Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

439 1679 am 27. Juli feierte der ehrwürdige, noch kraftvolle Greis sein Jubelfest als Priester in Gegenwart eines zahlreichen Adels und von zwölf Prälaten; er überlebte dasselbe noch vier Jahre. Da brachen die Türken 1683 gegen Wien los, zerstörten die Weinber-ge des Stiftes um Nußdorf und machten demselben vielen Schaden; aus Furcht vor den herannahenden Feinden ließen die besorgten Mitglieder den Abt wider seinen Willen in einer Sänfte in das Stift Spital tragen; er kehrte wohl von dort nach Wiens Befreiung wieder zurück, aber diese Ereignisse und die Reise hatten sein Lebensende beschleunigt. Er starb am 12. Oktober 1683 im 80. Jahre seines Alters, 41. seiner Abtwürde und 60. seiner Profess und wurde als erster in der neu erbauten Gruft begraben. Schwer war es, einen ihm nur ähnlichen Nachfolger zu finden und doch übertraf ihn noch weit Anselm I. (Angerer), der am 7. November 1683 als Abt erwählt wurde. Er war 1647 am 31. März in der Stadt Steyr geboren, der Sohn eines dasigen Messe-rers, studierte die lateinischen Schulen in Garsten, trat in das Stift, machte am 1. November 1665 Profess, ward am 13. November 1672 Priester, 1680 Subprior. Mit großen Fähigkeiten des Geistes verband er die seltenste Güte des Herzens, eine rastlose, wahrhaft bewundernswürdige Tätig-keit, großen Scharfsinn und Gewandtheit in den schwierigsten Geschäften, weise Leitung des Stiftsvermögens in diesen harten Zeiten, einen lebendigen Sinn für alles Schöne, für die Verherrlichung seines geliebten Stiftes durch vortreffliche Gebäude und Anstalten, wie durch höhere Bildung und Wissenschaft, mit Frömmigkeit verbunden (wo beides so sehr im Werte steigt), der Mit-glieder desselben, denen er in jeder Hinsicht ein hohes Vorbild war. Er hat sich die Liebe der Seinigen, wie wenige, erworben; in der Nähe, wie in der Ferne, zu Linz, Wien und Rom hohe Achtung sich errungen, wie die Geschichte zeigt. Garsten hatte damals seinen schönsten Zeitraum und der Grund, den er gelegt, brachte noch nach seinem Tode reichliche Früchte. Wir wollen zuerst von den Gebäuden sprechen, die er in verschiedenen Zeiten aufführte. Sein erstes Geschäft in dieser Hinsicht war, den 1677 angefangenen Bau der neuen Stiftskirche zu

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