Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

450 Am 15. Jänner 1735 starb in Garsten der oft genannte, berühmte Maler Karl von Röselfeld und wurde unter dem Kunigundenaltar begraben. Er war aus Tirol gebürtig, kam sehr jung nach Steyr, der Freiherr von Riesenfels schickte ihn nach Italien, wo er sich vier Jahre in der Schule des berühmten Karl von Loth zu Venedig ausbildete. 1684 kam er zurück, genoss in Garsten ein Stipendiumpr. 200 fl., wurde dannunter dieOffizialen aufgenommen und lebte 51 Jahre im Stift, tätig und geachtet von allen. Durch drei Monate des Jahres malte er für das Kloster, die übrige Zeit konnte er nach Belieben, zur Ausübung seiner Kunst, verwenden. 1735 war der päpstliche Nuntius in Garsten, in Begleitung der Herren Prälaten von St. Florian, Melk, St. Pölten, Seitenstetten, Bruck, Geras und Spital. 1736 machte die große Überschwemmung der Enns vielen Schaden in Garsten; das Wasser drang in das Refektorium und den unteren Teil des Konventes ein und stürzte im Keller die Fässer um. Der Ennsfluss reichte damals bis zum Kastnerhaus an der Straße und das schöne Tal glich einem großen See. Abt Konstantin wollte auch den Bau des Klosters fortsetzen oder gar vollenden, er führte das neue Gebäude links an der Stiftskirche auf, aber weder er noch seine Nachfolger vollendeten es gänzlich. Er starb am 13. Mai 1747 und am 6. Juli wurde Leopold I. (Till) zum Abte erwählt. Er war den 14. Juni 1688 zu Scheibbs geboren, machte 1711 Profess und war 1713 Priester. Als Erzieher der jungen Grafen von Thierheim zu Weinberg reiste er mit denselben nach Rom und Montecassino, nach seiner Rückkehr ward er Schaffner im Kloster und von 1739 bis 1747 Pfarrer in Steyr. Er war ein Mann voll Geist, Erfahrung und höherer Bildung, ist der Verfasser des Decenniums des Abtes Anselm und mehrerer Schriften, Garsten und Steyr betreffend, in denen er eine große Geschäftskenntnis und Gewandtheit zeigt. Er baute als Abt neue Häuser für den Vorsteher der Weinberge in Nußdorf und in Stein; ferner den Pfarrhof zu Frauenstein an der Steyr und stellte 1754 einen eigenen Vikar dort an. Besonders sorgte er für den Schmuck der Stiftskirche, ließ ein neues silbernes

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