und den einladenden Stusenlandschaften selbstschützend sich zur Wehre gestellt hat gegen die natürlichen Feinde. Das geistige Auge lässt uns erschauen, ivie ihm Muth, Lift und Ausdauer das Leben erhalten haben. In weiterer Entfaltung seiner .Strafte zähmt er die Thiere, er wird Hirte, später Landbebauer, aber seinen Rainen kennen wir nicht. Erst im dritten Jahrhundert vor der christlichen Zeitrechnung ivandelt hier der historische Mensch. Die Sage erzählt, dass die Kelten (iOO Jahre v. Chr. in Gallien (dem heutigen Frankreich) wegen Übervölkerung sich nicht inehr zu ernähren vermochten. Ans Befehl des Königs Ambigates zogen dessen Reffen Bellowes und Sigowes gegen Dsten, um neue Wohnsitze zu suchen; letzterer gieng über den Rhein und kam in das ivaldige Bergland an der oberen Donau. Mehr und mehr nach Morgen vorschrcitcnd, verbreitete sich die keltische Bevölkerung die Alpen entlang bis an die östlichsten Anslüuscr an der Donau. Wir sehen nun, ivie fiel) dieses Bolk von der Donau bis in das (tzcbirge hinein sesshaft macht, und weint in unserem Bezirke keine Zeugen jener Lebensverhältnisse ausznfinden sind, so lässt doch die natürliche Bescbasfenbeit des Boden-; einen untrüglichen Schluss zu, dass die Kelten geiviss verschiedenerorts in unserm Bezirke gehaust unb Viehzucht und Ackerbau getrieben haben werden, ivälircnd ihre Stammesbrüder in der Rachbarschaft mit Bergbau auf Salz und Eisen, sowie mit Industrie beschäftigt waren. *) jiSrirt-r: Stäbtdiilbi-r mib Vaitbidiaiini " v>ir. m:-.- 1

2 „Dieses eitle, prunksüchtige Volk trägt einen dünnen Haarring um das stolze Haupt gezogen; dieses ist von einem Helm bedeckt, der in drohenden Thiergestalten oder ivehenden Federbüschen ausläuft; die Ohren sind mit Bernstein beringt. Dem einen deckt ein schimmernder Metallpanzer die breite Brust, den andern umhüllt ein faltiges Gewand, das eine mächtige glänzende Metallschließe oder eine zierliche Fibel ails federndem Drahte zusammenhält. Ein reicher Goldblechgürtel mit dem perlenbesetzten Dolche umschließt die Hüfte. Die Rechte ist mit dem langen Spieße oder mit einem kurzen Schwerte ohne Kreuzgriff, auch mit der eigenthümlichen Streitaxt (Kelt) beivehrt; die Linke hält den Lederschild. Schwere Bronzeringe umschließen die markigen Arme uub die sehnigen Füße. Unter den Scharen der Kelten sehen wir ihre Priester (Druiden) angethan mit kostbaren rothen Gewändern, goldenen Halsketten, Armspangen und Ringen. Das Haupt ist mit einer Krone aus Eichenlaub umrankt, auf den Schuhen erglänzt das Pentalpha als Symbol der obersten Gottheit der heidnischen Kelten. Am rechten und linken Donauufer und weit landeinwärts sehen nur, wie sich dieses auf einer

