Die Raming und ihre Bewohner

zeichnet aber dort der Dolksmund ruhelose Seelen, so eine Art ewiger Juden. 1840—1847. In diesem Zeitraume wurde das Ramingthal wiederholt von Unglücksfällen getroffen: Wolkenbrüche in den Neustifter Bergen und jähe Gewitterregen veranlassten mehrmals Hochwässer, durch welche viele Erde von Feldern abgeschwemmt, viel Holz fortge¬ rissen, die Mistlgraber Wasserwehr dreimal zerstört, andere arg be¬ schädiget, an vielen Orten die Straße unterwaschen wurde, dass sie stück¬ weise einstürzte, häuser, z. B. des Bachbauern, unteren Grünwald 2c. wurden unter Wasser gesetzt u. a. m. Darauf folgten Feuersbrünste, meist von böser Hand gelegt, wie in der Nöstermühle, Schmied in der Raming, Spirs, oder es zündete der Blitz, wie beim Noll. 1847 war ein ausgezeichnetes Obstjahr, so dass die Fässer für den vielen Obstmost zu wenig wurden. Noch zu Weihnacht sah man hie und da Obsthaufen, meist Holzäpfel, mit Stroh verhüllt, vor den Häusern liegen, weil es an Gebünden fehlte, obwohl man alte Bottiche, Rübel 2c. zu Hilfe nahm; die Leute mussten erst Fässer leer trinken, um sie neuerdings füllen zu können. Und wie viel edles Obst wurde in Wagen= und Schiffsladungen (auf der Enns—Donau) ausgeführt! Bei dieser Obstarbeit haben die Schmiedgesellen auch wacker ge¬ holfen. Trotz ihrer anstrengenden Tagesarbeit giengen sie abends noch in die Nachbarshäuser in's Mostmachen, was bis Mitternacht und da¬ rüber dauerte. Sonst wäre es auch vielen Hausbesitzern nicht möglich gewesen, die Arbeit zu verrichten, denn in einem Gebirgshause sind regelmäßig wenig Leute. Aber ebenso fleißig halfen später im Frühjahre die Gesellen „Mosttrinken“. Zum Lohn für ihre Mithilfe bei der Arbeit wurden sie nämlich, wenn der Most seine süße Gährung vollendet hatte, zu einer Jause, abwechselnd in den Häusern geladen, mit kaltem Fleische, Brot, Rüsse und frischem Apfelmost, der nicht selten wie Champagner schmeckte und wirkte, bewirtet. Da gieng es gar lustig her, besonders wenn fertige Geschichtenerzähler, wie der sel. Dernecker, oder geübte Sänger, wie die Weinberger, Reihweger, Tandelgraber, nebst obligaten Faxenmachern, wie der „kleine Hanserl“, sich dazu einfanden. Noch beim Heimgehen in später Nacht gab es Hetzen, Jauchzer und Gesang, dass von den Bergen das Echo widerklang. Freilich am anderen Tage gab es Katzenjammer; da hieß es „Hundshaare auflegen“, wie man es nannte, das ist Häring und unge¬ kochtes Sauerkraut essen.

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