Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

445 nebenbei jenen der heil. Anna; am 20. den Kreuzaltar in der Sakristei und den Altar der heil. Barbara in der Winter-Sakristei. 1694 am 21. Oktober weihte er die neuen Altäre in St. Ulrich, den Hochaltar zu Ternberg schon früher, am 19. April 1693; am 21. d. M. jenen des heil. Berthold in der Neustift, dann einen Altar in Gaflenz und zwei in St. Magdalena; 1694 den Altar im Bruderhause und Herrenhause zu Steyr. Nach diesen Verrichtungen begann er sein liebes Stift mit neuen Gebäuden zu verschönern; er erbaute neben der Kirche vom Grunde aus die schöne Abtei und ober derselben die zierliche Bibliothek, welche er mit den wichtigstenWerken versah, deren Anzahl später sich auf 10.000 Bände belief. Dann entstanden die Keller und ein großer Teil des Gasttraktes; er ließ ferner eine künstliche Uhr verfertigen, welche im Chor und Refektorium, wie auch in 48 Zimmern den Konventualen die Stunden und Viertel anzeigte. Zum Schlüsse baute er noch den herrlichen Saal, einen der schönsten in Oberösterreich, mit 7 Musik-Chören; herrliche Gemälde von Röselfeld verschönerten denselben und oberhalb des Einganges und großen Aufganges prangte desselben Meisterstück, der Pegasus, in drei künstlichen Wendungen 44). Der letzte Bau, den Anselm außerhalb des Klosters führte, ist die kleine, aber liebliche Kirche Christkindl; er legte dazu den Grundstein am 31. Mai 1708; zwei berühmte Meister, Prandtauer und Carlone, erbauten dieselbe, 1709 war sie vollendet. Auch der danebenstehende große Pfarrhof ist sein Werk; er wurde zur Wohnung für die Priester von Garsten, deren immer mehrere unter einem Superior dort waren, umden vielenWallfahrern Genüge zu leisten, errichtet. Diese Gebäude kosteten wohl große Summen und doch bestritt Anselm auch noch die vielenAusgaben und Steuern, welche damals die Kriegemit denTürken und Franzosen nötig machten. Weise Sparsamkeit, gute Benützung der Umstände, großer Verstand im praktischen Leben und Gewandtheit in den Geschäften machte ihm dieses alles möglich und stellte ihn 44)Dieser Pegasus ist noch zu sehen, aber der Saal ruiniert; man arbeitet wohl an dessen Wiederherstellung, aber der schöne Plafond und Röselfeld’s Gemälde sind für immer dahin. Nur eine Kopie und die Bilder an den Wänden, auf Leinwand gemalt, aber in schlechtem Zustande, sind übrig.

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