3 höheren Culturstufe stehende Volk sesshaft macht und häuslich einrichtet; Kelten-Colonien werden gegründet. Der „alte Mann", unter welcher Bezeichnung im Munde der Bergleute der keltische Urbewohner heute noch vielfach fortlebt, hat in vielen Orten unseres Landes die Spuren seines Daseins, seiner fleißigen Arbeit und seines ziemlich reich entwickelten Culturlebens hinterlassen, bevor er sich auf dem Todten- bette von Hallstatt zur einigen Ruhe hinlegte. Erst nach zivei Jahrtausenden hat die Nachwelt diese gestört, die forschende Wissenschaft im Jahre 1S4(> die weltberühmten Hallstütterfunde in unserem Lande aufgedeckt. In etiva 1000 Grabstätten lagen zur Hälfte verbrannte, die andere Hälfte unverbrannte Skelette aus Keltenzeiten, die Grabgeschenke neben ihnen. Waffen aus Eisen und Schmuck aus Gold, Bronze und Elfenbein, Bernstein in zierlichster, oft eleganter Arbeit, Kessel und Vasen und Hausgeräthe sind die stummen Zeugen von Keltenbrauch und Tauriskersitte. Keine Schriftwerke, keine Münzen ivurden aufgefunden. Vieles mochten die Kelten selbst erzeugt, vieles von ferner wohnenden Völkern gegen die Producte des Feldes, Waldes und der Alpen, namentlich gegen Salz eingetauscht haben, auf dessen Gewinnung sie sich vortrefflich verstanden. Doch auch die Tage dieses interessanten Culturvolkes waren gezählt. Während die fleißigen Kelten in die Tiefen der Berge stiegen, dort nach Salz und Eisen gruben, zogen über ihren Köpfen ländergierige Feinde der Donaugegend zu." 2. Die Römer.*) Während der letzten zwei Jahrhunderte v. Chr. traf die Kelten dasselbe Los, welches sie den früheren Bewohnern ihrer Gebiete bereitet hatten. Germanische Völker bedrohten sie von Norden, ivährend das mächtige Volk der Römer sein Reich von Süden her eriveiterte und im Jahre 15 v. Chr. die Donau als nördliche Reichsgrenze bestimmte. Jetzt sehen ivir das Gebiet von der Donau bis zum Kamme der nördlichen Kalkalpen von den Römern erobert und im Jahre 50 n. Chr. als Ufernoricum einen Theil des Römerreiches bilden. Die keltischen Einwohner verlieren ihren Namen und heißen nun Noricer; ein Procurator des Kaisers besorgt die Verwaltung und die Ausnützung der Provinz für den Kronschatz, er ist mit den Abzeichen der consularischen Würde ausgezeichnet, seine Toga ist mit Purpur verbrämt, sechs Steteren umgeben ihn. Die Eroberer bringen römische Cultur, Sitten und Unsitten ins Land; Belen, der Sonnengott der Kelten, verschivindet im geheimnisvollen Dunkel der Haine, und au seinerstatt werden dem blitzestrahlenden Jupiter Denkmäler errichtet. Römische Krieger vermischen sich mit den keltischen Einwohnern und tragen einen Strahl des Christenthums in die Provinz; das Handwerk blüht auf, es zeigt sich eine entwickelte Acker- und Gartenwirt- schaft, so dass der ertragfähige Boden (Acker, Weide, Wald) nach dem Grade der IHümcrftchi in Stimmten. Bo» F. Stulftrunf *) Widmannt „Das Land Österreich ob der Enns unter der Herrschaft der Römer." Historische Skizzen, (li. Jahresbericht der Staatsrealschulc in Steyr.) — Zöhrer: „Städtebilder." (Nr. 105.) — Uvf Buch von Oberösterreich. 1*

4 Güte in den Cataster eingetragen wird. Die Viehzucht wird gefördert durch die als Staatseigenthnm betrachteten und jährlich verpachteten Alpenweideil, auf welchen die casae alpinae standen, Sennhütten, welche an vielen Orten in beit Alpengegenden heute noch „Kasern" genannt werden. In Ufernoricnm lag auch unser Bezirk und es ist unumstößlich nachgewiesen, dass die Römer hier geherrscht haben, sowie uns aus Berichten damaliger Zeit die Regierungs- und Berivaltungsmaßregeln der Römer kundgegeben werden. Durch unsern Bezirk führten Straßen, wie solche von der Natur des Landes gefordert und den Römern in ihren Standorten Lauriacum (Lorch bei Enns) und Ovilavis Winke für die Existenz einer Römerstraße oder einer Ortschaft geben uns verschiedene 9Zqmen oder Namentheile,' wie Straß, Heid, Teufel, Burg, Walch, Graben rc., ferner die in alten Urkunden vorkommende Bezeichnung via publica oder strata publica, unter welcher Bezeichnung häufig Römerstraßen erwähnt werden. Eine Römerstraße führte von Lorch über Kronsdorf in der Richtung der heutigen Poststraße nach Steyr. Bon hier zog sie die Enns aufwärts über Ternberg und Losenstein, an welchen Orten Münzen von Marcus Antonius, dem Triumvir, gefunden ivurden, bis Altenmarkt in Steiermark, und von hier nicht durch das noch im vorigen Jahrhunderte unwegsame Gesäuse, sondern über den Buchauer- sattel nach Admont im Ennsthale. Eine andere Römerstraße zog von Haag in Niederösterreich nach Burg am rechten Ennsufer gegenüber von Maria Winkling, >vo Spuren eines kleinen Castells zu finden sind, und von da ant rechten Ennsufer nach Steyr und setzte sich von hier in westlicher Richtung über Sierning, wo an der Kirche ein „Heidenkopf", wahrscheinlich von einer römischen Statue herrührend, eingemauert ist, nach Hall, wo im Hause Nr. 48 der Ortschaft Mühlgrub eine Bronzemünze des Kaisers Antonius Pius gefunden wurde, und von hier über die Haid (Haidehäuseln westlich von Hehenberg) nach Oberrohr (Römerstein an der Kirche) und Kremsmünster fort, wo sich ein Römerstein befindet und römische Münzen gefunden wurden. Dass an der Kreuzung dieser beiden Straßenzüge, am dreieckigen Plateau an der Vereinigung der beiden Flüsse Enns und Steyr einst ein römisches Castell gestanden (Wels) nicht nur wichtig, sondern nothwendig waren. iliüiiicrftciii in Neuhofen. Bo» F. Sulftnmf.

