Die Raming und ihre Bewohner

24 Bauern zunächst, aber durch sie auch unter Wirten, Fleischern, Wagnern, Schmieden; es lebte die ganze Raming. Am fröhlichsten gieng es abends zu, wenn alle Fuhrleute und Handwerker in irgend einem Gast¬ hause sich versammelten zu einer gemüthlichen Jause. Da wurde „Beigl gespielt" Ochsenhandel abgeschlossen, Brautwerbung gehalten, Most getrunken nicht zu wenig und der Eine oder Andere zur allgemeinen Unterhaltung recht „durchgelassen“. Don 1820—1850 gab es oftmalige Hochwässer, unter denen das im Jahre 1850 am meisten Schaden anrichtete; denn es zerriss die Straßen an mehreren Stellen, brach Wasserwehren auf, riss Holz in ganzen Stämmen, Stege und Brücken fort, setzte auch einzelne, nahe am Bache liegende Häuser und Werke unter Wasser. Im Kohlergraben sich z. B. der sogenannte Zezerl=Schneider nur dadurch konnte retten, dass er sammt Weib und Ziege auf den Tisch stieg, bis er aus¬ geholt wurde. 1850. Um diese Zeit hört der bisher in dieser Gegend übliche und noch von den alten Deutschen stammende Schwerttanz auf. Die Zeit von 1820—1850 war den Messerschmieden in der Ra¬ ming recht günstig; denn es gab viele Arbeit und sehr guten Verdienst. Die einzelnen Meister konnten den reichlichen Bestellungen oft nicht nach¬ kommen; und um das Jahr 1850 soll es öfter geschehen sein, dass die Messerer den nach Stepr kommenden Schmiderfrauen auf der Enns¬ brücke vorpassten, um ihnen auf dem Wege ins eigentliche Verkaufs¬ locale im Bürgerspitale die fertige Arbeit abzukaufen, wobei Einer den Andern im Dreise überbot, die Klingschmiede aber ihre gute Rechnung fanden. Da klopfte und hämmerte es im ganzen Ramingthale bis hinan zum Tannberge von 4 Uhr Früh bis 7 Uhr abends mit Emsig¬ keit und größtem Fleiße. Ja, fleißige und sparsame Gesellen arbeiten noch bis spät in die Nacht hinein für Trinkgeld, das aber nicht ver¬ trunken, sondern als Zehrpfennig für's Alter hinterlegt wurde, obgleich die Schmiede auf gut essen und trinken immer viel hielten bis zur Stunde, obgleich jetzt die Zeiten viel anders sind. Und wie die Schmiede gut lebten, so nahmen daran auch alle Orofessionisten und Bauers¬ leute theil; es war eine gute, schöne und glückliche Zeit. Wie lebhaft gieng es auf der Straße nach Stepr zu, wo ein Kohlen=, Holz= und Steinfuhrwerk dem andern folgte. Dazwischen Frauen mit Kopf= und Jungen mit Buckelkörben, die bei jedem Schritte krachten vor schwerer Tast der eingepackten Stahl= und Eisenwaren. Kurz, der Verkehr aus und in die Raming war so lebhaft, dass die Landbauern mit geheimem Neide die Raming den Leirergraben nannten. Mit Leirer be¬

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