Hermann Riewel - Die Stadtpfarrkirche zu Steyer in Ober-Oesterreich

Die Pfarrkirche zu Steyer. 105 welche auf einem horizontal herumlaufenden Gesims aufsitzen. Hinter den Giebeln erbebt sich der Helm, der mit einer Kreuzblume abscbliesst. Unmittelbar unter dem Kreuzblumengesims windet sich ein Spruchband um die Helmspitze herum, das die Jahreszahl 1509 trägt; es ist dies die einzige Jahreszahl, welche am ganzen Bau zu finden ist. Der Eingang der grossen westlichen Vorhalle ist wieder, wie das Doppelfenster der Capelle, mit einem gebrochenen Spitzbogen Uberspannt, dessen Profilirung sich sowohl im Scheitel des Bogens, wie im Bruche mit dem senkrechten Profil durchkreuzt. Die Gewände des Eingangs sind durch Figuren- niscben mit Baldachinen und Postamenten unterbrochen, auf welchen letzteren zwei Figuren neuerer Zeit stehen. Der siidliche Eingang zur Halle ist einfacher profilirt und ohne Figurennischen. Die gam:c wcHtlichc Fa<;ade erscheint nur als kable Wand, welche blos durch die vier Stre- bepfeil er u11t.crl1rochcn wircl; die Pfeiler zeigen im oberen Tbeil eine andere Entwickelung als die Chor- 1111d 8chifl°Hpfcilcr. l 1 : i11en besonderen Schmuck der Kirche bildet das schon erwähnte Sacramentshäuschen im Chor (Fig. 7 und 8). Dasselbe wächst gleichsam aus der Mauer heraus, hat zu beiden Seiten des Tblirchens kleine Figurennischen, welche durch Baldacl1ine bedeckt sind, und worüber sich der weitere Aufbau aus vier Seiten des Zwölfeckes entwickelt (s. Fig. 8). Die eiserne Thür 1 ) ist eine schöne Schlosserarbeit, welche, durch Rahmen getheilt, sechs Felder bildet, wovon jedes von einem besonderen reichen Masswerk beclcckt wird. Auch die Rahmen sind ähnlich verziert, und von geflochte- nen Rnnclstäben eingefasst. Die Masswerke sind sämmtlicb vergoldet, und hahcn die Felder blauen, die Rahmen rothen Grund. AIH C'inc andere interessante SchloRscrarbeit verdient die Sacristei- thllr l 1 :rwiih111111g. Di Hclbc iHt mitt. IRt ciRcrncr Schienen in rautcnförmige Fclclcr g;ctl1cilt., welche Jct.ztcrc die Wappen von Obcr-Ocstcrrcich, Tyrol uncl lGirnt.cu , Rowi den llabsl>11rgcr Löwen als getriebene Arbeit tragon. l>icflc Wappen Rincl ahwcclisclncl in clic Felder vcrtltcilt. 1 n rl 'r Paramcntcnkammcr hat sich auch noch ein alter Schrank erhalten (s. Fig·. 3), dessen Rahmen und Friese tbeils mit masswerk- ~ihnlichem, theils mit fortlaufendem Laubornament geziert sind. Diese Ornamente sind flach mit vertieftem Grund, welcher roth und schwarz bemalt ist, die Rippen der Blätter sind von grüner Farbe. In denselben Farben ist das Masswerkornament behandelt, nur kommen da noch weisse Rosetten hinzu. Die Thiirchen, von welchen nur noch einige vorlianden, sind mit reichem Eisenbeschläg versehen. Von den vorhandenen Glasmalereien existiren nur mehr wenige Ucbcrrcstc aus der Bauzeit der Kirche 2 ). In_ einem südlichen Fenster sind f J iilTDW&;f'll(~'fW . □- IP 8 Fig 8. 1) Bis noch vor wenig Jahren fehlte die Thüre an dem Sacramentshäuschen, welche, wie Spuren angaben, einst gewaltsam entfernt worden war. Ein Schlossermeister zu Steyer erinnerte sich, einmal eine alterthümliche Thüre gekauft zu haben, und bot sich an, dieselbe für das Sacramentarium herrichten zu lassen. Sie war aber die echte und passte vollkommen in den Steinfalz und in die Angeln. 2) Eine nicht unbedeutende Anzahl von schönen gemalten Gläsern dieser Kirche schmücken gegenwärtig die Capelle der Franzensburg und die s. g. Rittergruft zu Laxenburg. XI. Jahrgang 1865. 14

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