Hermann Riewel - Die Stadtpfarrkirche zu Steyer in Ober-Oesterreich

100 H. Riewel dass der ganze östliche Theil von den starken Pfeilern an schon ursprünglich für den Chor bestimmt war. Das an der Südseite angebrachte Stiegenhaus, welches auf den Dachboden führt, hatte jedenfalls als weitere Bestimmung, den Aufgang auf den Lettner zu vermitteln, was auch in dem alten Plane durch den Uebergang angedeutet ist. Die neben der Stiege befindliche Eingangsthür mit der kleinen Vorhalle war wohl hauptsäch- lich für die Geistlichkeit bestimmt, da das Pfarrhaus neben der Kirche auf der Sli.dseite gelegen ist. Der Haupt- sowie die beiden Seitenchöre schliessen, wie schon bemerkt, mit dem Ackteck ab, und zwar der Hauptchor mit fünf Seiten des Achtecks, wovon die mittleren drei Seiten je mit einem 7 Fuss breiten, dreitheiligen Fenster geschmückt sind, deren jedes die ganze Mauerfläche zwischen den Stre- bepfeilern einnimmt; die reich profilirten Gewände der Fenster verbinden sich derart mit den schlanken Gewölbdiensten, dass die Mauerfläche verschwindet, und dafür nur ein reichprofilirter Halbpfeiler erscheint. Die zwei in der Längenaxe der Kirche liegenden Achteckseiten des Hauptchores bilden durch das Zusammenschneiden mit den Nebenchören Mauermassen, die nur als Mauerblenden behandelt wurden. Die nördliche Blende wird ihrer ganzen Breite und Höhe nach durch ein reiches 8a- cramentsl1änscl1c11 ausgcf'Ullt. Die i:;U<llicl1c ist mit ciucr in der Höhe von 12 Fnss beginnenden reichen Balclaehingrnppc bedeckt.. Di e Rcitcnchtirc r,chlicsscn mit drei 8citcn des Achtecks ab, wovon zwei Seiten durch 3 Fuss 9 Zoll weite zwcithcilig·e 1 1' 'nstcr belebt sind, die dritte Seite bedeckt Blendmasswerk. Siimrnt liehe Uhorfcnster wurden in der Zopfzeit wegen Aufstellung· riesiger Altäre vermauert. Dies e Vcrmauernngcn wn)'(lcn aber im Jahre 1857, als der Chor der Kirche theilweise einer Restauration unterzogen wurde, wi ·d ·1· hcHc itig-t, und die bescbädig-ten Theile der Masswerke durch neue ersetzt. II !I II : f, ,J ,. t" r w _.,, , ~ i-H-ltri - !- --+-- ---t--+----lr Fig. 3. Ein besonderer Reichthum ist dem Chor noch dadurch g·egeben, dass die ganze reiche Profilirung der Fenstergewände, sowie die hal- heu Masswerkpfosten bis in die Ilöhe des un- teren ]falb -Pfcilersockels herunterlaufen. Hier hat jeder Rundstab seinen eigenen Sockel, und steht auf dem den Chor umlaufenden Sockel auf. Die Fenster an den Seitenmauern der Ne- benchöre, sowie die des Schiffes nehmen eben- falls die ganze Breite zwischen den Strebepfeilern in Anspruch, so dass dieselben eine lichte Weite von 12 Fnss G Zoll haben; sie sind viertheilig, das Masswerk zeigt grösstentheils verschiedene, aber theilweise schon unorganische Formen. Die Schiffspfeiler sind sogenannte Bündel- pfeiler (Fig. 3 und 4), deren Profil genau dem von St. Stephan entspricht. Geg·en das Mittel- und Seitenschiff hin haben dieselben auf jeder Seite drei vorgelegte Halbsäulen als Gewölbträger, welche unter dem Gewölbanfange durch orna- mentlose Capitäle abschliessen. Die Profilirung gegen die Längenaxe des Schiffes, welche in ihrer

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