Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

448 die auch im Drucke erschien und ward 1713 Pfarrer in Steyr. Robert König, Doktor der Rechte, Professor des Kirchenrechtes zu Salzburg, zweimal Rektor der Universität, war einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit und von allen geliebt. Abt Anselm war selbst auch Rektor jener Universität, zu deren Gedeihen er so vieles beitrug; aber sein Lieblingsgedanke war, im Schloss Rosenegg, beiläufig eine Stunde von Garsten entfernt, eine Anstalt für das Studium der höheren Theologie, der Scholastiker, der spekulativen Theologie und des Aristoteles zu gründen. Er ließ daher dieses Schloss schön herstellen, errichtete ein Museum, Dormitorium und Wohnungen für Professoren, erbaute eine Kapelle, welche Röselfeld mit Gemälden zierte und erhielt die Erlaubnis, darin Messe zu lesen. Er wollte berühmte Professoren hierher berufen und vorzügliche, fähige junge Männer auswählen, um da sich auszubilden, wo sie abgeschieden vom Geräusche der Welt in ruhiger Einsamkeit, freier und ungestörter, sich im Kreise der Wissenschaften bewegen könnten. Allein anfangs ging der Bau nur wenig vorwärts, da er selbst oft und lange sich zu Linz aufhalten musste und später wurde das meiste zu diesem Zwecke bestimmte für die Universität in Salzburg verwendet, welche dieser neuen Anstalt, vielleicht aus Eifersucht, nicht hold gewesen zu sein scheint. So erlebte Anselm die Erfüllung seines großarti-gen Wunsches nicht und Rosenegg ward kein Musensitz, sondern ein Unterhaltungsort für die Mitglieder des Stiftes 45). Der Abt feierte noch das Jubelfest seiner abgelegten Gelübde, aber nicht mehr des Priestertums, sondern starb am 19. April 1715 im 68. Jahre seines Alters und die höchste Achtung und Liebe vieler Tausende folgte ihm in das Grab. In den Annalen Garstens strahlt sein Name, nebst dem des hl. Bertholds, am schönsten; er hatte 32, Roman 41 und Antonius II. 27 Jahre regiert, gerade ein volles Jahrhundert und wahrlich das herrlichste des Stiftes! — Die neue Wahl, welche am 25. Juni vorgenommen wurde, fiel auf Ambros I. von Freudenpichl, gebürtig aus Oberndorf in Steiermark, am 10. August wurde er im Stifte infuliert. 45) Alles dieses ist größtenteils nach Leopold TilTs Decennium Anselmi.

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