Reisejournal, 3. Jahrgang, Heft 4 ,1951

B R V N 0 B R E H M Mein Onkel ging eilig, ofJ hastig und dachte schnell. Eilte er am Park vorbei, so versteckte ich mich, da ich meist ein schlechtes Gewissen holte. Park wurde hochtrabend der grof}e Garten neben der Fabrik genannt, in dem hinter jeder Bank eine Tafel stand: Clemenlines Ruhesitz, Adolberts Rast, Emiliens Plätzchen, Albert, Otto und Ernst Ruhe. Gartenzwerge gab es nicht, ober beim Springbrunnen stand ein Apollo aus Gips. Es war eine Stunde zur sächsischen Grenze zu gehen. Mein Onkel war ein Mann des Fortschritts, weil und breit halle er das erste elektrische Licht, das erste Telefon und jenen Vorläufer des Grammophons gehabt, dessen Schläuchlein man zu den Ohren führen muf}te, um Hundegebell und Hörnergeschmelter zu hören. Der Onkel war Bürgermeister und wäre gerne geadelt worden, ober der Bezirkshauptmann war dagegen trotz Armenhaus und neuem Friedhof, bei dessen Einweihung mein Onkel eine Tafel- und eine Trauerrede folgendermof}en gekreuzt halte: ,,Und nun, meine lieben Anwesenden, lassen Sie uns zu Ehren der künftig Verstorbenen drei Vaterunser beten." Mein Onkel erhielt blofJ von dem in der Nähe residierenden Grof}herzog den Titel Covoliere. Die Tochter des GrofJherzogs war Kronprinzessin im Nachbarland. Aber sie ist nie Königin geworden. Sie hol viel Unglück gehabt, ihr Leben ist aus den Fugen gegangen. Die es mit ihr gulmeinten, entschuldigten sie: Die langweile jenes Königshofes sei an ollem schuld gewesen. War der GrofJherzog mit seiner Tochter und seinem Schwiegersohn im Gebirge auf der Jagd, dann kehrten sie bei meinem Onkel ein. Als sie zum erstenmal abstiegen, zeigte ihnen mein Onkel die Fabrik mit den vielen Maschinen und den Park mit den vielen Bänken. Hohe Herren und künftige Monarchen lernen es zeitig, durch die Nase zu gähnen. Ehe man sich zu Tisch setzte, wollte die Kronprinzessin das Haus meines Onkels besehen. Vor einer Tür hielt mein Onkel, ·ein Vater von sechs Kindern: ,,Pardon, königliche Hoheit, es ist das Schlafzimmer." Die Kronprinzessin lochte: . Habe ich die eine Fabrik ansehen müssen ..." Mein Onkel errötete, verbeugte sich und öffnete die Tür. Mein Onkel schrieb nur ungern Briefe, er telegraphierte lieber und ich mufJte, war ich in den Ferien bei ihm, die Telegramme auf die Post trogen. Er telegraphierte nach London, Prag, Wien, Brünn und Budapest, und ermahnte seine Kinder, bei Regenwetter Galoschen anzuziehen. Vor den Geburtstagen seiner acht Geschwister ermahnte er seine Kinder telegraphisch, den Onkeln und Tanten zu gratulieren. Den ersten Schnee depeschierte er seinen Kindern und die höchsten Sommerlemperoluren lief} er nicht untelegrophiert vorübergehen. ,,Kinder interessiert olles. Kontakt mit der Heimat mufJ aufrechterhalten werden." Mil der Zeil begann er auch, im Stile der Depeschen zu ·sprechen. Einmol kam mein Onkel verdrossen von der Jagd beim GrofJherzog aus Wölfling zurück; der Auerhahn, den er getroffen haben wollte, war nicht zu finden gewesen. Beim Abschied hatte der Oberförster versprochen, noch einmal olles gründlich absuchen zu lassen und dann zu telegraphieren. Da kein Telegramm kam, wurde mein Onkel ungeduldig. ,, Federn fliegen gesehen. Hund von einem Auerhahn m u fJ gefunden werden." Mein Onkel rief mich und gab mir ein Telegrammformular: WARUM DRAHTEN SIE NICHT OB AUERHAHN GEFUNDEN STOP RUECKANTWORT BEZAHLT. Einige Stunden später