Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

441 aus der Schule des berühmten Karl von Loth zu Venedig gekommen, dessen Schüler er sieben Jahre gewesen war. Er malte die heil. Kunigunde mit bloßen Füßen auf dem glühenden Pflugeisen unverletzt einhergehend, während ihr Gemahl K. Heinrich von seinem Throne zusieht; oben ist die heilige Magdalena. Diese Bilder kosteten ebenfalls 1000 fl. Auf der anderen Seite der Kirche a) beimBerthold-Altarmalte der berühmte Karl von Röselfeld, der sich so lange in Garsten aufhielt, das Bildnis des heil. Berthold und oberhalb den Sarg desselben, wie er nach der Legende auf den Schultern der Engel zu Grabe getragen wird, b) Bei dem Altar St. Josephs malte Johann Andreas Wolf in München, Maler des Kurfürsten von Bayern, den heil. Joseph; er vollendete es nach zwei Jahren, stellte es in der Jesuitenkirche zu München zur Betrachtung aus und überbrachte es dann nach Garsten. Es ist ein herrliches Stück; der Abt ließ es auch in Kupfer stechen und 1000 Abdrücke davonmachen, die er überall verteilte, die Kupfertafel selbst verehrte er der St.-Josephs-Bruderschaft zu Steyr, c) Da die Maler in Augsburg auf den Ruhm jener Meister eifersüchtig wurden und sich beeiferten, ebenfalls durch ihre Kunst zur Verherrlichung dieses Tempels beizutragen, so wurde einer der vorzüglichsten derselben, Johann Heyß, vom Abte ersucht, das Bild der heil. Gertrud im letzten Altar zu malen; oben ist die heil. Mechtildis, ihr brennendes Herz dem Erlöser darbringend. Beide kosteten 300 fl. Die vortrefflichen Stuckaturarbeiten in der Kirche sind vom Johann Baptist Carlone und die vielen Freskogemälde von Röselfeld sind ausgezeichnet schön und lebendig. Der große Chor stützt sich auf zwei, ein wenig schiefe Säulen von Marmor, wodurch der Baumeister seine Kunst desto besser zeigte, indem der Schwerpunkt doch in das Mittel fällt. Die Kanzel ist ebenfalls sehenswert, sie wurde auch damals verfertigt; der Bildhauer, Jakob Pokorni, machte sie um 500 fl., Steindorfer vergoldete sie um 330 fl., das Gold dazu kostete 300 fl. Was den ganzen Tempel noch verschönert, ist die liebliche Helle desselben, welche dem vortrefflichen, italienischen Baustile und der so freundlichen Ausführung gänzlich entspricht.

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