Reisejournal, 3. Jahrgang, Heft 4 ,1951

Gewehrfabrik in llion. Mit vielen neuen Plänen kommt er heim. Die Werkstätte des Vaters wird neuerdings ausgebaut, amerikanische Maschinen eingestellt, die sich als au~erordentlich leistungsfähig erwiesen. Der für Osterreich unrühmliche Ausgang des Krieges gegen Preu~en im Jahre 1866, in dem die Österreicher nicht zuletzt deshalb besiegt wurden, weil sie mit ihren Vorderladegewehren gegen die vorzüglich ausgerüsteten Preu~en nicht standhalten konnten, v:eranla~te Werndl, das bereits im Jahre 1865 ausgeführte Modell eines Hinterladegewehres, bekanntlich eine Erfindung seines Werkmeisters Holub, auszubauen und es der österreichischen Heeresleitung anzubieten. Es wurde angenommen. Die Erzeugung dieses Gewehres für das österreichische und ungarische Heer war der Anfang zu dem Ruhm Josef Werndls. Die Gebäude der Fabrik in Steyr und Leiten wurden zu klein. Da die finanziellen Mittel für eine grundlegende Erweiterung und Vergrö~erung der Werkstätten nicht hinreichten, gründete er die österreichische Waffenfabriks-A.-G., deren Generaldirektor er bis zu seinem Tode blieb. Den Erfinder Holub bestellte er zum Werksdirektor. Nun konnte die Fabrik den Plänen Werndls entsprechend eingerichtet, die Erzeugung von Waffen und Waffenbestandteilen im gro~en Ausma~ durchgeführt werden. Die Einführung der Repetiergewehre System Kropatschek und Mannlicher, deren Erzeugung Wernd~ von den Erfindern sich sicherte, brachte dann in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Waffenfabrik in Steyr und Letten auf einen ungeahnten Stand. Damals wechselten die militärischen Obernahmekommissionen nahezu aller Staaten des Kontinents, aber auch Asiens im Besuch der alten Eisenstadt Steyr ab, so die Vertreter Frankreichs, Deutschlands, Portugals, Griechenlands, Rumäniens, Serbiens, ja sogar Chinas und Persiens. Werndls Ruf und Ruhm waren unbegrenzt. Bezeichnend für Werndls Ansehen ist eine Anekdote, die sich im Volk bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Als am 21. August 1879 der Bürgermeister von Steyr, G. Poinfner, bei Kaiser Franz Josef in Audienz erschien und dem Monarchen die Sorgen der Stadt vortrug, soll der Kaiser gesagt haben: ,,Was wollt ihr von mir verlangen? Ihr habt doch euern Werndl!" Der Bericht des Bürgermeisters vor dem Gemeinderat am 31. August erzählt diese Audienz allerdings anders und wei~ von einem solchen Ausspruch nichts. Trotzdem hat er sich im Volk behauptet, wie so viele Anekdoten über Werndl, der heule, ein gutes halbes Jahrhundert nach seinem Tode, in den Erinnerungen der alten Steyrer, die freilich schon recht rar werden, fast wie eine mythische Gestalt weiterlebt. Wie aus dieser Anekdote hervorgeht, hat Steyr auch unter Josef Werndls Wirken harte Zeilen durchgemacht, es gab Stilllegungen von Fabriksobjeklen und Arbeiterentlassungen. Aber die unermüdliche Tatkraft des umsichtigen Fabriksherrn schuf immer wieder neue Arbeit und dadurch neue Glanzzeiten. Es mag einmal die Tal eines Dichters sein, dieses Leben in seiner üppigen Fülle, diese Herrennatur aus dem Trieb seines Herzens, stets auf das Wohl seiner Arbeiter, die sich stolz Werndler nannten, und seiner Vaterstadt bedacht, nachzuzeichnen. Sein Ende hat, wie schon erwähnt, etwas Erschütterndes an sich. Josef Werndl zog sich bei Hochwassereindämmungsarbeifen in Letten, tief in den rei~enden Fluten stehend, eine Erkältung zu. In der Folge warf ihn eine Lungenentzündung aufs Krankenlager. Nach viertägigem Ringen ums Leben starb der gro~e Sohn Oberösterreichs am 29. April 1889 in Steyr im sogenannten Petzengütl, nächst dem von ihm erbauten Schlo~ Voglsang gelegen. Die Bürger der Stadl ehrten ihren Sohn und Wohltäter schon im Jahre 1894 durch die Errichtung eines Denk- •mals auf der heutigen Handel-Mazzefti-Promenade. Es ist ein Werk des bekannten Wiener Bildhauers Viktor Tilgner, von dem auch das Grabmal Josef Werndls im Steyrer Friedhof am Tabor stammt. Ein Denkmal der Arbeit, wird es Sinnbild für Josef WerndJ. Denn dieser hervorragende Mann hat von der Arbeit 13 gelebt wie andere nur vom Essen leben können, und er hat die Arbeit an seinen Untergebenen geehrt, indem er ihnen ein Vater und Gönner war. Mit dem Tode Josef Werndls verlor die österreichische Waffenfabriks-A.-G. ihre tragende Säule. Doch die Persönlichkeit des Waffenkönigs von Steyr hat die Zeit überdauerf. Zuletzt mag er uns im Gedächtnis bleiben, wie er auf dem Granifsockel seines Denkmals in Steyr sieht: lässig, doch in jeder Linie und in seinem Blick der berufene Heerführer, gewohnt, Entscheidungen, und mögen sie noch so schwer sein, zu fällen. Und er streckt, während seine linke Hand zwei Gewehre umspannt, die Rechte mit gebender Gebärde nach einem Arbeiter aus, der die Kappe schwingt, ihn zu grü~en; eine der vier so nalurechlen Gestalten des Denkmals. Da ist es auch, als halte er schützend seine Hand über die Stadl, die mit seinem Werk so unlösbar verbunden ist. -Süchsenmacherei Peter ftambrurctt Steyr, 0,-Ö, Grünmarkt 7, Ruf 359 ]'1gb= unb 5poctwaffrn, fämtlid]rn Jagbbebatf, 3idfemto~te, Ttiebet, munition, 5pungftoffe, fiunbeattitwl e. Gen. m. b. H. ENGE GASSE 16 lJoa bol\ennönMge ©ell\lnnftut füt .ijonl\elaf uni\ ©ettmbefreibcnl\e oon -Ofeyr u.1lmgebung übernimmt ~inlogen auf -Oporbud) r ottJie In loufenl\er ~ed)nung, getllfi~d bilf ligl? .fül?l\fte uni\ brforgt l\fe lJurd)f fü~rung aner'bonfmößigl?n <Sefd)fiffl?

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