Die Raming und ihre Bewohner
Der darüber lagernde, lehmige Boden ist feucht und kühl, daher fällt die Ernte etwas später, und nicht allzu reichlich aus. Sehr ent¬ wickelt ist die Obstcultur; der Verkauf von Obst und Obstmost (Cider) ist für die Raminger eine gute Einnahmequelle. Dor mehreren Jahren wurde durch einen Arzt aus Würtemberg mit Namen Wunderlich eine Cement=Kalkfabrik errichtet, welche sehr guten und gesuchten Kalk lieferte. Aber als Wunderlich starb, fand sich, leider! niemand, der das Werk fortgesetzt hätte. Die Fabrik steht either außer Betrieb. Ein Gewerke Namens Dögerl baute auf Steinkohle (Lias), konnte aber wegen Mangel an Verkehrsmittel 2c. das Hohlenlager am obern Ramingbache (bei Neustift) nicht ausbeuten. Das Ramingthal ist in seiner oberen Hälfte von hohen Bergen, deren Fuss der Ramingbach benetzt, sehr beengt; ja hie und da z. B. in der Moosau (vulgo Mirsau) musste sich der Bach zwischen den Bergen erst Bahn brechen, und ganz deutlich sieht man noch, wie das im Laufe gehemmte Wasser langgestreckte Seen bildete, z. B. von der Moosau bis zur Hausmann=Brücke, von der Sturmschleife (Fabrik Ernst) bis zum Badhaus (Gsöllhofer) 2c. Das Wasser des Baches ist eisenhältig, und bei den geringen Gefälle erwärmt es sich im Sommer sehr leicht. Daher wird der Ra¬ mingbach seit ältesten Zeiten mit Dorliebe zu Bädern benützt. Ein uraltes Bad (Römerbad?) war bei der Draschentaverne mit kesselartigen, steinernen Rübeln; am Fuße des Mühlberges ist ein Haus, mit dem in alten Grundbüchern erscheinenden Namen „Badhans“; endlich sind an der Grüenmühle!) beim Ramingsteg bis zur Gegenwart mehrere Bade=Cabinen eingerichtet, und täglich fährt im Sommer ein Stellwagen von Stadt Stepr hieher, um alle Badelustigen und Badbedürftigen an den Ramingbach zu bringen. In der Raming hat neuestens der Touristen=Club die Markierung eines Weges nach Kürnberg begonnen. Auch ist von hier der zwar steilste, aber kürzeste Aufstieg auf den Tannberg. Die Raming ist der Sitz einer uralten Klingschmied= und einer Müller=Innung, einer Dolksschule, einer Orivat=Feuerversicherung, eines Krankenvereines, einer Brief=Sammelstelle, welche durch einen täglich verkehrenden Landbriefträger mit dem k. k. Oost= und Telegraphenamte in Stadt Stepr in Verbindung steht. !) Die Schreibweise: Kriemühle und Griemühle, wie sie in Stadt Stepr beliebt, ist unrichtig. Richtig ist nur „Grüenmühle“ von grüen = grün, wie man auch in der That den Namen im Dialecte „Grüermühl“ ausspricht; vergl. Grüenbichl u. a.
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