Hermann Riewel - Die Stadtpfarrkirche zu Steyer in Ober-Oesterreich
Die Pfarrkirche zu Steyer. 103 bogen zusammen. Aehnliches, aus einem starken Rundstab mit Hohlkehlen und zwei halben Birnstäben bestehend, umrahmt auch die fünf Mauerblenden der Halle, welche ebenfalls im Rundbogen geschlossen sind. Die Halle ist mit einem einfachen 'l'onncngewölbc überspannt, welches nur durch die über den Mauerblenden befindlichen Schilder unterbrochen wird. Von besonderem Reicld]111mc iHt die kleinere nördliche Vorhalle, aus welcher man wieder durch eine Doppeltbtir in die Kirche gcl:111gt. Diese Halle, welche zwischen zwei Strebepfeilern die Breite eines Travccs in A11Hprnch 11i111111l. 1 hildcl durch die unter einem stumpfen Winkel nach aussen gelegten ~lauern ein 1111n•g·cl111:iHHigtH ll'll11f'•d<. DaH rcicl1c 'l'hlirgcwändc zieht sieb im Spitzbogen über dem gleich jenem in dn wcHtlichc11 llallc gcHchwcif'lcn 'l'hlirsturz zusammen. Die Rundstäbe nehmen im Bogen die Sp:i,tfo1·111 deH AHlwcrkcs an und durchkreuzen sich. 111 dc11 vier l•'ignrc1111ischcn der Gewände, welche mit reichen Baldachinen bedeckt sind, lwfi11dc11 Hich noch drei alte Figuren, die auf schön gebildeten Capitälen stehen. Diese Figuren, der einzige noch urspriingliche figuralische Schmuck der Kirche, sind von Stein 1 bemalt, und stellen <1011 heil. Jacobus major, die h. Elisabeth und Agnes dar. In dem einen Bogenfeld der Thür ist ein Hclic(~ die Himmelfahrt der heil. Maria darstellend, mit der Jahreszahl 1525, an welchem man schon Rcnaissanceformen in der Architektur bemerkt, überhaupt eine schwächere Arbeit. Das reiche Netzgewölbe dieser Halle ist schon masswerkähnlich behandelt, indem die Rippen mit Nasen versehen sind. Erstere kreuzen sich mannigfaltig. Von dieser Vorhalle und auch von der Kirche aus zugiinglich führt eine g·eräumige Treppe zwischen zwei Strebcpf'cilcrn in die Höhe der Orgclbilhne, und mtindet auf einer Gallerie aus, welche auf' geg· licclcrt.cn 'l'rngHicincn ruht, siehe Taf. 111. Diese Gallerie geht iiber zwei Trave's und führt a11HHer zur Orgclbllhnc uoch zu dem lilH•r der Vorhalle aufgebauten Oratorium, welches sich nach dem Schill' durch einen gcg-licdertrn Bogen <ill'nct. Das Uewölbe des Oratoriums scheint auch beim Brand 111it zcrntnrt wordl'll z11 Hein, da CH jetzt <lmch ein neues ersetzt ist; doch treten auch hier, wie im Hchifl' deutlich die alten, Hich kreuzenden Rippen am Widerlager zu Tage. Von besagter Gallerie tUIH f'llhrt z11glci1\11 ein i111 Innern nmdes, nach aussen achteckiges Treppenthtirmchen auf den Dach- lioclcn, dessen d11rchhrochenc gegliederte Spindel auf einem kleinen Netzgewölbe, welches die untere gcrnclc 'L'reppc thcilwciHc liberspannt, ruht. Auf der 811df;citc befindet sich eine zweite kleine Vorhalle von derselben Breite, wie die nördliche, aber sie hat hlosH die Strchepf'cilcrausladung zu ihrer Tiefe. Aussen sind drei kleine Strebepfeiler-Vorlagen angebracht, welcl1e als Gcwölbwiderlager dienen, an denen auch die Dienste emporwachsen; über dicHcn kreuzen sich die Hippen des masswerkartigen Gewölbes. Es führt von dieser Halle nur eine ciufache 'l'hllrc in die Kirche, während die andern drei Wandflächen mit im Bogen geschlossenen Nischen versehen sind, in welchen sich Sitzbänke befinden. An der Nordseite des Chores el'l1cbt sich der sechseckige Thurm, an welchem sich die Sacri- stei anschliesst, über welcher zugleich noch ein Geschoss als Paramentenkammer aufgebaut ist. Um in diese Paramentenkammer zu gelangen, ist ein kleiner 'l'reppenthurm im Innern der Kirche aufgeführt; man gelangt durch ihn auf eine kleine, reich mit Blendmasswerk geschmückte Gallerie, welche von einem Rundbogen, der sich an den Treppenthurm und auf einen Tragstein stützt, getragen wird. Von dieser Gallerie aus betritt man erst das Innere der Paramentenkammer, deren Gewölbe dem der Sacristei gleich ist ; hier ruhen die Diagonalrippen auf Consolen, die Mittelrippen einerseits auf einem Dienste, anderseits sind sie über de1· Eingangstbür in ihrem Profile abgekragt.
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