Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

436 die protestantische Religion herrschte, im Besitze derselben wären; der Abt verlangte als oberster Pfarrer die Schlüssel zum Gottesacker und Bruderhause, zur Spital- und Dominikanerkirche, zu den Kapellen, vorzüglich im Hirschen- hause, die Vorlegung aller Stiftungen; am 8. April 1605 brachte er auch diese Auslieferung zustande. Er schrieb an den Magistrat wegen Aufhebung der lutherischen Schulen und der Gesänge bei den Begräbnissen, wegen Aufnahme eines deutschen, katholischen Schulmeisters 42). Allein diese bessere Aussicht dauerte nicht lange, denn 1608 zwang Erzherzog Mathias seinen Bruder K. Rudolph II., Ungarn, Mähren und Österreich an ihn abzutreten; die protestantischen Stände ob der Enns führten diesen Gottesdienst wieder öffentlich zu Linz ein und diesem Beispiele folgte auch sehr bald die Stadt Steyr. Mathias konnte es nicht verhindern, ja erlaubte 1609 die freie Ausübung dieser Religion. Der standhafte Abt tat alles, was in seiner Lage möglich war und bewahrte wenigstens die Keime des Besseren auf. 1613 am 12. Juli kam Mathias auf seiner Reise nach Regensburg durch Steyr nach Garsten, wo er samt der Begleitung über-nachtete. Am 27. Dezember 1614 (nach Hoheneck I. Bd. S. 137 schon 1613) beimMittagsmahle, wo viele Bürger von Steyr anwesend waren, traf den Abt der Schlagfluss; am folgenden Tage starb er, allgemein bedauert. Bei seinem Begräbnisse waren gegenwärtig: die Äbte von Kremsmünster, Göttweig, Seitenstetten, Gleink, Baumgartenberg und der Propst zu St. Florian. Der Prälat von Sei-tenstetten segnete die Leiche ein und jener von Göttweig hielt die Exequien. Nun wählten zwar die Garstner Georg Falb, der in diesem Stifte Profess gemacht hatte, aber jetzt Abt in Göttweig war, zu ihrem Vorsteher; der Prior und andere reisten hinab, um ihn zur Annahme dieser Würde in Garsten zu bewegen, aber vergebens. Er war der nämliche, der später unter K. Ferdinand II. als Reformations42) Die Geschichte dieser Streitigkeiten zwischen Steyr und dem Abte von Garsten findet sich im städtischen Archive vor, und ist 1624 aus den Original-Akten in einen Band zusammengeschrieben worden.

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