Die Raming und ihre Bewohner

22 Im letzten Decennium dieses Jahrhundertes begannen die Fran¬ zosenkriege. 1800 kamen die Feinde schon nach Stepr. Der General Riche¬ panse war der Erste; diesem folgten Lecurbe, Grouchp, Mon¬ Dessolles, endlich kam der Ober=General trichard, Decaen, Moreau mit 36.000 Mann. Franzosen auch die Raming heim und verübten 1805 suchten die manche Gewaltthat. Noch weit ärger war es anno 1809. Wer sein Haus verlassen konnte, floh vor dem Feinde. Besonders die Gegend am großen und kleinen Kohlergraben war mit von Flüchtlingen voll. Nicht reguläres Militär, sondern pfälzische Marodeurs sollen in der Raming gehaust haben. Am Spirshause wurde der Hausherr Wörtner von den Feinden ergriffen und gebunden mit den Füßen am Ofengeländer aufgehängt. Sie stellten auch eine Glutpfanne unter seinen Kopf und drohten Dulver hinein zu schütten und ihn in die Luft zu sprengen, wenn er nicht Geld herbringe. Bei dieser Drohung stieß ein Franzose sein Gewehr so heftig zu Boden, dass es sich entlud und die Kugel seinen Arm durchbohrte. Während seine Kameraden ihn in den Hof zum Brunnen trugen und ihn labten, gelang es dem Spirs sich los zu machen und in den Wald zu entfliehen. Die feindliche Kugel, welche oben in der Zimmer¬ decke sich einbohrte, ist noch heute zu sehen. Am Mühlberg verbarg ich der Dater mit seiner Familie im tiefen Graben. Zuvor hatte man das Haus geleert, Stroh 2c. herumgestreut, die Thüren geöffnet, als wäre es bereits geplündert worden. In der Hüche wurde in einem Zimmerofen=Camine ein Aschenhaufen zusammen gehäuft und im selben das Krösengeld (i. e. Urisamgeld = Caufpathengeschenk) verborgen. — Feind kam, machte im Hause ein großes Feuer an, begann zu Der kochen und zu braten, gerade dort wo der Aschenhaufe lag. Dom gesammten Krösengeld der Kinder fand man später nichts als einen geschmolzenen Klumpen Silber und war noch froh, dass we¬ nigstens dieser der Raublust des Feindes entgangen war. Am Deißenbach war der Besitzer, ein mehr als 6 Schuh also riesengroßer Mann, allein daheim. Zwei feindliche Soldaten wollten das Haus plündern. Der Bauer aber, eben im Diehstalle beschäftigt, nahm eine dreizackige Mistgabel und fuhr mit großem Geschrei auf die Feinde Neptun siegte, denn die zwei Soldaten entflohen. los. Am Unter=Brettbach soll ein Franzose mit einem eisernen Jochnagel erschlagen worden sein. Französische Musketen, Helme 2c. sah man zu Anfang der Dier¬

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