5 habe, ist mehr als wahrscheinlich. Wenn wir bedenken, dass die Wasserstraße, die Enns, mit Flößen und von der Einmündung der Steyr abwärts mit Schiffen befahren werden konnte, so dass die Römer das Holz für ihre Donauflotille, und das Eisen aus dem Erzberg für ihre Schildfabriken in Lorch schnell und billig verfrachten konnten, so wird die Erbauung eines Castelles an diesem bedeutenden Knotenpunkt des Verkehres nach vier Richtungen der Windrose umso wahrscheinlicher. Der Thurm des Lamberg'schen Schlosses, ein mächtiger quadratischer Bau mit 2 Meter dicken Mauern, wird von der Volkssage als Römerthurm bezeichnet und hat in der That mit unzweifelhaft römischen Bauten die größte Ähnlichkeit; dazu kommt die 'Nachricht vom alten Chronisten von Steyr, Prevenhnber, dass im Jahre 1290 nicht ferne von der Stadt ein großer Schatz goldener Römermünzen gehoben wurde, welche das Bildnis der Faustina, der Tochter des Kaisers Antonius Pius und Gemahlin des Kaisers Marc Aurelius, zeigten. Ferner wurde dabei ein dem Jupiter Stator geweihter Denkstein gehoben, der die Inschrift trug: „Dem die Feinde zum Stehen bringenden Jupiter. Quintus Aburnus Caediclanus, Leg. Aug." Im Jahre 1796 wurden bei Steyr abermals mehrere rönüsche Münzen ausgegraben. Eine weitere Römerstraße führte von Ans- felden über Schloss Weißenberg, welches wahrscheinlich auf den Resten eines römischen Castells erbaut wurde und in welchem der Grabstein einer Römerfamilie eingemauert ist, nach Neuhofen, lvo eine Bronzemünze des Kaisers Antonius Pius gefunden luurbe. Auch ist in der Hofmauer des Hauses Nr. 66 im Markte der Kopf einer Römerstatue eingemauert. Von 'Neuhofen zog die Straße nach Kematen, wo die Kirche aus den Resten eines römischen Bauwerkes entstanden sein soll, und sich hier an der Friedhofmauer zwei Römersteine vorfinden. Diese Straße wird 1181 als „strata publica" angeführt. Von Kematen zog sie weiter über Burg, lvo Spuren von alten Bauwerken gefunden wurden, Krenlsmünster und Wartberg nach Pettenbach. Ein anderer Straßenzug gieng von Wels im Thale des Aiterbaches nach Littring bei Eberstallzell, gewann hier die Höhe und stieg dann bei Bergern in das Thal des Pettenbaches herab, um von hier zum Alpenpasse am Pyhrn weiterzustreben. Diese Straße wird 993 in einer Kremsmünsterer Urkunde als „via publica" angeführt. Diese beiden letztgenannten Straßenzüge waren durch einen von Kematen abzweigenden, über Egendorf und Leombach nach Thalheim führenden Römerweg verbunden, dessen Beginn in Kematen noch heute Römerstraße heißt. In Egendorf fand man eine Münze des Kaisers Vespasian. Von Weißenberg soll eine Römerstraße über Oberndorf bei St. 'Marien nach Lorch geführt haben. Ferner wurden im Thale der Kleinraming bei der ehemaligen Sturmschleife und am Steinparzgute Römermünzen gefunden, und soll ein Saumpfad von der Enns bei Weyer über Wegerer, Rotenstein (Ruckerstein im Volksmunde), Praschen, Raming, Straß und Burg nach Enns geführt haben. Aus dem Gesagten haben wir Grnnd genug zur Annahme, dass die Römer in unseren Gegenden gehauöt und die damalige Bewohnerschaft unseres Bezirkes nicht nur beherrscht, sondern auch romanisiert hatten. Auf den genannten Straßen sehen wir die Handelsleute durch die Provinz ziehen, auf der großen Alpenstraße sogar bis Aquileja; aus unseren Gegenden werden dorthin Vieh, Felle, Holz, Wachs, Eisen, Eisenwaren und Alpenkräuter verkauft, dafür Öl und Wein zurückgebracht. Römerstein in Weistenberg. Von F. Kulstrunk.

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