schlürfte langsam der Poslnanne mit der Anfworf heran: NICHTS GEFUNDEN FORSTAMT SCHLAKKENWERT. GENAUER SUCHEN STOP ERFOLG WIRD VERGUETET STOP RUECKANTWORT BEZAHLT. Der Onkel schrieb, der Neffe lief. GENAUES SUCHEN UMSONST STOP FORSTAMT SCHLACKENWERT, lautete die Antwort, mit der am andern Morgen der Postnonnel kam. Mein Onkel schlug mit der Faust auf den Tisch, dann lehnte er sich zurück und dachte lange noch. Endlich schrieb er, faltete das Telegramm und reichte es mir hin. ,,Tempo: Galopp!" Auf der Stiege mäfJigle ich meinen Lauf und los, was mein Onkel geschrieben: ,,Sonderbar, sonderbar. Cavaliere Mein 1." Das Postfräulein nahm das Formular, drückte ein Auge zu und sah mich an. Ich errötete und zuckle die Achsel: ,,So hat er's geschrieben." .Sonderbar, sonderbar", sagte das Fräulein, zählte die Worte, nahm das Geld und schlaf} den Schalter. Udctto--lt11111111Bc/u4ee E LE KTR0-1 N STALLATIO NE N Jt. STADTPLATZ 29 RADIO, KÜHLSCHRÄNKE, MOTOREN, HEIZ-UND KOCHGERÄTE FIRNEN AUS DEN AEITNOFFEAWEAK Stevr-ReiH10Herwerk AGRE-Kompressoren und Farbspritzanlagen Steyr-Wien. Das Unternehmen, das auf der Gewerbeausstellung seine seit beinahe dreieinhalb Jahrzehnten bewährten Fabrikate zur Schau stellt, erzeugt neben Kompressoren und PrefJluftonlogen zur Bedienung von Farbspritzanlagen und Hebebühnen, Farbspritzpistolen - auch als Textilfosersprilzpislolen zum Aufsprilze11 von Velours und samtartigen Oberzügen - Malersprilzen und schliefJlich Garagenausrüstungen, wie z. B. Elektro-Reifendruckpumpen, Reinigungs- und Sprühpistolen, Luftmesser usw. usw. Mit diesen fortschrittlichen Erzeugnissen versorgt AGRE die verschiedensten Zweige des Gewerbes und der Industrie, wie Maler, Reparaturwerkstätten, Tischlerwerkstälten, Garagen, Möbelindustrie, chemische Industrie usw. Die Firma Johann Lein webe r, Anstalt für Mechanik und Elektrol_echnik, Steyr-Reilhofferwerk, wurde im Jahre 1919 in Wiener Neustadt gegründet und wurde über behördliche Anordnung um die Jahreswende 1944/45 noch Losenstein verlogerl. Noch Kriegsende erfolgte die Obersiedlung noch Ternberg und im AnschlufJ daran wurde der mechanische Betrieb in das Reilhoff.erwerk verlegt. Die Eleklro-lnslollotionsobteilung ist weiter in Ternberg verblieben. Das Fertigungsprogramm auf dem mechanischen Sektor umfofJI den Bau von Spezialmaschinen zur Arbeitsrationalisierung noch eigenen sowie von Kunden vorgelegten Plänen. An solchen Maschinen wurden bisher u. o. gebaut: Brillenglaspressen, Glasschneidemaschinen zur Herstellung von Brillengläsern verschiedener Form, Glosstäbesortiermoschinen, . Bousloffplolten - Pressen, Schnellhefter - Automaten, Etikettieroutomolen, Kloppenleimer, Verpackungsautomolen. Das Hauptgewicht der Erzeugung fällt gegenwärtig auf die Fabrikation von Universalwerkzeugmaschinen. Diese ersetzen eine präzise Spitzendrehbank, die ohne Beeinflussung dieser Hauptfunktion als Horizontal- und . Vertikalfräsmoschine und als Bohrmaschine für Kleinbohrwerk zu verwenden ist. Diese Maschine wurde auch als Werkzeugmaschine in fahrbaren Werkstätten, an Baustellen usw. entwickelt. Zu Ende des vergangenen Jahres wurde auch die Arbeit im Wiener Neustädter Betrieb, die bis dahin ruhte, wieder ausgenommen. - In der Elektroabteilung werden alle lnslollotionsarbeilen von elektrischen Licht- und Kraftanlogen für Industrie, Gewerbe und Haushalt durchgeführt.

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