Die Raming und ihre Bewohner

zur Aufhebung der Datrimonialherrschaften jährlich zu Jacobi ein öffentliches Heumacherfest, ein Dolksfest im Kleinen, gehalten wurde. An einem, zum Heumachen günstigen Tage, gegen Ende Juli, versammelten sich eine große Zahl lediger Unechte der ganzen Um¬ gegend schon um 2 Uhr Früh und mähten das Gras. Morgens kamen dann Mägde und halfen tagsüber bei der Arbeit, und bei günstigem Wetter wurde das Heu abends noch eingebracht. Als Lohn bekamen sie Bier, Brot und kaltes Wildpret, welches in einem schweizerartig hergestellten hölzernen Hause verabreicht wurde. Auch viele Städter aus Stepr, Handwerker und Andere fanden sich ein, schlugen Tager im Schatten der Bäume, zündeten Feuer an, kochten Kaffee und andere Speisen; Jauchzer und Lieder erschallten, überall herrschte Freude und Lust. Zuletzt kamen noch Musiker und nun wurde im Schweizerhause getanzt und gejubelt die Nacht über bis zum hellen Morgen. Dabei wurde manchen zuletzt der Kopf schwer, so dass er nicht im Stande war, den steilen Berg hinab zu gehen. Das machte aber nichts; denn man spannte ein Daar Ochsen an einen sehr niedrigen Schlitten, gab Heu darauf, legte sich hin wie auf ein Bett, und ließ sich so hinab fahren, das auf dem steilen Abhange recht gut und schön gieng. Sogar den Ochsen schien die Schlittenfahrt in den Hundstagen zu gefallen: denn mit hochgeschwungenem Schweife liefen sie in komischer Eile den Berg hinab. Da geschah es wohl mitunter, dass der Schlitten an einem Baumstrunk oder Maulwurfshügel anfuhr, und den Passa¬ gier auf den Rasen hinschleuderte, so dass er nun, anstatt zu fahren, den Berg hinabkollerte, gewöhnlich ohne sich auf dem weichen, moosigen Boden zu verletzen, somit zum größten Gaudium der Anwesenden. In alter Zeit wurden alle Häuser am nordöstlichen Abhange des Tannenberges, welche man jetzt gemeinsam „Unterwald“ nennt, zur Raming gerechnet. Die Raming ist fast ausschliefslich von Gewerbetreibenden be¬ wohnt. Es finden sich am Rammingbache 17 Mehl=, 5 Säge=, 1 For¬ niersägemühle, 1 Hacken=, 2 Hammer=, 1 Zerrennhammerschmiede, Weicheisengießerei, 4 Schleif= und Pollierwerke, 2 Loh= und 1 Öl¬ stampfe, 1 Eisenbeschläg=, 1 Cement=Kalkfabrik, j Kaufmann, 1 Krä¬ merei, 2 Fleischer, 2 Steinmetze, 7 Wirte, 1 Bäckerei 2c. nebst vielen Messer= und Gabelschmieden. Der Grundstock der ganzen Gegend ist feinkörniger, etwas thoniger Sandstein, welcher in mehreren, ausgiebigen Steinbrüchen zu mächtigen Schleifsteinen, Steinkufen, Thorbögen, Obstmühlsteinen, Thür= und Fensterstöcken 2c. verarbeitet wird.

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