Hermann Riewel - Die Stadtpfarrkirche zu Steyer in Ober-Oesterreich

104 H. Riewel Neben der nördlichen Vorhalle ist noch eine kleine Capelle angebaut, welche sich nach dem Innern der Kirche durch einen ge- gliederten Stichbogen öffnet, und durch ein doppeltes Fenster be- leuchtet wird. Der Schluss dieses Fensters trägt schon die späte Form des gebrochenen Spitzbogens, dessen Profil auch über dem Bogen das Fenster viereckig einrahmt; eine Form, welche mehr der Profan- architektur angehört. Die Einwölbung dieser Capelle ist auch neu, und besteht in einem flachen Tonnengewölbe. Fig. 7- - ,, ..t. ·-··· ··- ·-· ·-- In dem sechseckigen Tburm, welcher mit zwei Seiten in das Seitenschiff ein1,cl111ei<l et, befindet sich die Taufcapelle, welche mit einem schönen Sterngewölbe versclien ist, dessen Rippen auf Consolen ruhen. Hier steht <ler 8 Fuss hol1e, mit einem hohen Deckel ge- schlossene Tanf.<:;tein :wR clem .Jahre 1569; derselbe ist aus Holz mit Bleiplatten überzogen, welche ltoliefdarstelltrngcn aus der lt. Schrift tragen. Diese Platten sind durch Wiilste 1111<[ breite Bän<ler gehalten, welche letztere reich mit verschieden bemalten Ornamenten, Sternen und weit hervortretenden Engelsköpfen verziert sind. Das Ganze t\ ruht auf einer Marmorbasis. Zum Aeusseren der Kirche übergehend (Taf. IV.) finden wll" die Strebepfeiler in drei Absätzen bis unter das Hauptgesims der Kirche ansteigen, und hier mit einem Giebel abschliessen. Auf den Chorpfeilern sind gegen den Pfeiler über Ecke gestellte Ansätze sichtbar, welche auf einen Fialenaufbau schliessen lassen, der aber nicht zur Ausführung gekommen ist. Der sechseckige Thurm steigt monoton und durch horizontale Gesimse in acht Stockwerke getl1eilt i11 die Höhe. Bis zur llöhe iles Kirchendaches gehört der 'l'hurm <le111 alten Baue an, von da be- ginnt ein zopf'ige1· A11fl>a11. l 1 ;in nach Or;len angebautes Treppenhaus führt in das Jnnere deH 'l'hurmes. Das AeuHH 're der nördlichen Vorhalle entspricht an Reichthum dem Inneren. Der Mittelpfeiler ist unten mit Blendmasswerk verse- hen, wäbreucl die oberen Absätze mit Fialen geschmückt sind. Die zwei Seitenpfeiler Hind nur durch Giebel abgesetzt und schliessen sich mit einer cinf'achen Schräge der oberen Mauerfläche an. Zwischen den Pfeilern sind 8 Fuss breite im Spitzbogen geschlossene Eingänge, welche durch geschweifte Giebel, die mit Knorren und Kreuzblumen geschmückt sind, den Reichthum des Baues erhöhen. Von den beiden dreitheiligeu Fenstern, welche das obere Oratorium erleuchten, zeigt das östliche die spätesten Formen der Gothik, da sich hier die Masswerkstäbe durchschneiden uud dann abgeschnitten erscheinen. Das achteckige Treppenthürmchen , welches aus dem unteren einarmigen Treppenhaus wächst, wird oben von Giebeln gekrönt,

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